Mittwoch, 21. Oktober 2009

Alltäglicher Rassismus in Deutschland - Wallraff in "fremder Haut"

Ein Jahr lang war Günter Wallraff immer wieder als Schwarzer unterwegs: bei einem Fußballspiel in Cottbus, auf Wohnungssuche in Köln, in einer Rosenheimer Kneipe und bei einer Behörde in Berlin-Marzahn

Der Gondelkapitän im Fürstenpark Wörlitz empfängt uns freundlich auf seinem Ruderkahn: "Ich begrüße Sie ganz herzlich hier bei uns an Bord." Ich nehme als einer der Ersten auf dem kleinen, flachen Boot Platz, das ringsum mit Bänken versehen ist. Ich sitze hinten bei dieser Umrundung des Schlossgartens von Wörlitz, neben mir bleibt alles frei, obwohl es nach und nach eng wird auf dem Boot. Einer der Gäste, ein auf den ersten Blick nicht unsympathisch wirkender Zeitgenosse – Typ Gymnasiallehrer für Physik und Mathematik –, schiebt sich vorsichtig auf der Längsbank zu mir hin, schaut mich an und gibt seine Bestellung auf: "Zwei Bier, bitte."

Wie kommt er darauf, dass ich die Bedienung bin? Ich trage weder Kellnerkluft, noch stehe ich, sondern sitze wie er, ich habe auch keine Bierflaschen in der Hand, keine Gläser, kein Geschirrtuch – aber meine Hautfarbe ist schwarz. Deshalb muss ich in seiner Logik wohl der Diener sein. "Kein Service", antworte ich ihm, und er fragt enttäuscht: "Nix Service?" Also wiederhole ich wortgleich: "Nix Service", und habe erst einmal Ruhe.

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Anmerkung: Diesen Bericht möchte man all jenen Bosbachs und Sarrazins dieses Landes immer wieder um die Ohren hauen, bis sie sich an ihrem rassistischen Geschwätz verschlucken und endlich betroffen den Mund halten.

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