Sonntag, 29. November 2009

Trotz Traumjobs an der Armutsgrenze - Akademiker und Hartz IV

Berlin ist die Stadt der Akademiker und Kreativen. Der Wettbewerb ist hart, die Bezahlung oft schlecht. Dozenten lehren gratis, Anwälte und Architekten kämpfen um jeden Auftrag. Viele sind zum Überleben auf Hartz IV angewiesen.

Er hat einen Job, um den ihn andere beneiden. Wenn der Journalist Johannes Meyer (Name geändert) bei Partys erzählt, was er als freischaffender Kameramann erlebt, beeindruckt das seine Gesprächspartner. Seine Bilder sind regelmäßig in den Hauptnachrichten großer Sender zu sehen. Was Meyer auf den Partys nicht jedem erzählt: Seit Anfang des Jahres hat er zusätzlich zu seinen Honoraren Arbeitslosengeld II beantragt. „Man sollte meinen, dass ich mit meiner Qualifikation von meiner Arbeit leben kann“, sagt er. Doch seit einiger Zeit reicht es einfach nicht mehr. „Die Honorare stagnieren seit meinem Berufseintritt, aber die Kosten wie für die Krankenversicherung steigen, so dass ich immer mehr arbeiten muss und dabei immer weniger Spielraum habe.“ Und dabei werde er noch besser bezahlt als mancher Kollege. (...)

Die meisten am Existenzminimum arbeitenden Akademiker tauchen jedoch nie in diesen Statistiken auf, sondern „wursteln sich so durch“, wie es der freiberufliche Journalist Andreas Schneider sagt. Er selbst spielt immer mal wieder mit dem Gedanken, Hartz IV zu beantragen, „aber ich war dann doch noch nicht so weit“. Schneider hat einen Hochschulabschluss und renommierte Auftraggeber. Der 30-jährige Vater einer Tochter verdient um die 1000 Euro im Monat – brutto. Rücklagen für Rente, Urlaub, Krankheiten oder für eine neue Waschmaschine sind da nicht drin. „Ich leih mir Geld, wenn's grad knapp ist. Bisher konnte ich es Familie und Freunden immer wieder zurückzahlen“, sagt er. Und doch kann sich Schneider nur schwer einen anderen Beruf vorstellen. Journalismus sei doch ein Traumberuf.

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