Dienstag, 6. April 2010

Wie hoch qualifizierte Wissenschaftler an deutschen Unis ausgebeutet werden

Die studentischen Proteste gegen die Bologna-Reform waren wirkungsvoll. Dabei fand leider kaum Beachtung, wie krank an Haupt und Gliedern auch die Personalstruktur an den deutschen Universitäten ist. Nur über den Weg der Habilitation und einer im Idealfall kurzen Existenz als Privatdozent kann man in Deutschland normalerweise Professor werden. Einem "Alles oder nichts"-Prinzip folgend, werden dabei gnadenlos alle jene Wissenschaftler ausgebeutet, die nicht als Sieger durchs Ziel gehen – sprich eine Professur erhalten. Gleichzeitig wurde der Mittelbau der Akademischen Räte und Direktoren abgeschafft, ohne ihn durch die versprochene Vermehrung der Professorenstellen auszugleichen. Wohin also mit jenen Forschern, die keine Professoren werden?

Das System hinterlässt gebrochene Lebensläufe. Es gibt Tausende hoch qualifizierter Wissenschaftler an deutschen Unis, die über Jahre eine unbeachtete Randexistenz führen. Diese neuen Sklaven dürfen sich "Privatdozenten" und "außerplanmäßige Professoren" nennen. Diese Titel hören sich beeindruckend an, sind aber nur hohle Dekoration. Hinter ihnen verbirgt sich die nackte Ausbeutung, verschleiert mit dem harmlosen Namen "Titellehre": Denn die Betroffenen müssen ohne jede Entlohnung und ohne Aussicht auf Anstellung an der Uni, an der sie sich habilitiert haben, unter Umständen jahrelang unterrichten. Die einzige Alternative ist, den mit der Habilitation errungenen Titel "Privatdozent" oder später "außerplanmäßiger Professor" wieder aufzugeben.

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Anmerkung: So sieht also nach neoliberaler Vorstellung die Zukunft der Wissenschaft und universitären Foschung und Lehre aus - aha. Da können wir uns ja freuen, dass es noch ein paar echte Professoren wie z.B. Hans-Werner Sinn gibt, die uns in ihrer allumfassenden Weisheit immer wieder kund tun, welch ein segensbringender Heilsweg der Neoliberalismus doch sei. Dass dieser Professor neben seinem Staatsgehalt auch noch andere Gelder (man rate mal, von wem) erhält, spielt da natürlich keine Rolle. - Es ist nur noch eine Farce.

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