Freitag, 3. September 2010

Weiter so, Guantánamo! – Die Permanenz der Schande

  1. Es gibt zwei Guantánamo-Präsidenten: George W. Bush, der das Folterlager installieren ließ, und Barack Obama, der unfähig ist, es zu schließen. Die USA scheuen den Bruch mit der Bush-Ära. Zu viele sind verstrickt und fürchten den Blick in den Spiegel, der ihnen traumatisierte Guantánamo-Opfer vorhalten würde. Deutschland indes mauert und agiert nach dem Motto: "So wenige Folteropfer wie möglich aufnehmen". Die Schande ist im Komplizenstaat Deutschland angekommen. (...)

    Guantánamo ist ein Lager, in dem Seelen zerstört werden und damit auch menschliche Schicksale: die der Opfer und die der Täter, vom Staat bestellter Folterknechte. Ich muss hier noch einmal ein paar schmerzliche Fakten ins Gedächtnis rufen, nur einen Ausschnitt aus dem Horrorszenario: In Guantánamo werden folgende Foltermethoden praktiziert:

    • Waterboarding (scheinbares Ertränken)

    • Schlafentzug

    • sensorische Deprivation

    • Dauerbeschallung mit lauter Musik

    • Koranschändung

    • Anketten in qualvollen Körperhaltungen

    • Entwürdigende Behandlung (Männer müssen Frauenkleider tragen, sich nackt ausziehen, am Hundehalsband auf allen Vieren laufen)

    • Wochenlange Dunkelhaft

    • Beschmieren mit Exkrementen

    • Schläge auf die Hoden

    • Zusammenschlagen wegen geringfügiger "Disziplinarvergehen" durch die "Immidiate Reaction Force"


    Ich nenne hier nur Vorgänge, die gesichert sind, weil sie von Menschenrechtsorganisationen beschrieben oder von Verantwortlichen selbst zugegeben wurden.

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  2. Omar Khadrs soll einen US-Soldaten getötet haben. Das Geständnis wurde allerdings gewaltsam erpresst. Macht nichts, befand das US-Militärtribunal und eröffnet den Prozess.

    Geständnisse gelten. Auch wenn der Geständige ein schwer verletzter, von allen verlassener 15-jähriger Junge war. Auch wenn es keinen Zweifel daran gibt, dass er während der Verhöre im afghanischen Bagram gelegentlich mit einer über sein Gesicht gestülpten undurchsichtigen Kapuze länger stehen musste, mit den Händen über Kopf an zwei Zellenwände gefesselt. Auch wenn er zu Verhörzwecken des Schlafes beraubt wurde. Und auch wenn er selbst von angedrohten Gruppenverwaltigungen und anderen Misshandlungen berichtet.

    Die Militärjustiz in Guantánamo hat sich davon nicht beeindrucken lassen. Am Montag entschied sie - am Ende von monatelangen Anhörungen -, dass die Geständnisse ausreichen und zulässig sind, um Omar Khadr den Prozess zu machen. Der inzwischen 23-Jährige ist als Gefangener erwachsen geworden.

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Anmerkung: Mir fehlen angesichts der unablässig fortgeführten massiven Menschenrechtsverletzungen in diesem Lager und überhaupt in diesem Krieg jegliche Worte, um das angemessen kommentieren zu können. Die beiden Texte sprechen für sich selbst.

Es ist müßig zu fragen, wann wohl der erste US- oder NATO-Soldat (oder besser noch: Offizier) wegen all der offensichtlichen Morde in diesem schmutzigen Krieg angeklagt werden wird - von den im Hintergrund stehenden Befehlsgebern aus der Politik ganz zu schweigen. Obamas "Change" ist wirklich sehr beeindruckend.

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