Samstag, 18. Dezember 2010

Das Schweigen des verrohten Bürgertums

Die Studie des Soziologen Wilhelm Heitmeyer über "Deutsche Zustände" sollte uns schockieren. Sie zeigt ein feindseliges, verrohtes Bürgertum.

Ein Gedankenspiel aus unschönem Anlass: Ich stelle mir vor, ein Raunen ginge durch die Republik. Viele Menschen in diesem Land wären beunruhigt, mehr noch, erschrocken. Sie diskutierten leidenschaftlich die Ergebnisse der "Deutschen Zustände". In der neuen Auflage dieser umfassenden Langzeitstudie kommen renommierte Bielefelder Wissenschaftler um den Soziologen Wilhelm Heitmeyer zu dem Schluss, dass das deutsche Bürgertum verroht. Vor allem Besserverdienende blickten zunehmend feindselig, gar aggressiv auf sozial Schwache und auf Muslime.

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Anmerkung: Das Schweigen der Besserverdienenden in Bezug auf Heitmeyers Studie verwundert nicht weiter: Diese Spaltung der Gesellschaft ist ja von gewissen Kreisen bewusst gewollt - man hat "gute Erfahrungen" damit in der Vergangenheit gemacht und sieht demnach keinen Anlass, daran etwas zu ändern. Wenn die Bürger sich gegenseitig für die "Schuldigen" halten - und genau das befeuern ja weite Teile der Mainstreampresse und des Fernsehens -, kommt niemand auf die Idee, nach den wirklich Schuldigen zu fahnden. Das hat in den 20er und 30er Jahren in Deutschland schon einmal wunderbar geklappt, genau wie an vielen anderen Orten und zu anderen Zeiten auch.

Es ist immer dasselbe Spielchen: Politik und Medien hetzen verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander auf - und die Finanzelite reibt sich kichernd die Hände und sahnt weiter in Unmaßen ab, auf Kosten aller anderen, versteht sich. Es ist mir ein vollkommenes Rätsel, dass es offenbar so viele gebildete Bürger gibt, die dieses perfide Spiel nicht durchschauen oder nicht durchschauen wollen.

Man möchte ihnen Reinhard Meys Worte zurufen:

"Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh'n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor'n,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor'n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden."

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