Donnerstag, 14. Oktober 2010

Zitat des Tages (64): Die Zinsen

Es ist alles still, wie in einer verschneiten Winternacht. Nur ein leiser, monotoner Tropfenfall. Das sind die Zinsen, die fortlaufend hinabträufeln in die Kapitalien, welche beständig anschwellen; man hört ordentlich, wie sie wachsen, die Reichtümer der Reichen. Dazwischen das leise Schluchzen der Armut. Manchmal auch klirrt etwas, wie ein Messer, das gewetzt wird.

(Heinrich Heine [1797-1856]: Lutetia. Augsburg 1854)


Die Refeudalisierung der Gesellschaft

Solange die systemische und leistungslose Umverteilung durch das Geldsystem unbemerkt bleibt und nicht gestoppt wird, hat eine friedliche demokratische Gesellschaft mündiger und gleichberechtigter Bürger keine wirkliche Chance. (...)

Wen wundert's? Läuft doch die große Umverteilung durch unser ungerechtes Geldsystem von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt im Stillen ab. (...)

Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler an der Universität Köln, meint, dass unser Gemeinwesen perspektivisch in einen Wohlfahrtsmarkt sowie einen Wohltätigkeitsstaat zu zerfallen droht: Während finanzkräftige Bürger sich auf dem Wohlfahrtsmarkt soziale Sicherheit erkaufen können (z.B. Altersvorsorge durch private Versicherungspolicen), gibt es für die anderen, denen Geld fehlt, vom Staat nur noch Minimalleistungen (beschönigend "Grundsicherung" genannt). Ansonsten muss man sich in die Obhut karitativer Organisationen und privater Wohltäter begeben.

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Anmerkung: Es ist bezeichnend, dass das Grundübel dieses Systems, dem wir ausgesetzt sind, in keinem einzigen Mainstreammedium zum Thema gemacht wird: Das perfide Geldsystem, das unweigerlich in diese katastrophale Situation führen muss, die wir jetzt erleben müssen. Was muss noch geschehen, bis endlich jemand zu sagen wagt, dass der Kaiser keine Kleider anhat? Wie lange will man es noch totschweigen, dass sich die vorhandene Geldmenge immer weiter massiv vermehrt, während die öffentlichen Kassen und die der Bürger immer leerer werden? Wie absurd muss es noch werden, bis auch in den Zeitungen und im Fernsehen nicht mehr ignoriert werden kann, dass es auf diesem Planeten wenige Menschen gibt, die inzwischen so unermesslich viel Vermögen leistungslos angehäuft haben, dass kein Mensch diese Summen mehr fassen kann - während eine stündlich immer größer werdende Masse von Menschen in totaler Armut und im Hunger versinkt?

Das ist unsere Realität, liebe Leute, kein dystopischer Alptraum aus irgendeinem Film oder Buch. Ein Geldsystem, das auf Schuld basiert und das es der Elite erlaubt, nicht vorhandenes Geld gegen Zins und Zinseszins zu "verleihen", das ist ein ganz realer Alptraum, der unweigerlich in den Kollaps - oder wahlweise in einen extra angezettelten Krieg oder andere Katastrophen - münden muss.

Wann hört dieser Wahnsinn von Konkurrenz, Wettbewerb, Wachstum und Märkten endlich auf? Die gesamte Menschheit könnte zufrieden und ohne Angst und Hunger ein erfülltes Leben auf diesem Planeten führen - wenn dieses perverse System nicht wäre. Und statt einer Umkehr erleben wir das genaue Gegenteil - die Refeudalisierung der Gesellschaft. Das ist nur noch vergleichbar mit dem Kind, das sich, nachdem es sich mehrmals die Hände an der heißen Herdplatte verbrannt hat, nun vollends auf die glühende Fläche setzt, bis es stirbt.

Und wir alle stehen daneben, schauen staunend zu, tun nichts und werden dem Kind folgen
.

Die SPD und Hartz IV - wie tumbe Trantüten

Die SPD hat Hartz erfunden und muss nun Opposition spielen. Den wichtigen Fragen zur Grundsicherung weicht die Partei aus, weil sie sich vor den Antworten scheut (...)

Die SPD kann eine sozialpolitische Wende nicht glaubwürdig vermitteln. "Wir kritisierten nicht das Prinzip von Hartz IV", sagt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck. Nur habe man eben Zweifel, ob "alles mit rechten Dingen zugegangen ist".

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Anmerkung: Das schlägt einmal mehr dem Fass den Boden aus. Zunächst muss wieder einmal in Erinnerung gerufen werden, dass es nicht die SPD alleine war, die Hartz IV "erfunden" hat, wie der Freitag glauben machen will - es war eine rot-grüne Koalition, die dieses faschistoide Gesetz auf den Weg gebracht hat, und unterstützt wurde sie dabei von einem Vermittlungsausschuss, in dem auch schwarz-gelb fleißig mitgewirkt und abgenickt hat. Es ist also ein großkoalitionäres Projekt, für das alle vier neoliberalen Parteien zur Verantwortung zu ziehen sind. Dieses parteipolitische Geplänkel, das seitdem in den Medien darum veranstaltet wird, ist schlichtweg absurd.

Noch absurder ist aber das Geziehe und Gerangel, das jetzt stattfindet - Kurt Beck bringt es stellvertretend auf den Punkt, wird im Freitag dafür aber nicht zur Rechenschaft gezogen. Das ist verlogenes Gesülze, das uns da vorgesetzt wird. Die versammelte Riege aus SPD, Grünen, CDU und FDP wollten die Arbeitslosenhilfe ersatzlos abschaffen - und sie haben es getan. Daran wollen sie auch 10 Jahre später nichts ändern - eine vernünftige Arbeitslosenversicherung für die Bürger unseres Landes, wie es sie zuvor jahrelang schon gegeben hat, liegt nicht im Interesse dieser Parteien! Wieso sagt das niemand laut, wieso steht das nicht in der Zeitung, noch nicht einmal in angeblich linken Blättern? Statt dessen eiern Politiker und Medien wie tumbe Trantüten um den heißen Brei herum und faseln solchen Unsinn wie den Beck'schen.

Und auch der Freitag mischt munter mit in diesem perfiden Spiel, in dem auch weiterhin so getan wird, Hartz IV betreffe nur "Arme und Chancenlose", anstatt klipp und klar darauf hinzuweisen, dass diese Hartz-Gesetze aus stinknormalen Arbeitnehmern innerhalb kürzester Zeit Arme und Chancenlose machen - was vorher, dank der Arbeitslosenhilfe, nicht der Fall gewesen ist.

Herr Beck und seine SPD stellen das "Prinzip von Hartz IV" nicht in Frage - natürlich nicht, denn sie wollen ja den ausufernden Niedriglohnsektor, die unsicheren Beschäftigungsverhältnisse, die Lohndrückereien, die Unsicherheit, die Schikanen, die Angst und die gezielte Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. Das war vor 10 Jahren so - daran hat sich bis heute nichts geändert, das machen sie uns immer wieder klar.

Ein Königreich für eine funktionierende Medienlandschaft. Mit diesen Medien jedenfalls werden wir alle im Orwell'schen Alptraum enden, der ja längst begonnen hat.