Mittwoch, 23. März 2011

USA: Über 44 Millionen Bürger sind auf Lebensmittelmarken angewiesen

(...) 44.082.324 (...) Menschen waren im Dezember von Lebensmittelmarken, die in den USA in Form von Kreditkarten vergeben werden, abhängig. Wenigstens hier kann die USA also noch Rekorde brechen, auch wenn diese wenig rühmlich für die ehemalige Weltmacht sind. Mit diesen Kreditkarten, die mit durchschnittlich 133,62 US-Dollar "aufgeladen" sind, lassen sich keine Alkoholika oder Tabakwaren kaufen.

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Anmerkung: Das "freiste Land der Welt" - einfach toll. Sowas brauchen wir hier bei uns auch - und ich bin sicher, dass es auch in Deutschland in naher Zukunft wieder Essensmarken u.ä. geben wird. Von der Leyen hat bei Kindern von Hartz-Opfern ja bereits damit begonnen: Die Mittel für die "zusätzliche Bildung" sollen demnächst auch in Kartenform ausgegeben werden, damit die faulen Eltern das Geld nicht statt dessen verrauchen und versaufen. Das ist wahre Freiheit.

Die neoliberale Bande hierzulande macht dem kapitalistischen Paradebeispiel USA wirklich alles nach - es ist beängstigend. Die katastrophalen Folgen dieser Wirtschaftsform sind überall in der Welt zu besichtigen - aber nicht eine/r dieser Hampelmänner und -frauen denkt eine Sekunde lang über notwendige Alternativen nach. Im Gegenteil: Sie beschleunigen die Geschwindigkeit noch und gehen immer eifriger und schneller den Weg in Richtung Abgrund.

Bezeichnend ist neben der Anzahl der Menschen, die in den USA auf diese Ernährungshilfe angewiesen ist, auch die Höhe des Betrages: Wie soll sich ein Mensch in einem solchen Land mit 133,62 $ einen Monat lang ausreichend oder gar gesund ernähren können? Dieser Betrag ist genauso lächerlich wie die ganze zugrunde liegende Ideologie. Zum Vergleich: Im Hartz-4-Regelsatz sind 132,71 € (noch inkl. Tabakwaren, das ändert sich ab April, vgl. hier) für die Ernährung vorgesehen. Das ist ebenso lächerlich und unzureichend, aber immerhin noch ein wenig mehr als in den USA.

Über 44 Millionen Menschen in den USA - das sind über 14% der Gesamtbevölkerung - Tendenz (siehe Grafik im oben verlinkten Beitrag) stark steigend. Aber sie machen alles richtig ...

2 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…

Erstmal, warum sind 132,71€ mehr denn 133,62$ ?

Es gibt auf der Welt momentan ueber 1 Milliarde Hungernde. Dazu gehoeren uA. ca 35? Millionen Amerikaner.
Die Suppenkuechen und freie Essenausgabestellen funktionieren zumindest hier in Florida einigermassen gut.
Viele basieren unabhaengig von Government/Staat ausschliesslich auf Spenden und einem Heer von Freiwilligen(zB. in meinem County http://www.thevolunteerway.org/newsletter_display.php?nid=177), was nicht ausschliesslich aber zumeist religioes fundiert.

Die Gesamtlage ist natuerlich grauslich, aber solch persoenlicher Einsatz ist zwar bittersuess, dennoch bewundernswert.
Wenn ich von manchen Volunteers hoere, 'We don't need the (fucking) Government' gibts immer ne Schlucht voller Gruende zum nachhaken, wofuer man denn solche Regierungen ueberhaupt braucht.

Jetzt kannst du dir ungefaehr ein Bild davon machen, was ausser den regierungsversorgten Foodstampern noch so alles zu addieren ist, wenn alleine in meinem County knapp 9000 Familien in Selbsthilfe gefuettert werden.

Wie weit das Alles noch gehen wird? As far as it gets!
Japan gehoert schon fast zur alltaeglichen Vergangenheit und ein neuer Krieg erzwingt die Aufmerksamkeit der Massen.
Und wenn Morgen China versinkt, freuen sich in 4 Wochen die 2 Dutzend Nachbarstaaten ueber ihr neues Seeufer.

Gruss
Jake

Charlie hat gesagt…

Im Moment steht der Wechselkurs Euro - Dollar bei 1:1,41, so dass 132,71 € demnach 187,12 $ entsprechen - insofern ist der Hartz-Satz da schon etwas höher als der Betrag in den USA. Dies setzt natürlich vergleichbare Lebensmittelpreise voraus ... da bin ich aber schlicht überfragt. Letztlich ist das aber nur eine Detailfrage am Rande.

Schlimm finde ich die von Dir beschriebene Entwicklung, dass immer mehr private Organisationen die Versorgung der Ärmsten übernehmen (müssen), weil der Staat sich mehr und mehr aus dieser Verantwortung zurückzieht. Diese Entwicklung ist in Deutschland ja genauso zu beobachten - auch hier boomen die "Tafeln" und Suppenküchen. Dabei wird immer gerne vergessen, dass ja niemand einen Rechtsanspruch auf diese Hilfen hat. Wenn es also einer "Tafel" oder anderen Organisation mal nicht genehm sein sollte, dass dieser oder jener Mensch Hilfen bekommt, könnte man dagegen überhaupt nichts unternehmen. Das ist - letztendlich - reine Willkür.

Ich finde es auch beachtlich, dass sich bei den "Tafeln" und anderswo (auch in Florida) so viele Menschen - größtenteils ehrenamtlich - engagieren, aber ich denke, dass sie der Sache und vor allem den Menschen damit einen Bärendienst erweisen, der den Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung nur noch stärkt und beschleunigt. Eine solche Verlagerung von existenziellen Hilfen in ein privates Gönnertum ohne Rechtsanspruch der Betroffenen darf niemals ein Ziel sein - das wäre ein Rückfall in schlimmste feudalistische Zeiten.