Sonntag, 24. Juli 2011

Das Füllhorn der christlichen Kirchen in Deutschland: Subventionierung aus Steuermitteln

Die christlichen Kirchen in Deutschland werden Jahr für Jahr mit über 15 Milliarden Euro aus Steuermitteln subventioniert. Hiermit ist nicht die Kirchensteuer gemeint, die zusätzlich mit fast 10 Milliarden Euro pro Jahr zu Buche schlägt. Auch die Unterstützung sozialer Einrichtungen der katholischen Caritas und der evangelischen Diakonie ist in dem Betrag nicht enthalten. Diese Zuschüsse summieren sich jährlich auf weitere 50 Milliarden Euro.

Von den 15 Milliarden werden stattdessen der Religionsunterricht an den Schulen, die Theologenausbildung an den Universitäten, die Gehälter und Renten von Bischöfen und anderen Würdenträgern oder die Kosten von Kirchentagen und kirchlichen Stiftungen bezahlt.

Obwohl es dem Staat angeblich an Mitteln zur Aufrechterhaltung von Sozial- und Gesundheitssystemen mangelt, die Kommunen nicht mehr in der Lage sind, ihre finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen und die Staatsverschuldung einen historischen Rekord erreicht hat, werden die uralten Gewohnheitsrechte, auf denen die Subventionspraxis beruht, nicht angetastet. So beziehen die Kirchen einen Großteil ihrer Finanzmittel aus den Steuergeldern von Christen, Muslimen, Juden, Atheisten oder Agnostikern und mehren so ihren ohnehin unermesslichen Reichtum.

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Anmerkung: Mir war diese skandalöse Praxis auch lange unbekannt, bis ich ausgerechnet durch einen Spiegel-Artikel darauf aufmerksam gemacht wurde. Die Information, dass der Staat aus Steuermitteln in gewaltigem Ausmaße die Gehälter und Renten aller kirchlichen "Würdenträger" bezahlt, scheint sich aber immer noch nicht weiträumig herumgesprochen zu haben. Ich habe jedenfalls noch von keinem politischen Vorstoß - egal aus welcher Partei - gehört, zuerst einmal diese schamlosen Subventionierungen der reichen Kirchen zu stoppen, bevor auch nur darüber nachgedacht wird, irgendwelche anderen staatlichen Leistungen für alle Bürger zu kürzen.

Der oben verlinkte Text von Jacob Jung eignet sich indes noch viel besser als der Spiegel-Artikel, um sich zu informieren. Es kann nicht angehen, dass ausschließlich den christlichen Kirchen Jahr für Jahr Milliarden von Steuermitteln einfach so in den Rachen gestopft werden und genau diese Kirchen dann "autonom" und demokratisch unkontrolliert handeln können.

Das ist ein Filz, der zum Himmel stinkt! Falls Sie zu den Menschen gehören, die mit den Kirchen noch etwas zu tun haben, fragen Sie Ihren "Hirten", Gemeindepfarrer oder Bischof doch bei nächster Gelegenheit einmal, wie gerecht er es findet, dass seine eigenen vergleichsweise üppigen Bezüge aus Steuermitteln vom Staat bezahlt werden, während er Sonntag für Sonntag den Klingelbeutel kreisen lässt, um "private Spenden´für soziale Projekte" einzusammeln - von seinen "Schäfchen", die vom Staat - wenn überhaupt - nur noch ein Almosen bekommen.

Abgesehen davon zeigt dieses Beispiel aber nur einmal mehr, dass auch Deutschland kein freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat - der laut Grundgesetz sowohl frei von einer bestimmten Wirtschaftsform, als auch frei von irgendwelchen religiösen Gruppierungen sein sollte - ist. Statt dessen haben wir es offensichtlich mit einem rein kapitalistisch indoktrinierten, zutiefst in sich christlich nennenden Gruppierungen verankerten Staat zu tun. Die Bande der CDU-SPD-FDP-Grünen stellt jedenfalls nichts davon in Frage.

So kommt es, dass wir in diesem Land zuhauf Männer in Frauenkleidern bewundern dürfen, die so gern aus der Bibel zitieren: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt" - während die Kirchen selbst immer reicher werden, ihre "Würdenträger" und weite Teile ihrer Aktivitäten von der Allgemeinheit bezahlen lassen und es wortlos zur Kenntnis nehmen, dass ihre Existenz von allen Steuerzahlern - egal ob "Gläubige" oder "Ungläubige", egal ob von denen gewollt oder ungewollt, sichergestellt wird. Das "Reich Gottes" scheint da kein erstrebenswertes Ziel zu sein.

Wir lernen: In Deutschland ist es unerheblich, ob man aus der Kirche austritt oder nicht - man zahlt in jedem Falle für sie. Und so erklärt sich auch gleich die vollkommen unkritische Haltung der Kirchen, die den Kapitalismus weitestgehend unterstützen, obwohl die Bibel ihnen das Gegenteil ziemlich zwingend nahelegt. Auch den "Würdeträgern" ist ein gefülltes irdisches Konto offensichtlich wichtiger als Wahrhaftigkeit oder das "Paradies", das im "Reich Gottes" auf sie wartet.

Die "Kamele" sind in diesem Fall allerdings einmal mehr die Bürger - und von denen gerade diejenigen, die sich bewusst gegen die Unterstützung der Kirchen entschieden haben.

Demokratie pur, in kapitalistischem Sinne.

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