Mittwoch, 3. August 2011

"Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren"

Jean Zieglers nicht gehaltene Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele

Sehr verehrte Damen und Herren,

alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. 37.000 Menschen verhungern jeden Tag und fast eine Milliarde sind permanent schwerstens unterernährt. Und derselbe World-Food-Report der FAO, der alljährlich diese Opferzahlen gibt, sagt, dass die Weltlandwirtschaft in der heutigen Phase ihrer Entwicklung problemlos das Doppelte der Weltbevölkerung normal ernähren könnte.

Schlussfolgerung: Es gibt keinen objektiven Mangel, also keine Fatalität für das tägliche Massaker des Hungers, das in eisiger Normalität vor sich geht. Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.

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Anmerkung: Vielleicht müssen wir einfach erkennen, dass Korruption, Lobbyismus und Propaganda in diesem Land und dieser Welt inzwischen ein solches Ausmaß erreicht haben, dass es der Mehrheit der Menschen gar nicht mehr möglich ist, das kleine rote Fädchen der Wahrheit in diesem alltäglichen Wust an Fehl- und Nullinformationen zu entdecken und ihm zu folgen?

Obwohl ich persönlich ein ausgemachter Optimist bin, kann ich hier doch nur schwarzmalen: Ich sehe in keinem einzigen Bereich (wobei einzelne Bereiche auch gar nicht zielführend wären, aber das ist ein anderes Thema) auch nur den Hauch eines Ansatzes zur Umkehr. Ganz im Gegenteil. Alles rutscht in einer Linie den gewohnten neoliberalen Weg in Richtung des kapitalistischen Untergangs – und alles Rufen der Mahner, die ja sogar teilweise in der Progagandapresse erwähnt werden, verhallt vollkommen wirkungslos. Und das nicht erst neuerdings, sondern seit Jahrzehnten. Die (katastrophalen) Ergebnisse sind bekannt und allgegenwärtig – werden aber von denselben Propagandamedien regelmäßig wieder relativiert, schöngelogen oder einfach ignoriert.

Die paar Superreichen ersticken allmählich in ihrer unkontrolliert wuchernden Fettschicht, während der überwältigende Rest der Menschheit dramatisch zunehmend in bitterer Armut versinkt, während zeitgleich auch die letzten Reste der Natur, der Tierhaltung und sogar der Pflanzenzucht kapitalistischen Verwertungsinteressen unterworfen und ausgebeutet werden. Jean Zieglers nicht gehaltene Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele ist nur ein Beispiel von vielen – dennoch findet man allein dort so viele unerhörte Zahlen und Fakten, die uns alle – und ganz besonders die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen – eigentlich dazu veranlassen müssten, vor lauter wortloser Scham im Boden zu versinken:



Allein: die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen wissen das alles. Und sie ändern dennoch seit Jahrzehnten nichts – egal, welche Partei da auch involviert war. Was sagt uns das also über die Möglichkeiten der “Umkehr”, der Verbesserung der Situation für all die gepeinigten Menschen, Tiere und die Ökologie? – Richtig: Das Schiff steuert weiter direkt aufs Riff zu - und dies nicht etwa steuerlos und von Wind und Wellen getrieben, sondern ganz bewusst, zielgerichtet und unter Volldampf.

Ändern könnte sich nur dann etwas, wenn massenweise andere Parteien gewählt werden oder wenn zumindest die Massen auf den Straßen stehen würden ... aber das ist – wenigstens in Deutschland – eine so hanebüchene Utopie, dass wohl eher (um die “christliche” Partei bloßzustellen) “ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel gelangt” (Bibel, Markus 10, 25).

Dieser Bande ist der Himmel egal – sie will einfach nur reich sein – unermesslich reich, und immer reicher werden, und das sehr gerne auf Kosten aller anderer Menschen und der Umwelt. So einfach und so ekelig ist diese Ideologie im Grunde. Ein Kampf dagegen erscheint mir momentan – leider – aussichtslos.

2 Kommentare:

der_kämpfer hat gesagt…

Besser kann man´s fast nicht sagen ..... aber sind aussichtslose Kämpfe nicht die wichtigsten?

Charlie hat gesagt…

Solche "Kämpfer" wie Dich müsste es zuhauf geben - aber solange uns eine Horde narkotisierter und abgelenkter Schafe umgibt, bleibt wohl nur der ideelle Wert des "Kampfes" (welch ein martialisches Wort).