Donnerstag, 29. September 2011

Zitat des Tages

Sonneborn: In 13 Jahren Titanic hatte ich durch zahlreiche Polit- und Telefonaktionen ja sehr viel Kontakt mit den Bürgern, da kann mich gar nichts mehr erschrecken. Ich fürchte, das, was wir an den Telefonen hatten ...

ZEIT CAMPUS: ... zum Beispiel "Bild"-Leser, die Sie aufgrund der WM-Bestechung beschimpft haben: "Im Rechtsstaat gehören Typen wie Sie ins KZ" oder "ausgewandert" ...

Sonneborn: ... das ist schon repräsentativ. Mündig sind wohl nur wenige Prozent der Bevölkerung.

(Martin Sonneborn, im Interview mit Zeit Campus vom 18.02.2009)

Ein langsames, qualvolles Sterben

Ein kürzlich übersetztes Buch schildert den grausamen Tod des Arbeiters Hisashi Ouchi, der in der japanischen Atomfabrik Tokaimura nordöstlich von Tokio verstrahlt wurde. (...)

Erst am siebten Tag schrie Ouchi: "Ich kann nicht mehr. Ich will das nicht mehr. Vergessen Sie die Behandlung. Ich gehe nach Hause." Erstmals verlor er die Fassung und herrschte das Personal an: "Ich bin doch kein Versuchskaninchen." Das Pflegepersonal und die ÄrztInnen konnten nicht anders, sie machten weiter. Am elften Tag drohte seine Atmung auszusetzen, weshalb sie einen Schlauch in die Luftröhre einführen mussten, um ihn zu beatmen. Fortan konnte er auch nicht mehr sprechen.

Irgendwann begannen seine inneren Schleimhäute zu bluten. Doch sein Herz war stark und erbrachte über Wochen die Leistung eines Marathonläufers.

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Anmerkung: Nur zur Erinnerung: Atomkraftwerke sind in den Industrienationen - natürlich auch in Deutschland - weiterhin auf unabsehbare Zeit völlige Normalität. Das dumme Gerede vom "Atomausstieg", der von der neoliberalen Bande in eine ferne Zukunft verlegt wurde und jederzeit vorher wieder gekippt werden kann, ist nichts als üble Propaganda und der (offenbar recht erfolgreiche) Versuch, vom Thema abzulenken und die Kritiker ruhigzustellen.

Das in Rede stehende Buch über den langsamen, qualvollen Tod des verstrahlten Arbeiters sollte Pflichtlektüre an allen Schulen werden.

Die Kriegswirklichkeit in Libyen

(...) Namhafte Kritiker sagen, die NATO habe den Krieg und mit ihm ihr Gesicht schon verloren, als Millionen Libyer auf die öffentlichen Plätze strömten und gegen diese Intervention und für ihren Revolutionsführer demonstrierten. Man kann versuchen, das alles vor der Welt zu verheimlichen. Die Medien helfen dabei, filtern die Nachrichten, zensieren, was nicht bekannt werden soll. Früher oder später aber wird die Wahrheit herauskommen.

Wer herkommt und in die Gesichter dieser Unschuldigen blickt, begreift, dass wir, die NATO-Staaten, nicht so gut sind, wie wir uns dünken. Und dass man diesen Krieg hätte vermeiden müssen. Und dass man ihn stoppen muss, bevor unser letztes bisschen Würde verloren geht.

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Anmerkung: Man muss Gaddafi nicht unterstützen und darf es als ziemlich verwegen empfinden, diesen Diktator weiterhin als "Revolutionsführer" bezeichnet zu finden - die Kritik am schrecklichen Krieg der NATO in Libyen berührt das nur am Rande. Dieser Kriegsbericht aus dem gebeutelten Land hilft allemal, das dortige Geschehen etwas differenzierter zu betrachten, als uns das unsere Propagandamedien ermöglichen.