Freitag, 7. Oktober 2011

Eine Milliarde Menschen hungert

Weltweit hungert eine Milliarde Menschen. Drei Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jährlich an Unterernährung. Und steigende Preise für Grundnahrungsmittel aufgrund von Spekulationen treffen meist die Ärmsten der Armen, stellt der Weltkatastrophenbericht fest. (...)

90 Prozent der durch Unterernährung ausgelösten Todesfälle seien die Folge von chronischem Hunger und nicht von Hungersnöten. Für jedes Kind, das an Unterernährung stirbt, stehen viele andere, die ihr Leben lang unter den Folgen der Mangelernährung leiden werden.

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Anmerkung: Es verschlägt einem immer wieder den Atem, wenn man solche Zahlen liest und sich auch nur ansatzweise vorzustellen versucht, wie die Realität dieser Menschen - auch jetzt, in diesem Augenblick - wohl aussehen mag. Gleichzeitig wissen wir, dass jeder Vorstellungsversuch dem tatsächlichen Leid und Elend jener Menschen nicht einmal entfernt nahekommt. Das alles ficht unsere "Eliten" aber nicht an - in diesen Kreisen wird statt dessen weiter fleißig daran gearbeitet, ähnliche Zustände für immer mehr Menschen herbeizuführen. Wie sagt Jean Ziegler immer so treffend: Jedes Kind, das wegen Hungers stirbt, wird ermordet.

Der Kapitalismus - also die neoliberale Bande - sorgt nicht nur für die zunehmende Verarmung und gesellschaftliche Spaltung in unseren eigenen Regionen, sondern auch für Millionen hungernder und ermordeter Menschen weltweit. Ändern will die Bande daran jedoch nichts - jedenfalls nicht zum Besseren. Wie soll man solche Menschen also nennen?

Nur am Rande sei erwähnt, dass der verlinkte Bericht von n-tv stammt - und ein privates Medienunternehmen käme seinem Auftrag nicht nach, wenn es seinen Lesern nicht auch gleich erklären würde, weshalb der Hunger so vieler Menschen so verwerflich ist: "Der Hunger in früher Kindheit führe zu körperlichen und geistigen Entwicklungsdefiziten und verringere damit die Produktivität im Erwachsenenalter."

Angesichts solcher Aussagen kann man sich nur noch verzweifelt und wie irre die Haare raufen - und kommt dem Geheimnis der menschenverachtenden Kaltherzigkeit der neoliberalen Bande vielleicht ein Stückchen näher.

1941: Europa auf dem Weg in die Finsternis

Nichts hat dann aber die Erinnerung an ferne Jahrhunderte so sehr heraufbeschworen wie die Verfolgung der Juden, zuerst die lodernden Synagogen und der Pogrom des Novembers 1938 und dann die infame Verordnung, welche die Juden zwang, sich in der Öffentlichkeit kenntlich zu machen. Das war die Neubelebung jenes Beschlusses des 4. Laterankonzils, einberufen von Papst Innozenz III., aus dem Jahre 1215, in dem es geheißen hatte: "Juden und Sarazenen beiderlei Geschlechts in jeder christlichen Provinz und zu allen Zeiten sollen in den Augen der Öffentlichkeit durch die Art ihrer Kleidung von anderen Völkern unterschieden sein." (...)

In ihren Tagebuchaufzeichnungen hielt die Antifaschistin Ruth Andreas-Friedrich die Situation so fest: "Es ist soweit. Die Juden sind vogelfrei. Als Ausgestoßene gekennzeichnet durch den gelben Davidstern, den jeder von ihnen auf der linken Brustseite tragen muss. Wir möchten laut um Hilfe schreien. Doch was fruchtet unser Geschrei? Die, die uns helfen können, hören uns nicht. Oder wollen uns vielleicht nicht hören. ›Jude‹ steht in hebräischen Schriftzeichen mitten auf dem gelben Davidstern." Victor Klemperer hat in seinen Notizen mehrfach seine, seiner Frau und der Mitbewohner des Judenhauses in Dresden Stimmung beim Eintreffen der Nachricht beschrieben. "Das bedeutet für uns Umwälzung und Katastrophe." (8. September) Tränen, Herzanfälle der Frauen im Hause und sein eigener – später aufgegebener – Entschluss, er werde "das Haus nur bei Dunkelheit auf ein paar Minuten verlassen". (15. September)

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Anmerkung: Man kann an dieses finstere Kapitel der deutschen Geschichte gar nicht oft genug erinnern - gerade angesichts des heute überall in Europa und den USA wieder aufkeimenden Rechtspopulismus' scheint das dringend geboten. Pätzolds Essay ist aufwühlend und informativ und sollte gerade von jüngeren Menschen, deren Kenntnisse bezüglich des Nazi-Terrors über Schul- oder Fernsehwissen noch nicht hinausgehen, gelesen werden.

Ergänzend dazu möchte ich auf die folgende Dokumentation "Auschwitz - Bilder aus der Hölle" hinweisen.











Dienstag, 4. Oktober 2011

Zitat des Tages

Ohne Nägel und Holz kann man kein Haus bauen. Will man den Bau eines Hauses verhindern, beseitige man die Nägel und das Holz. Will man verhindern, dass es politische Unzufriedenheit gibt, sorge man dafür, dass der Mensch nicht beide Seiten einer Frage kennen lernt, nur die eine. Oder noch besser, gar keine. Er soll vergessen, dass es etwas wie Krieg gibt. Ist die Obrigkeit unfähig, aufgebläht, steuersüchtig, ist es besser, die Leute machen sich darüber keine Gedanken.

(Ray Bradbury [*1920]: Fahrenheit 451, 1953)

Es wird Winter: England schafft den Sozialstaat ab

(...) David Cameron ist offenbar entschlossen, [den britischen Wohlfahrtsstaat] endgültig zu fällen. Nach den "Blackberry-Krawallen" Anfang August, den Brandschatzungen und Plünderungen in den heruntergekommenen Stadteilen von London, Manchester, Liverpool und Birmingham, stellte er noch einmal klar, dass er an den Einsparbeschlüssen festhalten werde und die Zeiten "des Wohlfahrtsstaates, der Nichtstun belohnt", vorbei seien. Die Kommunen rief er dazu auf, verurteilten Randalierern umgehend die Sozialwohnung zu kündigen. Von den heftigen Kürzungen des Polizei-Etats – einschließlich des Stellenabbaus um zwölf Prozent – will der Regierungschef nicht abrücken. Bei weiteren Krawallen könne man ja die Armee oder (wie einst in Nordirland) Wasserwerfer und Gummigeschosse einsetzen.

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Anmerkung: Der Bürgerkrieg scheint in greifbare Nähe zu rücken - die neoliberale Bande zeigt nicht den Hauch einer Einsicht. Auf der Insel werden Arme und Abgehängte eiskalt in die Knäste oder die Obdachlosigkeit geschickt, in der EU werden weiterhin privaten Banken permanent Milliarden Steuergelder in die unersättlichen Rachen gestopft, während die Bevölkerungen weiter verarmt und ausgeblutet werden - allen voran auch dort natürlich die Ärmsten.

Merkt von diesen Schlips-Borg denn tatsächlich niemand, dass sie da permanent an den Lunten eines riesigen europäischen Pulverfasses zündeln - oder meinen sie allen Ernstes, die Polizeien und Armeen würden das Problem schon richten, wenn es explodiert?

Zumindest Herr Cameron scheint diese Meinung ja zu vertreten. Ich schließe mich allerdings dem Autor des verlinkten Textes an, der meint: "Wie lange wird es wohl dauern, bis die Mehrheit der britischen Gesellschaft die herrschende polit-ökonomische Klasse satt hat und ihr in einem Schnellverfahren die Freiheit nimmt, immer mehr (jungen) Menschen die Chance auf ein würdiges Leben in Freiheit zu rauben?"

Menschenunwürdig: Wie Flüchtlinge in Deutschland kaserniert werden

(...) Marode Fenster und bröckelnde Wände, Schimmel und Algenbildung, zerstörte Bausubstanz. Das sind keine Bilder aus einer alten Militärkaserne irgendwo in Afrika, das sind Bilder aus Deutschland im Jahre 2011. Hier müssen Menschen leben, oft viele Jahre. Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, Asylbewerber. Viele wollen aus Angst vor Repressionen nicht erkannt werden. Aber sie wollen reden über die Zustände.

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Anmerkung: Dieser viel zu kurze und daher zu oberflächliche Bericht gibt einen ersten Eindruck davon, wie Flüchtlinge in Deutschland oftmals leben müssen. Es ist unfassbar, dass diese Zustände bereits seit Jahren andauern, ohne dass sich etwas zum Positiven verändert hat - offenbar will die neoliberale Bande mit ihrem menschenverachtenden "Abschreckungsprinzip" einfach weitermachen wie zuvor. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Eines der reichsten Länder dieser Erde behandelt Menschen, die als Flüchtlinge hierher kommen, gezielt und bewusst schlecht und pfercht sie in Bauruinen auf engstem Raum zusammen, um so andere Menschen "abzuschrecken". Zu so viel gelebter christlicher Nächstenliebe fällt mir nichts Höfliches mehr ein.

Diese Gesellen, die so etwas diskutieren, beschließen, in die Tat umsetzen und offenbar auch weiterhin daran festhalten wollen, gehören unter Johlen und Pfeifen aus dem Land gejagt - und sei es nur um mal am eigenen Leib zu erfahren, wie das so ist als Flüchtling in einem fremden Land ... da hingen wohl so manche Schlipse und Knopfleisten in den schlotternden Kniekehlen.

Ich schäme mich in Grund und Boden für diese menschenverachtende, faschistoide neoliberale Politik.