Montag, 31. Dezember 2012

Song des Jahres: Come Back To Me (Day Seven: Hope)




(Ayreon: "Come Back To Me (Day Seven: Hope)", aus dem Album "The Human Equation", 2005)

Let me take you back
To the time when we were chasing all the girls
Two maniacs
Indulging in the pleasures of this world

So much to see, so much to live for
Questions to answer, places to go
So much to be, so much to care for
Deep down inside I think you know:
You are free ... come back to me!

Look ahead and see
There are still so many borders we could cross
Just you and me
Making up for all the time that we have lost

So much to see
- He may be right
So much to live for
- I've got to fight
Questions to answer
- I will pull through
Places to go
- Take me with you
So much to be
- I will not break
So much to care for
- I must awake
Deep down inside
I think you know
- I think I know
You are free
- I am free
Come back to me!

Come back to me -
There's no way out, my whole world is black!
Come back to me -
I try to shout, something's holding me back!
Come back to me ...



Anmerkung: Das Video zu diesem Song ist eine zwar sehr kurze, aber exakte Zusammenfassung meiner eigenen Jugend inklusive der damit verbundenen Hoffnungen, Pläne und Träume - zu jeder einzelnen Szene gibt es eine reale Entsprechung, zu der ich eine passende Anekdote erzählen könnte. Lucassen fasst hier sehr schön zusammen, wo all dieser Mumpitz letztlich immer landet - nämlich symbolisch auf der Intensivstation, auf der sich das Leben zu verabschieden gedenkt. Das Resümee lautet folgerichtig: "There's no way out, my whole world is black!"

Dass der Song im Gefüge des sehr empfehlenswerten Konzeptalbums, aus dem er stammt, dennoch mit "Hope" betitelt ist, sollte nachdrücklich zum Nachdenken anregen.

2012 neigt sich dem Ende zu und ich wünsche allen Mitleserinnen und Mitlesern einen möglichst angenehmen Übergang ins neue Jahr - das sicherlich eine Menge Paukenschläge für uns alle bereit hält.

Vielen Dank an alle KommentatorInnen, MailschreiberInnen und sonstigen FreundInnen, die mir ein Feedback geben und mir zeigen, dass es nicht vollkommen sinnlos ist, was ich hier tue. Wir sehen / hören / lesen uns im nächsten Jahr, um den Wahnsinn weiter zu begleiten - in einer neuen Runde im Irrenhaus unserer grotesken Realität.

Zitate des Tages: Silvester und Neujahrsnacht-Beklemmungen


Silvester 1931

Menschenskind, das war ein Jährchen,
das die schlimmsten Schauermärchen
trüber Unken übertrumpft!
Dass es schnell der Teufel hole,
denkt man vor der dünnen Bowle,
hoffnungslos und abgestumpft.

Immer beim Silvester-Proste
sagte man sich schon zum Troste:
Schlimmer werden kann es nich'!
Und dann ward es dennoch immer
- und nicht nur ein bisschen schlimmer,
sondern äußerst wesentlich ---

Dies Jahr aber, denk' ich, könnte
man schon glauben, bis zum Ende
sei nur noch ein kleiner Schritt -
Und entweder tät' man diesen
oder aus Ruin und Krisen
löste uns ein großes "Quitt!".

Soll man überhaupt noch hoffen -?
Diese Frage lass ich offen,
weil die Antwort leicht missfällt -
Tja, man müsste sich besaufen,
bis die Augen überlaufen,
doch auch dazu fehlt das Geld ---

(Karl Kinndt alias Reinhard Koester [1885-1956], in "Simplicissimus", Heft 39 vom 28.12.1931)

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Neujahrsnacht-Beklemmungen

Neujahrsnacht. Nach zwölf ... und du stehst da,
und du äugst vielleicht ein bisschen in den Himmel.
Und von einem Turme macht's Trara
nach dem obligaten Glockenspiel-Gebimmel.

In der Höhe stehn die Sterne und
zwar genau so teilnahmslos wie immer.
Und der Himmel ist auch heute rund
und so dunkel wie ein Kohlentrimmer.

Nichts von Neujahrsmerkmal in der Kosmosgegend.
Dort geht alles seinen steten Gang.
Nur die Menschen finden Neujahr Sensation-erregend -
Und darüber wird dir etwas bang:

Das dort oben hat gewiss nie Lust,
sich mit unserm Kleinkram zu befassen.
Wenn du dich hier unten schinden musst,
wenn es Pleite gibt in allen Kassen,

wenn du dich mit ideellen Zielen,
so veranlagt, abzuschleppen hast,
wenn Elitemenschen an der Börse spielen
und die andern jagen nach dem Pfennig fast ---;

Das ist alles Zirkus von Mikroben,
die die Erde eigentlich konstant verseuchen -
und dem ungeheuren Apparat dort oben
lohnt es nicht mal, uns davonzuscheuchen.

(Walther C.F. Lierke [1892-?], in "Simplicissimus", Heft 39 vom 28.12.1931)

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Silvester 1931


"Den Silvester-Punsch kann sich die Menschheit diesmal sparen - der Welt-Kater ist schon vorher da."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 39 vom 28.12.1931)

Samstag, 29. Dezember 2012

Song des Tages: Sie fangen wieder an




(Gebrüder Engel: "Sie fangen wieder an", aus dem Album "Magengesicht", 1980)

Die Rune bleckt schon wieder zwischen unseren Plakaten
Da stehn sie wieder Samstags in den Einkaufsstraßen
Sie wagen es tatsächlich mit dem Megaphon -
So weit ist es schon?!

Die finden jetzt schon wieder, dass die Zeit gekommen ist
Selbst im Fernsehen präsentierte sich ein stolzer Jungfaschist
Die machen doch tatsächlich eine Demonstration -
So weit ist es schon?!

Sag nicht, wir haben nichts geahnt,
Sag nicht, das sind nur ein paar Mann!
Der böse Geist hat wieder hier und da ein Maul:
Sie fangen wieder an!

Die laden doch tatsächlich zu "Gesprächen" ein
Der eine oder andere fällt schon wieder darauf rein
Die wagen glatt zu sagen, dass die Dinge anders waren -
Nach den paar Jahren?!

Die träumen jetzt schon wieder davon auszurotten
Sie schmieren wieder Hakenkreuze an die Synagogen
Sie gröhlen hier und da schon ihre üblen Lieder -
So schnell schon wieder?!

Sag nicht, wir haben nichts geahnt,
Sag nicht, das sind nur ein paar Mann!
Der böse Geist hat wieder hier und da ein Maul:
Sie fangen wieder an!

Die drücken sich am Mittag an den Schulen rum
Die spinnen schon in Wäldern mit Gewehren rum
Die mieten auch schon Rock'n'Roll-Hallen -
Dreist vor uns allen?!

Bestimmte Söhne schon und noch bestimmte Väter
Von Polizei umstellte Menschlichkeitsverräter
Wagen es tatsächlich und mit Megaphon -
So weit ist es schon!!!

Sie fangen wieder an ...


Das staatliche Neonazi-Netz


Bayerns Verfassungsschutz hat sich laut Informationen der Süddeutschen Zeitung in den neunziger Jahren aktiv am Aufbau des rechtsextremen Thule-Netzes beteiligt - eigentlich, um die Neonazi-Szene zu kontrollieren. Doch der gut entlohnte V-Mann wurde selbst zur treibenden Kraft.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Diesen Bericht der Süddeutschen solltet Ihr unbedingt lesen, wenn Ihr das noch nicht getan habt - und ihn vor allem nicht wieder vergessen. Denn eines ist schon jetzt klar: Auch in diesem Fall haben die Veröffentlichungen keine weiteren Folgen - der "Verfassungsschutz" macht einfach weiter wie bisher, er wird sogar noch ausgebaut und mit weiterreichenden Berechtigungen ausgestattet, und auch politisch/personell wird es keine Konsequenzen geben. Es bleibt alles ruhig und beim Alten in der Bananenrepublik.

Die braune Soße in diesem Land wurde und wird konsequent und unbeeindruckt von Enthüllungen staatlich verordnet aufgekocht und finanziert, damit sie - was großflächig ja bereits gelungen ist - in alle Ritzen der Gesellschaft eindringen und sich ausbreiten kann. Heitmeyers Studien und viele andere Untersuchungen belegen das erschreckende Ausmaß (siehe beispielsweise hier, hier, hier und hier). Und was tun Merkel und die übrigen hochdekorierten Damen und Herrn unserer lieben Bundesregierung dagegen? Natürlich: Nichts. Denn von genau diesen zwielichtigen Gestalten gingen und gehen diese verfassungsfeindlichen, rechtsextremen Planspiele ja aus.

Man braucht sich nur einmal kurz zu vergegenwärtigen, was für ein widerwärtiger, menschenfeindlicher Schmutz dem Gehirn beispielsweise des "christlich-sozialen" Innenministers Hape Friedrich entspringt, um zu wissen, wes Geistes Kind dieser Mann ist. Da quillt der Faschismus aus jeder einzelnen Schweinelocke.

Es ist alles gut in Deutschland - keine Sorgen bitte! Hinsetzen und weitermachen - unsere hochseriösen Politiker, Behörden und Amtsträger handeln nur zu ihrem eig..., äh, zu unserem Besten, ebenso wie es die Banken, Versicherungen, Konzerne und deren Eigentümer tun. - Und wenn sie nicht gestorben sind ...

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Wotan


"Das würde alles ganz anders blühen, wenn wir keine Juden [Muslime, Türken, Südländer, Sinti und Roma, Behinderten, Arbeitslosen, Kranken, Alten ...] in Deutschland hätten."

(Zeichnung von Wilhelm Schulz [1865–1952], in "Simplicissimus", Heft 9 vom 30.05.1927)

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Zitat des Tages: Die Grundlage der Demokratie


Die Grundlage der Demokratie ist die Volkssouveränität und nicht die Herrschaftsgewalt eines obrigkeitlichen Staates. Nicht der Bürger steht im Gehorsamverhältnis zur Regierung, sondern die Regierung ist dem Bürger im Rahmen der Gesetze verantwortlich für ihr Handeln. Der Bürger hat das Recht und die Pflicht, die Regierung zur Ordnung zu rufen, wenn er glaubt, dass sie demokratische Rechte missachtet.

(Gustav Heinemann [1899-1976], deutscher Bundespräsident 1969 bis 1974)

Anmerkung: Vergleichen wir diese Aussage einmal mit den Ansprachen der letzten Bundespräsidenten, insbesondere mit dem heuchlerischen, schwer erträglichen Sermon des Pfaffen Gauck - und ganz schnell wird deutlich, in welch einer gruseligen, erneut nach rechts außen driftenden, menschenfeindlichen Zeit wir leben. Auch Heinemann war kirchlich engagiert, doch weitere Ähnlichkeiten mit dem verlogenen Kapitalisten und Eigennutzmehrer Gauck vermag ich auf die Schnelle nicht zu entdecken.

Stellen wir uns nur einmal kurz vor, ein heutiger Bundespräsident nähme zum Jahresende 2012 ähnliche Worte in den Mund - das Schäumen und Verdammen der versammelten neoliberalen Bande von BLÖD-"Zeitung" über Tagespropagandaschau und fast sämtliche Parteien hinweg bis zu den üblichen Verdächtigen der Lobbyismus-Beauftragten wäre ihm gewiss. Nicht einmal ein (theoretisch erdachter) Bundespräsident von der Linkspartei dürfte sich einen solchen Fauxpas heute erlauben, ohne unverzüglich abgesetzt, gevierteilt und in Ascheform ins Meer des Vergessens gestreut zu werden.

Die Grundlage der Demokratie, wie sie unsere heutigen Knopfleisten- und Schlips-Borg verstehen, ist nur noch eines: Geld. Möglichst viel davon im eigenen Elite-Strumpf. Das stopfen sie sich solange in alle erdenklichen Körperöffnungen, bis sie endlich daran ersticken. Dummerweise ersticken wir dann allesamt mit ihnen. Unser Recht und unsere Pflicht, die Regierung und insbesondere die selbsternannte "Elite" zur Ordnung zu rufen, haben wir dann wieder einmal verwirkt.

Dass auch Heinemanns Spruch seinerzeit nur Makulatur und Ablenkung war, steht auf demselben Blatt, ist hier aber nicht Gegenstand des Interesses.

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Die Reichsminister sind für Mäßigkeit


"Wenn die Kabinettsmitglieder nicht mehr zu unseren Banketten kommen - wo sollen wir ihnen denn dann unsere Notlage klarmachen?"

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 33 vom 14.11.1927)

Über den Kapitalismus und die fruchtbaren Böden


"Es gibt kein richtiges Leben im Falschen", hat der Frankfurter Philosoph, Soziologe, Musiktheoretiker und Komponist Theodor W. Adorno gesagt. Kann es überhaupt richtiges Denken und Fühlen im Falschen geben? Und können wir unser Handeln frei halten von den zynischen Dogmen des selbst proklamierten Gewinners der Klassenkämpfe? Sind wir wirklich überzeugt, dass eine andere Welt möglich ist und tragen wir selbst dazu bei?

(Weiterlesen)

Anmerkung: Diesen kleinen Grundsatzartikel zum Wesen des Kapitalismus und zur Omnipräsenz neoliberaler Propaganda kann ich nur jedem wärmstens empfehlen - die Autorin findet verständliche Worte für komplexe Themen.

Widersprechen muss ich ihr lediglich in einem Punkt, nämlich wenn sie resümierend feststellt und fragt:

"Ist dies nun das alte Prinzip des 'homo homini lupus' (der Mensch ist des Menschen Wolf) und damit eine unabänderliche anthropologische Konstante, gern auch zitiert von den Apologeten des skandalösen Ist-Zustandes dieses Planeten mit den Worten 'Der Mensch ist eben schlecht'? / Oder ist es, abgesehen davon, dass sich gewisse grundlegende unsympathische Züge dieses zum Egoismus neigenden Säugetiers ja nicht ganz leugnen lassen, in erster Linie die unausweichliche Konsequenz einer schleichenden und wie Radioaktivität in alle eindringenden Vergiftung des Denkens und Fühlens, das die kannibalisch-kapitalistische Gesellschaftsordnung ausdünstet?"

Ihre Antwort - das kapitalistische (propagandistische) "Gift", das den Menschen schon vom Kindergarten an eingeimpft werde, sei die Ursache - ist zugleich auch ihre Negation, denn es liegt doch auf der Hand, dass dieser "skandalöse Ist-Zustand" nur dann über so viele Jahrhunderte bis heute aufrecht erhalten werden konnte und auch in alternativen Gesellschafts- und Denkstrukturen immer wieder - unablässig und unaufhörlich - die Oberhand gewinnt, wenn die eigentlich zu widerlegende Aussage ("Der Mensch ist eben schlecht") tatsächlich doch der Realität entspricht.

Der "menschenfreundliche Umdeutungsversuch" der Autorin wirkt hingegen wie eine fatale Kopie des neoliberalen Irrsinns, der seinerseits ja die katastrophalen Auswirkungen des Kapitalismus ignoriert und statt dessen immer wieder höhere Dosen desselben Giftes fordert und rücksichtslos durchsetzt.

Es ist unbestritten, dass der Kapitalismus weniger die "Seelen", dafür vielmehr das Denken und Handeln der Menschen vergiftet. Die (wohl ebenso unbestrittene) Tatsache, dass diese Vergiftung so umfassend, so lange und so nachhaltig geschehen konnte und kann (und selbst erklärte Andersdenkende immer wieder befällt), ist aber wohl nicht auf die völlige Perfektion des Giftes, sondern vielmehr auf den sehr fruchtbaren menschlichen Nährboden zurückzuführen. Es ist in der Tat eine anthropologische Konstante - ob diese indes "unabänderlich" ist, kann nur die Zukunft zeigen.

Meine persönliche Wahrnehmung bezüglich der kommenden Dekaden bewegt sich da leider im fatalistischen Bereich: Es war immer so, es ist so, es wird auch weiterhin so sein. So etwas hören oder lesen Visionäre verständlicher Weise nicht gerne, so dass ich kompetente Unterstützung bemühe:

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Der Visionarr

Lampe, blöck nicht.
Aus der Wand fuhr ein dünner Frauenarm.
Er war bleich und blau geädert.
Die Finger waren mit kostbaren Ringen bepatzt.
Als ich die Hand küsste, erschrak ich:
Sie war lebendig und warm.
Das Gesicht wurde mir zerkratzt.
Ich nahm ein Küchenmesser und zerschnitt ein paar Adern.
Eine große Katze leckte zierlich das Blut vom Boden auf.
Ein Mann indes kroch mit gesträubten Haaren
einen schräg an die Wand gelegten Besenstiel hinauf.

(Jakob van Hoddis [1887-1942], in: Jahrgang 1 der "Aktion", 1911)

Freitag, 21. Dezember 2012

Song des Tages: Grande Finale




(Udo Lindenberg & Panik-Orchester: "Grande Finale", aus dem Album "Udopia", 1981)

In sieben Tagen schuf Gott die Welt,
doch sieben Tage sind echt zu knapp.
Am achten Tag fand er das auch,
schmiss sie ins Klo und zog ab.
Er setzt sich wieder auf seinen Thron
und lässt uns hier hängen in der Kanalisation!
Wir müssen's ausbaden, oh Herr,
die einen weniger, die anderen mehr ...

Nun sind wir schon seit Abel und Kain
hier in der Grütze rumgekrochen.
Nun fängt - ja muss das denn wirklich sein? -
die ganze Scheiße auch noch an zu kochen.
Bedrohlich brodelt hier ein See,
unheimlich bruzzelt dort ein AKW ...
Die Angst war lange nicht so groß,
die Raketen stehn auf "Achtung - fertig - los!"

Willkommen zum Grande Finale!
Die Erde geht unter, erfahren wir soeben.
Der Eintritt ist ohne Bezahle,
Sie zahlen hier bloß mit Ihrem Leben!
Der Globus ist 'ne große Bühne
und auch Sie werden hier als Statist engagiert!
Es wird so inszeniert, dass jeder krepiert -
und die Puppen tanzen: "Kein Horror in Sodom und Gomorrha".

Immer lustig und vergnügt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...

Am Tage als der Reagan kam
und die Vulkantanzschule übernahm,
rechts herum im Rückwärtsschritt
tanzt man jetzt den Apocalypso, und alle taumeln mit ...

Willkommen zum Grande Finale!
Am 30. Mai ist alles vorbei.
Und die Rüstungsindustriellen
sind in Bombenstimmung auf den Seychellen!
In Moskau saufen sie viel Wodka,
bis sie behämmert sind, und sie wetzen die Sichel.
Es wird so inszeniert, dass jeder krepiert -
und zuerst der deutsche Michel.
"Kein Horror in Sodom und Gomorrha ..."

Immer lustig und vergnügt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Wie schön der Neutronenbomber fliegt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Wie aromatisch Giftgas riecht,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Es gibt 'ne Zeitung, die niemals lügt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
In Gorleben sich ein Bohrer verbiegt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Ein Ölscheich einen Goldrausch kriegt,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
Der Krisenstab sich im Bunker verkriecht,
bis der Arsch im Sarge liegt ...
und der Pfaffe, wie immer, seinen Segen gibt ...
Bis der Arsch im Sarge liegt.



Anmerkung: Welcher Song wäre passender für den 21.12.2012 als dieser? ;-) Abgesehen vom albernen Weltuntergangs-Hype an diesem Tag müsste Lindenberg - wenn er heute noch immer so wach und kritisch wäre wie 1981 - extrem bestürzt sein, da seine schlimmsten Befürchtungen von vor über 30 Jahren heute noch weit übertroffen werden. Der "Apocalypso" - "rechts herum im Rückwärtsschritt" - ist längst der Standardtanz auf nahezu jeder politischen Bühne dieser Welt.

Wohlan denn, lasst uns tanzen - gemäß dem neoliberalen Katastrophen-Credo: "Nach uns die Sintflut".

Die Sprache der Bücklinge


Auch die deutschen "Spitzenpolitiker" [haben] die Wiederwahl Obamas zum US-Präsidenten einhellig "begrüßt", meldete die hiesige Medien-Mafia im Gleichlaut. "Der Bundespräsident hat ...", "die Bundeskanzlerin hat ...“ Beide waren, selbstredend, "... unter den ersten, die telegrafisch gratulierten ..." – Es folgten in diesen Hofnachrichten jeweils ein bis zwei tragende Sätze, entnommen den Ergebenheitsadressen unseres Berliner Spitzenpersonals. Mit Floskeln wie "... langjährige Freundschaft", "... Menschenrechte und Demokratie", "unverbrüchlich zur Seite" oder "Grundlage gleicher Werte". Kein TV-Sender und nur wenige Zeitungen brachten diese Texte ungekürzt. Was schade war, denn sie lassen tief blicken.

Nach diplomatischer Gepflogenheit gratulieren sich Träger politischer Ämter gegenseitig zur Wahl resp. Wiederwahl. Der Schreibstil zeigt, ob der Absender höflich einer Pflichtübung nachkam, ob er sich selbst als fast gleichrangigen Kumpan des Jubilars empfindet oder nur einmal mehr seine Lakaienrolle spielt und Verbalschleim absondert. Nachfolgend in Gänze, was einige unsere Berliner Repräsentanten Herrn Obama öffentlichkeitswirksam übermitteln zu müssen glaubten. Ich erlaube mir jeweils am Schluss Antworten an die Autoren.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Volker Bräutigam dreht wieder voll auf: Seine sprachlichen Analysen treffen wie fast immer des Pudels Kern und lassen an Deutlichkeit keine Wünsche offen. Ich kann es mir nicht verkneifen, seine Erwiderung an den Bundes-Gauckler, der mit einer besonders schleimigen "Glückwunschbotschaft" an Obama aufgefallen war, hier zu wiederholen:

"Werter Präsident Gauck, dass Pfaffen einst Kanonen segneten, ist bekannt; die Kanoniere zu segnen ist nur eine modernere Variante. Dass Sie als Expfaffe und nunmehriger Bundespräsident auf Traditionslinie bleiben, darf niemanden überraschen. Sie leisten Fürbitte beim Allerhöchsten für einen Schreibtisch-Massenmörder, und Ihr lieber Gott wird, wie wir ihn kennen, dafür ein offenes Ohr haben. Deutschland und die USA seien 'Partner gleicher Werte', schrieben Sie, da hätte man nur gern gewusst, ob Sie die in Euro oder die in Dollar meinen. Der Wert der vielen Drohnen-Volltreffer aufgrund wöchentlicher Mordbefehle des US-Präsidenten müsste ebenfalls noch definiert werden. Wobei die mindestens 182 Kinder, die dabei bisher kollateral zu Tode kamen, den Wert nicht unbedingt mindern. Werter Herr Präsident der Bundesrepublik Deutschland, der Sie bereit sind, mit solch einem Widerling '... die globalen Herausforderungen und Bedrohungen für Freiheit, Frieden, Wohlstand' anzunehmen: Nach Abgabe dieser Devotionalie dürfen Sie sich rückwärts schreitend entfernen. Bleiben Sie im Bückling, zumindest, bis Sie außer Sichtweite sind. Demutshaltung zeichnet den Theologen aus."

Treffer - versenkt. Dieser Text hätte als Leitartikel in der Süddeutschen oder in der Zeit stehen müssen. Von einer solchen Wahrhaftigkeit ist die Mainstream-Journaille in Deutschland aber weiter entfernt als vom Uranus.

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Feudalismus



(Zeichnung von Carl Olof Petersen [1880-1939], in "Simplicissimus", Heft 12 vom 16.06.1924)

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Drei Szenarien für die Post-Kollaps-Gesellschaft


"Die Frage ist nicht mehr, ob der Zusammenbruch kommt - sondern wie wir danach leben werden", meint Johannes Heimrath. Sein Buch "Die Post-Kollaps-Gesellschaft" dreht sich deshalb ganz um die Frage, wie eine Welt nach dem Zusammenbruch aussehen könnte und welche Weichen wir jetzt stellen können und sollten. (...)

Mit durchdringendem Blick benennt Heimrath auf diesem Weg auch viele der vermeintlich nachhaltigen und fortschrittlichen Ideen, wie etwa das Bedingungslose Grundeinkommen oder einen New Green Deal oder ein neues Wirtschaftssystem, als ein bloß illusionäres "Weiter-so" mit leicht anderem Anstrich (...). (...)

Dass der Kollaps also kommt, steht für Heimrath fest. Wie das geschieht und was dann passiert allerdings nicht. Er entwirft drei Szenarien, die weniger prophetisch als vielmehr modellhaft zu verstehen sind:

1. Schrecken ohne Ende
Die Krise beschleunigt sich und durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren kommt es zu einem raschen Totalzusammenbruch. Es gibt keine öffentliche Ordnung und keine Zivilgesellschaft mehr. Reiche Eliten sichern sich mit Privatarmeen auf High-Tech-Inseln ihr eigenes Überleben und errichten faschistische Privatstaaten mit striktem Militarismus.

Wahrscheinlichkeit: 85 Prozent

2. Langsames Siechtum
Die Eliten sichern sich die Ressourcen, fusionieren mit den Staaten und sorgen in den ehemaligen Industrieländern für einen ökologisch vertretbaren Mindestlebensstandart. Die Dritte Welt wird fallengelassen, die reichen Nationen schotten sich militärisch ab. Mit grünen Technologien und einem Grundeinkommen tritt die westliche Welt in eine Art Öko-Diktatur ein.

Wahrscheinlichkeit: 14 Prozent

3. Eine enkeltaugliche Welt entsteht
Der Kollaps führt zu einem Umdenken, die Ideen und Träume von einer lebensfördernden Welt werden von einer kritischen Masse aufgenommen und setzen sich durch. Aus den Keimzellen der Graswurzelbewegungen der letzten 40 Jahre entsteht das neue Gesellschaftsmodell der "Commonie".

Wahrscheinlichkeit: 1 Prozent

(Weiterlesen)

Anmerkung: Ich kann und will das in Rede stehende Buch von Johannes Heimrath nicht bewerten, da ich es nicht gelesen habe. Auch die eher mit Vorsicht zu genießende Quelle dieser Buchvorstellung (www.sein.de) will ich nicht bewerben. Den verlinkten Text allerdings halte ich für durchaus lesenswert, da er in ungewohnt offener und unaufgeregter Form Themen anspricht, die unsere Propagandamedien nicht einmal mit der Kneifzange anfassen, obwohl es sich um sehr drängende Fragen handelt.

Ich teile insbesondere die Einschätzungen des Buchautors bezüglich der unserer Gesellschaft bevorstehenden Szenarien und deren Wahrscheinlichkeit. Allerdings würde ich nie so weit gehen, die westlichen Gesellschaften als "Zivilisation" zu bezeichnen - denn was soll "zivilisiert" daran sein, wenn eine Minderheit der Menschheit sich überquellenden Luxus gönnt, während der große Rest in Elend, Armut und Not vor sich hin vegetiert? An dieser Situation hat sich seit vielen hundert Jahren nichts Grundlegendes verändert, und auch in den westlichen Staaten sind Zwangsverarmung, totale Ausbeutung und Überwachung, Faschismus und Militarismus längst wieder auf dem Vormarsch. Die westliche Welt war nie wirklich zivilisiert und befindet sich in einem rasanten Prozess der weiteren Dezivilisation.

"Eigentlich" sehnen sich doch fast alle Menschen nach der genannten "enkeltauglichen Welt", die ich allerdings nicht mit einem blöden Neologismus wie "Commonie" belegen möchte. Dass wir sie dennoch mit 99prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht erleben werden, ist eine Folge dieses verfluchten Systems - und ein Spiegel, in dem wir die Manipulierbarkeit und Dummheit der Menschen und die Perfidie der selbsternannten "Elite" klar erkennen.

Und unsere liebe Neoliberale Einheitspartei (NED) sorgt brav und kapitaltreu dafür, dass sich daran auch ja nichts ändert. In Krisen- und Endzeiten wird das offenbar regelmäßig deutlich:

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Die Blutsauger


"Alles geht vorzüglich. Sogar die Parteiunterschiede verschwinden mehr und mehr."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)

Montag, 17. Dezember 2012

Song des Tages: Your Possible Pasts



(Pink Floyd: "Your Possible Pasts", aus dem Album "The Final Cut", 1983)

They flutter behind you, your possible pasts,
Some bright-eyed and crazy, some frightened and lost.
A warning to anyone still in command
Of their possible future to take care.
In derelict sidings the poppies entwine
With cattle trucks lying in wait for the next time.

Do you remember me? How we used to be?
Do you think we should be closer?

She stood in the doorway, the ghost of a smile,
Haunting her face like a cheap hotel sign.
Her cold eyes imploring the men in their macs,
For the gold in their bags or the knives in their backs.
Stepping up boldly - one put out his hand -
He said: "I was just a child then, now I'm only a man."

Do you remember me? How we used to be?
Do you think we should be closer?

By the cold and religious we were taken in hand,
Shown how to feel good and told to feel bad.
Tongue-tied and terrified we learned how to pray,
Now our feelings run deep and cold as the clay.
And strung out behind us the banners and flags
Of our possible pasts lie in tatters and rags.

Do you remember me? How we used to be?
Do you think we should be closer?

---

Anmerkung: Leider habe ich diesen Song im Original nirgends werbefrei gefunden - ertragt und ignoriert den Spot am Anfang oder klickt nicht auf das Video - zumal die Soundqualität auch sehr bescheiden ist. Eine halbwegs gelungene Coverversion von der Band Anathema gibt es hier.

Ein wichtiger Song ist es dennoch - auch wenn sich der Sinn vielleicht nicht jeder oder jedem beim ersten Hören erschließt. Für diejenigen, die nicht so gut Englisch verstehen, sei daher angemerkt, dass mit den "cattle trucks" schlicht Viehwaggons gemeint sind, die auf "das nächste Mal" warten und die man im Hintergrund des Original-Songs auch hören kann, wenn man die Lautstärke aufdreht - das Lied ist eine einzige eindringliche Warnung davor, auch in Zukunft wieder in denselben faschistischen Horrorstrudeln zu versinken, die die Menschheit bereits erleiden musste.

Die wichtigste Botschaft des Songwriters Roger Waters ist meines Erachtens wohl diese: "A warning to anyone still in command of their possible future to take care." ("Eine Warnung an alle, die noch an der Macht sind, sich um die mögliche Zukunft zu sorgen/kümmern.") Ein Seitenhieb auf die "Kalten und Religiösen" ("the cold and religious"), die das natürlich zu verhindern suchen und ganz andere, nämlich menschenfeindliche Ziele verfolgen, darf in diesem Zusammenhang selbstverständlich nicht fehlen. Erhellender ist da schon die Tatsache, dass in dieser Strophe zwei Zeilen vermisst werden, die erst viele Jahre nach der Erstveröffentlichung zurück in den Song gefunden haben - auch in der verlinkten Originalversion sind sie nicht vorhanden: "Tongue-tied and terrified we learned how to pray, now our feelings run deep and cold as the clay."

Der Song ist fast 30 Jahre alt. Heute geht es längst nicht mehr um das Ob, sondern wieder einmal nur noch um das Ausmaß der Menschenfeindlichkeit, das unsere westlichen Gesellschaften an den Tag legen. Deutschland ist da mal wieder unter den "Besten" - und die Grenze nach unten ist weiter offen wie ein verfaulendes Scheunentor.


("The Knives in their Backs")

Zitat des Tages: Weihnachtsbaum


Hundertmal hab' ich gepocht.
Kein Pförtlein knarrte.
Nirgends ein brennender Docht,
der meiner harrte.

Nirgends ein Herz, eine Hand,
mich zu begaben ...
Baum, du am Straßenrand,
willst du mich haben?

Bist ja wie ich so allein.
Kannst mit mir prangen,
wenn ich im Morgenschein
an dir werde hangen.

(Dr. Owlglaß alias Ratatöskr alias Hans Erich Blaich [1873-1945], in "Simplicissimus", Heft 38 vom 21.12.1931)

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Rohstoffmangel


"Würden Sie gestatten, dass ich nach Ihnen den Strick benütze?"

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 19 vom 04.08.1920)

Freitag, 14. Dezember 2012

Wagenknecht über die "Fassadendemokratie"




Anmerkung: Eine höchst zutreffende Rede, die in ihrer Deutlichkeit einmal mehr an die Endphase der Weimarer Republik erinnert. Wenn politische Erklärungen oder Beschlüsse bereits in einer einzigen Wochenfrist zur Makulatur verkommen, steht der Laden lichterloh in Flammen. Die Verwendung der Vokabeln "Marionetten" und "Fassadendemokratie" muss ich nicht weiter kommentieren.

Ich wünschte mir sehnlich, dass die Linke eine Chance bekäme, den kapitalistischen Katastrophenkurs der schwarz-gelb-rot-grünen "Eliten"-Mästung zu korrigieren - und diese Chance dann auch tatsächlich nutzte. Beides ist leider utopisch in der Bananenrepublik Deutschland: Diese Partei wird aufgrund der anhaltenden medialen Dauerpropaganda niemals eine nennenswerte Mehrheit bekommen - und wenn sie sie wider Erwarten doch bekäme, wäre sie schneller unterwandert und auf einen stramm neoliberalen Kurs gebracht als wir "Hoppla" sagen können.

Von der "Quasselbude", wie der Reichstag in der Weimarer Zeit genannt wurde, ist keine positive Veränderung zu erwarten. SPD und Grüne haben das nach 1998 eindrucksvoll und andauernd belegt.

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Die neue Regierung


"Sieh mal, Großpapa, soviel schwarze Eier!" - "Sonderbar! Aber der Hase war rot."

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 4 vom 21.04.1930)

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Ein Modell: Untergang


Im folgenden [sic!] möchte ich ein Modell vorstellen, wie sich eine Gesellschaft anders organisieren könnte als die aktuelle, und sicher auch anders als bisherige, nämlich “sozialistische”. Der Entwurf enthält vieles, was mir persönlich gefallen würde, ist aber dennoch nicht frei von Beliebigkeit. Fast sämtliche Details könnten auch anders geregelt werden. Ich skizziere das, um die Gelegenheit zu bieten, sich am Beispiel abarbeiten zu können. Im Entwurf als solchem kreuzen sich abstrakte und konkrete Momente von Alternativen zum Bestehenden.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Bullshit. Es gibt genügend alternative Entwürfe zum kapitalistischen Irrsinn, wozu braucht es einen so hingerotzten Mist in wenigen Zeilen?

So nett ich die Bloggerszene ja auch finde, dieses System verführt aber leider auch dazu, ganze Regalwände in den Bibliotheken zu ignorieren, in denen viele verschiedene Antworten auf viele Fragen schon längst ruhen. Sie müssten nur endlich ernsthaft diskutiert werden.

Dieser Beitrag ist ein Paradebeispiel dafür - er beschreibt in hochalberner Form die Neuentdeckung des Rades, während in den Wissenskammern der Menschheit eine Unzahl von dicken Bänden über dasselbe Thema leise vor sich hin modert.

So wird das nichts mit der Weiterentwicklung der Menschheit, die ich ohnehin für eine lächerliche Utopie halte. Solange der Egoismus und die Habgier nicht besiegt sind, solange wird die Menschheit im Elend verharren - und ich gehe fest davon aus, dass dieses perverse Konstrukt solange andauern wird, bis die Menschheit sich selbst erledigt hat. Man könnte das auch als "natürlich" bezeichnen, da uns eben jene Natur diesen Egoismus, aus dem die Habgier folgt, in die Gene geschrieben hat.

Es ist kein Wunder, dass bei einer solchen Ausgangslage ein mörderisches Unrechtssystem wie der Kapitalismus entstanden ist. Man kann das intellektuell verfluchen und verdammen, bis sich die Balken biegen - es ist und bleibt "natürlich" (der Natur nachempfunden). Und ich glaube angesichts der vielen Jahrhunderte des kapitalistischen Triumphes nicht daran, dass die menschliche Fähigkeit des Denkens jemals etwas an dieser schlimmen Ausgangslage verändern könnte.

In jedem bisher bekannten Alternativsystem bedarf es nur einiger weniger Ackermanns, Westerwelles, Kohls oder Schröders an den "richtigen" Stellen der Macht, um es zu pervertieren - da kann die große Mehrheit noch so sehr den Idealen des Sozialen anhängen. Keine Chance - diese Spezies ist ein evolutionärer Irrweg, wie er offensichtlicher gar nicht sein könnte. Das wird noch viele, viele Jahre andauern und sehr viel Leid und Elend produzieren - aber letzten Endes ist diese Menschheit nicht überlebensfähig.

Hier diskutieren Menschen, die in irgendwelchen gut beheizten Büros oder Zimmern am Computer sitzen und Kaffee trinken, während zeitgleich alle paar Sekunden ein Mensch an Hunger, Kälte, Wassermangel oder mangelnder Gesundheitsversorgung stirbt.

Was soll man von einer solchen Gesellschaft denn bitte erwarten. Ich erkenne da keine grundlegenden Unterschiede zu dem Horror von Auschwitz. Diese Menschheit hat eindrucksvoll und nachhaltig bewiesen, dass sie nur eines wirklich und kontinuierlich kann: Faschismus. Und den in immer perfektionierterer Form.

Heute sind wir Bürger der westlichen Welt diejenigen, die sich den bohrenden Fragen der Opfer stellen müssen: Wir konntet ihr so etwas nur zulassen? Antworten darauf haben wir natürlich keine - bis auf die allgemein bekannten, wie "Ja, was sollten wir denn auch tun ..." Und wir machen einfach immer weiter. Aber uns geht es ja auch noch relativ gut. Den meisten Menschen auf diesem Planeten ging und geht es indes nicht gut.

Und jetzt gehen wir Weihnachtsgeschenke kaufen.

[Du bist tot. Spiel neu laden - JA | NEIN]

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(Falls intelligente Lebewesen auf die Erde stoßen sollten, wird ihre Reaktion sicherlich so aussehen.)

Dienstag, 11. Dezember 2012

Volker Pispers löst die Finanzkrise

Habgier 2.0: Wieso Menschen politische Ämter anstreben


Seit seinem Auftritt in New York am 11. Oktober dieses Jahres gehört auch Nicolas Sarkozy zum erlauchten Kreis der gut bezahlten Redner. Seine Amtszeit war kaum beendet, da häuften sich schon die Anfragen, die in der Regel mit Honoraren von um die 100.000 Euro locken, auf dem Schreibtisch des französischen Expräsidenten. Das Wochenmagazin L'Express berichtete am 3. Oktober 2012, Sarkozy habe "seit seinem Auszug aus dem Élysée-Palast im vergangenen Mai bereits 70 Einladungen bekommen".

Man könnte meinen, dass höchste Staatsämter nur noch als Durchgangsstation dienen und das eigentliche Karriereziel in der Anhäufung eines großen privaten Vermögens liegt. Sarkozy jedenfalls dachte schon 2008 in dieser Weise über seine Zukunft nach: "2012 bin ich 57 Jahre alt, da trete ich nicht noch einmal an. Wenn ich die Milliarden sehe, die Clinton verdient - ich mache das hier jetzt für fünf Jahre, danach gehe ich meiner Wege und stopfe mir die Taschen voll." Der ehemalige US-Präsident, der bei seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus im Januar 2001 etwa 11 Millionen Dollar Schulden hatte, wurde danach zum "Autor und Redner". Innerhalb eines Jahres stieg das Einkommen des Ehepaars Clinton von 358.000 auf 16 Millionen Dollar, vor allem dank des Vorschusses auf Bill Clintons Memoiren und großzügiger Rednerhonorare.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Man könnte nicht nur meinen, dass reine Habgier die Antriebsfeder der meisten hochrangigen Akteure auf der politischen Bühne weltweit ist - man muss diese Meinung vielmehr vertreten, wenn man mit einem halbwegs wachen Geist diese Welt durchwandelt.

Auch und gerade in Deutschland ist es inzwischen ja üblich, sich nach dem Ende der politischen "Karriere" (die in der Regel vier bis höchstens acht Jahre dauert) die Entlohnung für die zuvor geleisteten neoliberalen Zerstörungen bei der Wirtschaft abzuholen. Ob Gerhard Schröder, Joschka Fischer oder Roland Koch - den süßen Verlockungen des leistungslosen Immer-reicher-Werdens (zusätzlich zu den lebenslangen Zahlungen, die ein politisches Amt in erklecklicher Höhe stets auch mit sich bringt) kann sich offenbar kaum ein Politiker entziehen. Für Deutschland gibt es auf den Seiten von Lobbypedia eine kleine, keinesfalls vollständige Auswahl zu bestaunen.

Früher nannte man so etwas Korruption. Im neoliberalen Neusprech ist daraus schlicht "Geld verdienen" (Peer Steinbrück) geworden. Die Frage, wieso jemand für das inkompetente, dumme Gesabbel eines Blair, Sarkozy, Clinton oder Steinbrück mehrere zehntausend oder gar hunderttausend Euro / Dollar bezahlen sollte, stellt sich niemand mehr - diese absurden Zahl(ung)en werden einfach hingenommen als seien sie reell und stünden in einem logischen Zusammenhang zum "Geleisteten" (eine dusselige, wahrscheinlich nicht selbst verfasste Rede halten). So viel Orwell kann man gar nicht lesen.

Diese verkommene Bande lässt sich dreist und für alle sichtbar vor unser aller Augen bestechen - und im Falle Steinbrück kommt noch die Impertinenz hinzu, sich dennoch wieder zum Bundeskanzler wählen lassen zu wollen. Da bleibt mir die Spucke weg. Ich nenne diesen habgierigen Vollpfosten ab jetzt nur noch "Peerlusconis Erbe".

Jedenfalls sollten wir die Beweggründe, die Sarkozy laut dem verlinkten Text so freimütig ausgeplaudert hat, stets bedenken, wenn wieder einmal eine Wahl ansteht. Denn dann können wir ... ja, dann können wir ... äh, dann können wir immer noch nichts dagegen tun. Aber Hauptsache, wir leben in einer Demokratie. "Die Welt ist schön, und erst der Sonnenschein!" sagt der Igel zu dem Stachelschwein ...

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Stimme von unten


"Wenn ick nu der Oberbahnrat Schulze wär', tät ick die Weiche falsch stell'n - es hat ja keen Aas jeschmiert!"

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 3 vom 16.04.1928)

Nachtrag: "Gerhard Schröder hat die meisten, Helmut Schmidt die modernsten und Helmut Kohl die dicksten Autos: Deutschlands Altkanzler können auf einen stattlichen Fuhrpark zugreifen. So stehen Schröder (SPD) gleich sieben Fahrzeuge zur Verfügung, darunter neben mehreren Mercedes-Limousinen zwei VW-Transporter T5. Schmidt (SPD) begnügt sich mit vier Autos, allerdings waren zwei davon besonders teuer: Je 94.275,55 Euro überwies der Bund für zwei Mercedes 420 cdi. Kohl (CDU) wiederum reist am bequemsten von allen, er verfügt über drei - allerdings schon etwas ältere - Mercedes 600 SEL sowie drei kleinere Mercedes-Modelle. Insgesamt zahlte der Bund laut Bundesinnenministerium für alle Altkanzler-Autos 'ab Inbetriebnahme bis heute rd. 1,265 Mio. Euro für Instandsetzung, Reparatur, Unterhaltung und Betrieb etc.'" (Quelle)

Samstag, 8. Dezember 2012

Song des Tages: In Death




(Virgin Black: "In Death", aus dem Album "Requiem - Mezzo Forte", 2007)

O misery you live
I have been struck and am suffering
O misery you live
You take bread from hands
that hold so little
And show treason to a faithful heart
There is no healing balm of reason
O wretchedness, o misery
Fall upon mercy
Set thy alter here
Lifeless life cradles lifeless death
Set thy alter here
Fall upon mercy
O wretchedness, o misery
O misery you live
I have been struck and am suffering
O misery you live
O misery you live in death
Exaudi orationem (meam)
Quantus tremor est futurus
Exaudi orationem (meam)
The hour is at, parting is at hand
The hour is at hand
The hour is at, parting is at ...


Anmerkung: Eine schrille, dissonante, untergehende Zeit produziert auch schrille, dissonante, untergehende Musik - das war schon immer so und wiederholt sich auch heute wieder eindrucksvoll. Ein solches Requiem ist ein beredtes Beispiel dafür - auch wenn die Australier von Virgin Black, anders als der deutsche Wikipedia-Artikel behauptet, mit dem Christentum nichts weiter gemein haben als die Benutzung eben dieser traditionsreichen Form der Totenmesse, die hier eben nichts anderes ist als die musikalische Illustration des Verfalls und Untergangs. Der Text und die Musik sprechen für sich.

Ich möchte dazu auf das Oratorium "Das Buch mit sieben Siegeln" des Spätromantikers Franz Schmidt [1874-1939] verweisen, das zwischen 1935 und 1937 komponiert wurde und ähnliche apokalyptische Züge trägt - und auch dieses Werk ist nur ein Beispiel von hunderten. Die (ernsthafte, nicht-kommerzielle) Musik ist immer ein Spiegel ihrer Zeit.

Rassismus: Offenbar Alltag bei der deutschen Polizei


Nach Aufdeckung des NSU-Terrors war viel die Rede von mehr Sensibilität der Behörden gegenüber Zuwanderern. Ein Jahr später steigt Derege Wevelsiep in eine Frankfurter U-Bahn und wird von Polizisten verprügelt. Eine Geschichte darüber, dass sich nichts geändert hat.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Lest Euch das bitte genau durch - es ist wieder einmal unfassbar, wie sich die Kontrolleure der Bahn und insbesondere die uniformierten Schergen des Staates hier wieder einmal verhalten haben. Mir kommt die Galle hoch, wenn ich mich in die Lage dieses Mannes versetze, der völlig nachvollziehbar fragt, ob wir eigentlich das Jahr 2012 oder doch eher das Jahr 1942 schreiben.

Der Autor der Frankfurter Rundschau kommt zu dem wenig hoffnungsfrohen Schluss: "Der Fall von Derege Wevelsiep wird enden, wie solche Fälle immer enden. Es wird intern ermittelt, Polizisten befragen Polizisten, die behaupten, er habe Widerstand geleistet, sie hätten gar nicht anders handeln können. Und dann passiert nichts. Und wieder hat ein Mensch das Vertrauen in deutsche Sicherheitsbehörden verloren."

So wird es wohl geschehen. Das wirkliche Problem, das dieser Fall wieder einmal deutlich aufzeigt, bleibt auch weiterhin unangetastet, nämlich der offensichtlich in Teilen der Polizei latent vorhandene dumpfe Rassismus, gepaart mit einem Gefühl der Allmacht, das jedem demokratischen Verständnis Hohn spricht. Diese arrogante Überheblichkeit, die wie ekelhaftes, übelriechendes Fett aus den zitierten Dialogfetzen der Polizisten trieft, widert mich nur noch an.

Das beschriebene Vorgehen der Polizei bis hin zum grundgesetzwidrigen Betreten der Wohnung des terrorisierten und misshandelten Opfers ist ein einziger, himmelschreiender Skandal - solche Menschen haben bei der Polizei nichts verloren, sondern gehören auf der Stelle vor ein ordentliches Gericht (wenn es ein solches denn tatsächlich noch gäbe). Darauf können wir in den zerbröckelnden Demokratiefassaden dieses zerstörten Staates allerdings warten bis zur einsetzenden Verwesung.

Nebenbei ist diese Geschichte ein Beleg dafür, weshalb die in den letzten Jahren zu recht in die Kritik geratene Frankfurter Rundschau trotzdem erhaltenswert ist - wer sich das leisten kann, sollte diese vor dem Aus stehende Zeitung dringend unterstützen.

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Wiener G'müat


"Wir lassen unsere lieben Juden nicht nach Palästina - wir wollen sie in Wien totschlagen!"

(Zeichnung von Eduard Thöny [1866-1950], in "Simplicissimus", Heft 23 vom 07.09.1925)

Zitat des Tages: Wir verdienen nichts als das Chaos


Es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt. Die Zeitalter sind schwachsinnig, das Dämonische in uns ein immerwährender vaterländischer Kerker, in dem die Elemente der Dummheit und der Rücksichtslosigkeit zur tagtäglichen Notdurft geworden sind. Der Staat ist ein Gebilde, das fortwährend zum Scheitern, das Volk ein solches, das ununterbrochen zur Infamie und zur Geistesschwäche verurteilt ist. Das Leben Hoffnungslosigkeit, an die sich die Philosophien anlehnen, in welcher alles letzten Endes verrückt werden muss. Wir sind Österreicher, wir sind apathisch; wir sind das Leben als das gemeine Desinteresse am Leben. Wir haben nichts zu berichten, als dass wir erbärmlich sind. Mittel zum Zweck des Niedergangs, Geschöpfe der Agonie, erklärt sich uns alles, verstehen wir nichts. Wir brauchen uns nicht zu schämen, aber wir sind auch nichts, und wir verdienen auch nichts als das Chaos."

(Thomas Bernhard [1931-1989]: Rede anlässlich der Verleihung des österreichischen Förderungspreises für Literatur, 1968. - "Ich war mit meinem Text noch nicht zuende gekommen, da war der Minister mit hochrotem Gesicht aufgesprungen [...], bedrohte mich, ja, er ging mit vor Wut erhobener Hand auf mich zu, darauf eine abrupte Kehrtwendung und verließ den Saal." So beschreibt Bernhard die Reaktion des damaligen österreichischen Unterrichtsministers Theodor Piffl-Percevic auf diese Rede bei der Zeremonie am 4. März 1968 in dem posthum erschienenen Band "Meine Preise", 2009.)

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Eine dumme Frage: Was kommt nach dem Kapitalismus?


Geht der Kapitalismus, wie wir ihn kennen, zu Ende? Die beiden Autoren sehen dies so und empfehlen eine neue Gesellschaftsform, die auf mitfühlende Solidarität setzt, mit Namen "Empathismus". Hier ihre erhellenden Gedanken und Visionen eines zukünftigen Miteinander.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Nach dem (unvermeidlichen, weil systembedingten) Zusammenbruch des Kapitalismus wird auch diesmal, wie schon unzählige Male zuvor, nur eines kommen: Ein Neustart des kapitalistischen Systems. Bei allen vorangegangenen Zusammenbrüchen gab es auch immer wieder verschiedenste Visionen oder Utopien, wie es denn danach wohl weitergehen könne und die nichts bewirkt haben, und nichts, aber auch gar nichts deutet heute darauf hin, dass es diesmal anders verlaufen wird.

Visionen und Entwürfe für eine bessere Welt gibt es mannigfach – und das nicht erst in neuer Zeit. Umgesetzt wurden und werden sie allerdings nie (und wenn, dann höchstens in pervertierter Form, die mit den ursprünglichen Ideen nichts mehr zu tun hat, wie das Beispiel des sich so nennenden Sozialismus eindrucksvoll zeigt).

Die wenigen Personen, die den großen Reichtum und die Macht an sich gerissen haben, haben diese Ansprüche stets erfolgreich verteidigt oder sind in eher seltenen Extremfällen von anderen Personen abgelöst worden, die sich ihrerseits im Namen irgendwelcher Ideologien wieder großen Reichtum und Macht angeeignet haben. Das ist die Geschichte der Menschheit.

Die Frage “Was kommt nach dem Kapitalismus?” ist hinlänglich beantwortet – die Antwort lautet: Natürlich wieder der Kapitalismus. Und wenn nach dem regelmäßigen Kollaps des Kapitalismus und dem systemisch verbundenen Faschismus irgendwann mangels verbliebener natürlicher und menschlicher Ressourcen kein Neustart mehr möglich ist, kommt eben einfach der Schlusspunkt. Die Dinosaurier haben es uns Menschen vorgelebt.

Seit Jahrhunderten gibt es massenhaft Gesellschaftsentwürfe, die einen Ausweg aus diesem kapitalistischen Teufelskreis formulieren – aber nicht ein einziges Mal ist es gelungen, irgendetwas davon auch in die Tat umzusetzen, ohne wieder in denselben widerlichen Strukturen zu landen. Die Hab-, Raff- und Machtgier und der asoziale Egoismus einzelner Menschen scheint unauslöschbar zu sein. Die widerliche Bande, die uns und fast alle anderen Staaten regiert, ist ein beredtes Beispiel dafür – von den Machenschaften der internationalen Konzernbosse ganz zu schweigen.

Wir brauchen keine zusätzlichen Visionen – die gibt es doch längst. Wir brauchen statt dessen einen Plan, wie wir diese furchtbare Bande der Eigennutzoptimierer, diese schrecklichen habgierigen Kapitalisten loswerden und der Bevölkerung endlich beibringen, dass Konkurrenz, Wettbewerb und Egoismus (“Eigenverantwortlichkeit”) zwangsläufig in eine solche Alptraumwelt münden, wie wir sie jetzt wieder haben.

Ich halte das evolutionäre Projekt “Menschheit” für gescheitert.

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Wahlfrühling

Nun, deutsches Wahlvieh, spitze deine Ohren
und friss den frech erlog'nen Phrasendreck!
Hat man dich auch bis auf die Haut geschoren -:
den frohen Glauben hast du nie verloren!
Schnapp zu, mein Mäuschen, auf den Rede-Speck!

Hier lockt man dich mit kaiserlichem Glanze -
hier wirst du aufgewertet, zollgeschützt -
hier geht man radikal-gesinnt aufs Ganze -:
und jeder bricht für dich die dickste Lanze
solang der Rede-Speichel ihm entspritzt ---

Doch süßer noch als die Sirenen-Flöten
tönt salbungsvoll des Pfarrers Wortsalat!
Er lehrt dich arbeiten und lehrt dich beten
und wird dich nicht nur hierorts stramm vertreten,
da er auch droben was zu sagen hat!

So oder so: man wird dich schon bequasseln,
du deutsches Schaf, zu jeder Schur bereit!
Gebrauch dein Recht, dir alles zu vermasseln:
zum Fluchen, Schimpfen, Hungern, Kettenrasseln
hast du dann wieder mal vier Jahre Zeit!

(Benedikt alias Reinhard Koester [1885-1956], in "Simplicissimus", Heft 7 vom 14.05.1928)

Obdachlose: Von SPD und Bahn verjagt


Die SPD vertreibt mit Hilfe der Bahn Wohnungslose aus der Hamburger Innenstadt. Doch in den Unterkünften fehlen noch eintausend Schlafplätze für Obdachlose.

(...) Der Hamburger Hauptbahnhof ist der meist frequentierte Bahnhof bundesweit. Besonders in den kalten Monaten sind die Vordächer ein zentraler Treffpunkt für Menschen ohne Obdach. (...)

Die neue Linie der Hamburger Sozialdemokraten zeigt sich nicht nur im Umgang mit Marginalisierten am Bahnhof. Flüchtlinge werden in Hamburg neuerdings in überfüllten 40-Mann-Zelten untergebracht, weil die Räume im Gebäude der Erstaufnahmestelle im Norden der Stadt überfüllt sind und es an Sozialwohnungen mangelt. (...)

Von vornherein für mehr Schlafplätze [für Obdachlose] sorgen will die SPD nicht. Jede Einrichtung, die eröffnet werde, sei schon am nächsten Tag voll, erklärt Sozialsenator Detlef Scheele. Die SPD will in jedem Fall verhindern, dass ein auskömmliches Angebot mehr Leute anzieht.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Zu einem solchen asozialen, menschenfeindlichen Verhalten fällt mir nicht mehr viel ein. Erst sorgen sie mittels einer perversen, faschistoiden Gesetzgebung und der massenhaften Privatisierung von Sozialwohnungen dafür, dass immer mehr Menschen obdachlos werden, und im Nachschlag wird den so Verarmten und Vertriebenen dann auch die letzte Hilfe im Winter noch verweigert. Und dennoch nennt sich diese lächerliche Partei noch immer "sozialdemokratisch".

Die typisch neoliberale, menschenfeindliche Argumentationsweise, dass ein auskömmliches (noch nicht einmal ein halbwegs gutes!) Angebot mehr Menschen, die in Not geraten sind, anziehen würde, passt da nur zu gut ins Bild. Konkurrenz und Wettbewerb sind die bösen Götter des kapitalistischen Unrechtssystems. Sollen diese Schmarotzer und Überflüssigen doch selber sehen, wo sie bleiben - die SPD bzw. der Kapitalismus hat mit denen nichts mehr zu tun. Wer nicht mehr ausbeutbar ist, wird "freigesetzt" und darf in totaler Freiheit unter einer Brücke selbstbestimmt und eigenverantwortlich erfrieren oder verhungern.

Ganz abgesehen von dem nicht tolerierbaren Skandal, dass es in diesem vor Luxus überquellenden Land überhaupt obdachlose Menschen gibt und die Zahl auch noch bedenklich steigt, zeigt die Asoziale Undemokratische Partei Deutschlands (ASPD) hier exemplarisch einmal mehr, was von ihr zu halten ist und inwiefern sie sich von den übrigen schwarz-gelb-grünen Blockparteien der Neoliberalen Einheitspartei Deutschlands (NED) unterscheidet: In nichts.

Ich schäme mich in Grund und Boden für diesen widerlichen Staat.

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Abseits



(Zeichnung von Anton Hansen [1891-1960], in "Simplicissimus", Heft 42 vom 12.01.1925)

Song des Tages: Im Garten steht ein Feigenbaum, oder: Ein Börsenverlierer stürzt ab



(Via)

(Adrian Ils: "Im Garten steht ein Feigenbaum, oder: Ein Börsenverlierer stürzt ab", aus dem Album "Liebe, Tod und Heimarbeit", 2005)

Der Regen trommelt auf das Dach
Und ich lieg mal wieder wach
Und denke nach
Mir schwimmen alle Felle weg
Ja, da lieg ich nun im Dreck
Und fühl mich schwach
Du warst für mich die schönste Frau
Und das weißt du ganz genau
Mein falscher Schatz
Nur weil ich mit den Zähnen knirsch
Röhrt jetzt ein and'rer Hirsch
Auf meinem Platz

Als ich noch ohne Tadel war
Nadelstreifen, Öl im Haar
Warst du entzückt
Für dich war Liebe nur ein Sport
Doch ich glaubte jedes Wort
Ich war verrückt
Ich brauchte dich für das Gefühl
Mit dabei zu sein beim Spiel
Um Geld und Macht
Dir hörig bis zur Raserei
War ich ausgeliefert
deiner Niedertracht

Und als er sank, mein Börsenstern
Gab's da schnell 'n andern Herrn
Auf dem Parkett
Der hat in einer langen Nacht
Ein Vermögen durchgebracht
In deinem Bett
Die Schönheit ist dein Kapital
Deine Scham agiert global
Der Markt ist groß
Wenn irgendwo die Kurse steigen
bist du sofort dabei
Mit deinem Schoß

Kein Offenbarungseid, kein Gott
Hilft mir jetzt mehr, ich bin bankrott
Mein Sturz ist tief
Ich wünsch die Pest dir an den Hals
Mein Unglück war besiegelt als
Ich mit dir schlief
Geschossen aus der Umlaufbahn
Schwarzes Loch im Liebeswahn
Ich weiß nicht wie
Ich dich aus meinem Herz vertreib
Ach, deinen wunderbaren Leib
Vergess ich nie

Im Garten steht ein Feigenbaum
Jede Feige ist ein Traum
Ihr Saft ist süß
Die will ich pflücken, weil ich weiß
Ich komm, wenn ich in eine beiß
Ins Paradies
Ich stehe auf und zieh mich an
Blick in den Spiegel, trete dann
Auf den Balkon
Es weht ein kleiner Wind ums Haus
Ich breite beide Arme aus
Und flieg davon

Montag, 3. Dezember 2012

Reklame überall: Die versteckten Folgen des Fernsehens


Was haben Sie eigentlich letztes Jahr für das Privatfernsehen bezahlt? / Das sehen Sie gar nicht? Macht nichts, Sie zahlen dennoch. / Sie haben gar keinen Fernseher und zahlen auch keine GEZ-Gebühr? Macht nichts, für das Privatfernsehen blechen Sie trotzdem, und nicht zu knapp.

8,3 Milliarden Euro erlösten die privaten Fernsehsender im Jahr 2006 mit Werbesendungen. Das Geld stammt letztlich aus den Geldbörsen derjenigen, welche die beworbenen Produkte kaufen. Vor allem bei neuen, "trendigen" Produkten übersteigt der im Verkaufspreis enthaltene Anteil für Werbung die Herstellungskosten oft um ein Vielfaches. Gutgläubige Rentner lassen sich ja manchmal auf Kaffeefahrten überteuerte Produkte aufschwatzen – ihren coolen Enkeln zuhause vor der Glotze geschieht genau das Gleiche, nur öfter.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Dieses Thema betrifft natürlich nicht nur das Privatfernsehen, denn auch viele öffentlich-rechtliche Sender belästigen ihre Zuschauer mit dämlicher Werbung und kassieren so neben der GEZ-Zwangsgebühr noch weitere hübsche Sümmchen. Dass diese wie bei den privaten Sendern auch größtenteils nicht in ein sinnvolles Programm investiert werden, sondern statt dessen auf den Konten völlig überbezahlter Millionäre wie Gottschalk oder Jauch landen oder in der Bürokratie samt den auch dort sich sammelnden Aufsichtsrats- und anderen sinnfreien, geldwerten Posten versickern, interessiert im auf reine Habgier und Eigennutz ausgerichteten Kapitalismus niemanden - egal, ob öffentlich-rechtlich oder privat.

Es ist nur ein logischer Treppenwitz im Rahmen dieses Systems, dass die GEZ-Gebühr in wenigen Wochen in eine Zwangsgebühr für jeden Haushalt umgewandelt wird - zahlbar von jedem, der ein Zimmer, eine Wohnung oder ein Haus in Deutschland bewohnt, und unabhängig von der Frage, ob es dort Fernseh- oder Radiogeräte gibt oder nicht. Ob diese, wenn vorhanden, auch für öffentlich-rechtliche Programme genutzt werden, ist ja schon heute keine Gebührenfrage mehr.

Derweil wird im Fernsehen und im Rest unserer Wahrnehmungswelt jeder letzte freie verbleibende Raum mit Reklame zugekleistert - dieser Seuche kann heute niemand mehr entkommen, der sich in unseren Städten bewegt, in seinen Briefkasten schaut, im Internet surft oder die Glotze oder das Radio einschaltet. Die Kosten, die dabei entstehen und nicht nur von allen Käufern der beworbenen Produkte, sondern von allen Kunden der werbenden Firmen bezahlt werden (auch wenn sie die betreffenden Produkte gar nicht kaufen), sind dabei nur eine Randerscheinung - viel schlimmer finde ich die absurde Dominanz dieser allgegenwärtigen Werbung und ihre fürchterlichen Auswirkungen. Schon Erich Fromm schrieb dazu in seinem sehr empfehlenswerten Buch "Haben oder Sein", erschienen 1976:

"Die in der Werbung und der politischen Propaganda angewandten hypnoseähnlichen Methoden stellen eine ernste Gefahr für die geistige und psychische Gesundheit, speziell für das klare und kritische Denkvermögen und die emotionale Unabhängigkeit dar. Ich bezweifle nicht, dass durch gründliche Untersuchungen nachzuweisen wäre, dass der durch Drogenabhängigkeit verursachte Schaden nur einen Bruchteil der Verheerungen ausmacht, die durch unsere Suggestivmethoden angerichtet werden, von unterschwelliger Beeinflussung bis zu solchen semihypnotischen Techniken wie ständige Wiederholung oder die Ausschaltung rationalen Denkens durch Appelle an den Sexualtrieb. Die Bombardierung durch rein suggestive Methoden in der Werbung, vor allem in Fernsehspots, ist volksverdummend. Dieser Untergrabung von Vernunft und Realitätssinn ist der einzelne tagtäglich und überall zu jeder Stunde ausgeliefert: viele Stunden lang vor dem Bildschirm, auf Autofahrten, in den Wahlreden politischer Kandidaten etc. Der eigentümliche Effekt dieser suggestiven Methoden ist ein Zustand der Halbwachheit, ein Verlust des Realitätsgefühls."

Ganz nebenbei will ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass die Werbung für ein 300-Euro-Handy, einen 700-Euro-Fernseher oder ein 10.000-Euro-Auto für jeden einzelnen der vielen Millionen Niedriglöhner und Hartz-Terror-Opfer in Deutschland nichts weiter als blanker Hohn ist - ganz abgesehen von den "Produkten" der auch in der bizarren Werbung versammelten Versicherungs- und Finanzbranche. Diese ausgesonderten Menschen spielen auch in der Reklameindustrie natürlich keine Rolle mehr - dabei ist es völlig unerheblich, dass dort mit Preisen geworben wird, die einem Verarmten in Deutschland das Überleben teils für viele Monate sichern könnten. Kurt Tucholsky schrieb dazu 1931:

"Wer soll sich denn das noch kaufen, was sie da herstellen? Ihre Angestellten, denen sie zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel geben, wenn sie sie nicht überhaupt auf die Straße setzen? Die kommen als Abnehmer kaum noch in Frage. Aber jene protzen noch: dass sie deutsche Werke seien, und dass sie deutsche Kaufleute und deutsche Ingenieure beschäftigen – und wozu das? 'Um den Weltmarkt zu erobern!' So schlau wie die deutschen Kaufleute sind ihre Kollegen jenseits der Grenzen noch alle Tage. Es setzt also überall jener blödsinnige Kampf ein, der darin besteht, einen Gegner niederzuknüppeln, der bei vernünftigem Wirtschaftssystem ein Bundesgenosse sein könnte. (...) Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert. Alles, was sie seit etwa zwanzig Jahren treiben, ist von zwei fixen und absurden Ideen beherrscht: Druck auf die Arbeiter und Export. / Für diese Sorte sind Arbeiter und Angestellte, die sie heute mit einem euphemistischen und kostenlosen Schmeichelwort gern 'Mitarbeiter' zu titulieren pflegen, die natürlichen Feinde. Auf sie mit Gebrüll! Drücken, drücken: Die Löhne, die Sozialversicherung, das Selbstbewusstsein – drücken, drücken! Und dabei merken diese Dummköpfe nicht, was sie da zerstören. Sie zerstören sich den gesamten inneren Absatzmarkt."

Es dürfte regelmäßige Leser dieses Blogs sowieso nicht überraschen, dass auch diese Zuspitzung und groteske Dominanz der Reklame in der schrillen Endphase des sich auflösenden Kapitalismus kein neues Phänomen ist:

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Fortschritt


"Um die unerhört gestiegenen Unterhaltskosten der Friedhöfe aufzubringen, dürfen von jetzt ab gegen entsprechende Gebühren an den Grabmälern Reklametafeln angebracht werden."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine, in "Simplicissimus", Heft 29 vom 12.10.1921)

Zitat des Tages: "We can, but we won't"


49 Millionen Menschen in den USA, unter ihnen 16 bis 17 Millionen Kinder, haben nicht ausreichend zu essen. Sie leben in Haushalten mit "Lebensmittelunsicherheit". So der im November 2011 veröffentlichte Bericht der US‐Behörde für Landwirtschaft (United States Department of Agriculture / USDA). Von gesundem, ökologisch wertvollem Essen ist da ohnehin nicht die Rede. Der im Repräsentantenhaus eingebrachte Haushaltsentwurf für 2012 sieht deutliche Einsparungen bei den staatlichen Lebensmittelprogrammen vor.

Den Hunger hat der damalige US‐Präsident George W. Bush übrigens mit einem Schlag abgeschafft, indem er ihn in "sehr niedrige Lebensmittelsicherheit" umtaufte. Noch in seiner Amtszeit (2001–2009), vor der Rezession, stieg der Anteil der Empfänger von Lebensmittelkarten um 4 Millionen Menschen. Allein in der Stadt Philadelphia – hier wurden die USA einmal gegründet – hatte ein Viertel der Bevölkerung schon 2009 nicht genug zu essen, das waren 352 000 Menschen. So sehen sie aus, die Verhältnisse im gelobten Land der "working poor", der arbeitenden Armen. Natürlich existieren in Philadelphia noch keine Verhältnisse wie im ärmsten Afrika. Wer ein kompliziertes Antragsverfahren übersteht, konnte im Monat Lebensmittelmarken im Wert von maximal 176 US‐Dollar erhalten. Aber ohne die 40.000 privaten und kirchlichen Suppenküchen im Land herrschten Verhältnisse wie in Somalia, sagt ein Aktivist.

Unter Barack Obama, Präsident seit Januar 2009, ist der Hunger weiter gestiegen. Demokraten und Republikaner streiten über die Höhe der Kürzungen der Lebensmittelprogramme. Der mehrheitlich demokratische Senat stimmte im Juni 2012 dafür, das Lebensmittelmarkenprogramm (Supplemental Nutrition Assistance Program / SNAP) um 5,4 Milliarden US‐Dollar zu kürzen, die Republikaner verlangten noch größere Einschnitte. Dass Obama im Wahlkampf von 2008 einmal versprochen hatte, bis zum Jahr 2015 den Hunger aller Kinder zu beseitigen, ist vergessen. We can, but we won’t.

(aus: Jutta Ditfurth [*1951]: "Zeit des Zorns. Warum wir uns vom Kapitalismus befreien müssen", 2012)

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Amerikanischer Humor


"Amerika ist das freiste Land der Welt!" - (frei nach amerikanischen Zeichnern)

(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 25 vom 20.09.1922)

Freitag, 30. November 2012

Lachnummer des Tages: "Gesellschaftsformen wie Kommunismus oder Nationalsozialismus" [bearbeitet]




Anmerkung: Nein - dieser Film ist keine Produktion des Titanic-Magazins, auch wenn man das hartnäckig nicht glauben mag. Anlässlich der jüngsten Ereignisse, die den "Verfassungsschutz" in eine etwas übelriechende, dafür aber authentische braune Ecke gedrängt haben, sah die geheimdienstliche Behörde sich offenbar genötigt, ein Image-, also ein Werbevideo produzieren zu lassen, das an ungewollter Komik und ebenso ungewollter Bloßstellung des staatlichen Faschismus seinesgleichen sucht. Unbedingt anschauen!

Da jagt ein Highlight das nächste - ich kann das alles gar nicht aufzählen. Als ich an der folgenden Stelle angekommen war, hat sich jedenfalls der Kaffee, den ich gerade im Mund hatte, schlagartig in einem prustenden Schwall auf meinen armen Monitor ergossen, ohne dass ich das hätte verhindern können:

"Unsere Verfassung schützt uns vor den Ideen und Ideologien derer, die unsere Grundrechte ablehnen und sie durch Gesellschaftsformen wie Kommunismus oder Nationalsozialismus ersetzen wollen." (dramatische Musik im Hintergrund)

Und das ist wirklich, wirklich keine Satire. Da wird der Kommunismus in einem Atemzug mit dem Nationalsozialismus genannt und beides gleichermaßen als verfassungswidrige "Gesellschaftsform" verunglimpft. Soviele Haare hat kein Mensch, die hier zu raufen sind. Die Werbeagentur, die diesen Clip verbrochen hat, gehört genauso mit dem "Vollpfosten des Jahrhunderts" ausgezeichnet wie die Beamten des "Verfassungsschutzes", die ihn abgesegnet und für teures Steuergeld gekauft haben. So viel Koks gibt es in ganz Berlin nicht, dass man das damit erklären könnte.

Ausgerechnet der "Verfassungsschutz", der nun nachweislich alles dafür tut, den Kapitalismus und Superreichtum - auch vor dem Grundgesetz, der Demokratie und gerne mithilfe des Faschismus - zu schützen, spielt sich hier als "rechtsstaatliche" Superbehörde und Garant für "Freiheit und Demokratie" auf - da müssen doch in den Regierungsbüros in Berlin gleich reihenweise die Schlips-Borg fast ohnmächtig vor Lachen mit hochroten Köpfen und nach Luft schnappend auf den Böden gelegen haben.

Zumindest in einem Punkt kommt der Clip der Realität gegen Ende wieder etwas näher, nämlich wenn (ab Minute 10:50) über den "Wirtschaftsschutz" schwadroniert wird. Das ist aber auch nur die halbe Wahrheit, denn staatlich geschützt werden natürlich nur Konzerne und keine mittelständischen oder Kleinbetriebe - es geht schließlich um die "Elite" und deren Wohlstand und Einfluss.

Schaut Euch den Clip an - aber unterlasst das Essen oder Trinken dabei, sonst könnte die "freiheitlich-demokratische Grundordnung", der drohende "islamistische Gottesstaat", der "Linksextremismus" oder der (Trommelwirbel) "Ausländerextremismus" durchaus in Mitleidenschaft in Form von oralen Ausscheidungen gezogen werden. "Ausländerextremismus"! Diese Vollpfosten beschwören allen Ernstes einen bedrohlichen "Ausländerextremismus"!!! - So klingt es, wenn Extremisten verzweifelt nach Feindbildern suchen, um von den wirklichen Feinden abzulenken.

P.S.: Zum Thema "Linksextremismus" empfehle ich noch die Lektüre dieser Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken - auch da bleibt kein Auge trocken.

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Nachtrag 03.12.12: In einer ersten Version dieses Textes stand versehentlich "Humanismus" statt "Kommunismus". Ich bitte den Hörfehler zu entschuldigen. Wenn man in die Jahre kommt, fällt auch das Hören zunehmend schwerer ... ;-)

Hartz-Terror, Beispiel München: Hungern ist die halbe Miete


536 Euro kostet die Münchner Zweizimmerwohnung des Hartz-IV-Empfängers. Zu teuer, sagt das Amt und streicht den Mietzuschuss um 100 Euro. Für den Mann ist das ein existenzielles Problem - denn wer vermietet im teuren München schon an einen Langzeitarbeitslosen? Inzwischen leidet auch seine Gesundheit.

(...) Der Fall habe ihn persönlich sehr berührt, sagt [Anwalt] Tandler. "Als ich meinen Mandanten damals zum ersten Mal gesehen hatte, stand ein Mann mit etwa 85 Kilo vor mir - bei der Verhandlung jetzt war er auf schätzungsweise 69 Kilo abgemagert, ich hätte ihn fast nicht erkannt." Der Mann habe in der Zeit bis zum Prozess oft tagelang nur sehr wenig oder gar nichts zu essen gehabt. "Und offenbar ist es ihm auch nicht mehr möglich, regelmäßig mit seiner chronischen Erkrankung zum Arzt zu gehen", sagt der Anwalt.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Das ist inzwischen Alltag in Deutschland - nicht nur in München. Die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise werden in der nahen Zukunft dafür sorgen, dass die Lage für die Opfer des Hartz-Terrors noch schlimmer wird. Eine Abkehr von diesem Drangsalierungs- und Zwangsverarmungssystem ist nicht absehbar - ganz im Gegenteil: Das deutsche Regime sorgt ja gerade dafür, dass hartzähnliche Zustände in ganz Europa installiert werden. Es ist nur eine Randnotiz, dass die Bande nebenbei die Armut in Deutschland aktuell schönzufärben versucht.

Ein wenig irritiert im Bericht der Süddeutschen aber das wörtliche Zitat des Anwalts, der das aktuelle Gewicht seines Mandanten auf "69 Kilo" schätzt. Hat sich da bei der Zeitung nur jemand vertippt - oder verfügt der Anwalt über hellseherische Fähigkeiten, dass er so exakt schätzen kann wie Spock? ;-)

Hungern, Frieren, ein Leben ohne Strom, ohne ärztliche Hilfe und Medikamente ... das gehört im reichen Deutschland für immer mehr Menschen zum alltäglichen, politisch gewollten Wahnsinn. Dazu kommt noch die ständige Willkür, Drangsalierung und Schikanierung durch das Amt sowie der Sanktions-Terror, der schnell zur Obdachlosigkeit führen kann. Wer sich in Deutschland freiwillig in die "soziale Hängematte" - die eher einer eisernen Jungfrau gleicht - legt, muss geistig umnachtet sein. Und genau dieser Zustand sollte mit der "Agenda 2010", an der die ASDP (von Schwarz-Gelb ganz zu schweigen) nach wie vor stoisch festhält, erreicht werden.

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Dichter und Denker


"Wenn sich ein Minister bloß satt isst, ist er ein Sparer. Und wenn ich nicht verhungere, bin ich ein Verschwender."

(Zeichnung von Alfred Kubin [1877-1959], in "Simplicissimus", Heft 35 vom 28.11.1927)

Mittwoch, 28. November 2012

Song des Tages: If You Tolerate This, Your Children Will Be Next




(Manic Street Preachers: "If You Tolerate This, Your Children Will Be Next", aus dem Album "This Is My Truth - Tell Me Yours", 1998)

The future teaches you to be alone
The present to be afraid and cold
So if I can shoot rabbits
Then I can shoot fascists

Bullets for your brain today
But we'll forget it all again
Monuments put from pen to paper
Turns me into a gutless wonder

And if you tolerate this
Then your children will be next
And if you tolerate this
Then your children will be next
Will be next ...

Gravity keeps my head down
Or is it maybe shame
At being so young
And being so vain

Holes in your head today
But I'm a pacifist
I've walked La Ramblas
But not with real intent

And if you tolerate this
Then your children will be next
And if you tolerate this
Then your children will be next
Will be next ...

And on the street tonight
An old man plays
With newspaper cuttings
Of his glory days

And if you tolerate this
Then your children will be next
And if you tolerate this
Then your children will be next
Will be next ...


Die Überwachungsangriffe der neoliberalen Bande gehen munter weiter


Das Bundeskabinett hat sich am Mittwoch auf einen Gesetzentwurf geeinigt, der die Auskunft über Bestandsdaten wie Name oder Anschrift von Inhabern eines Telekommunikationsanschlusses auf eine neue Rechtsgrundlage stellen will. Erstmals sollen davon ausdrücklich auch dynamische IP-Adressen erfasst sein. Es wird klargestellt, dass Provider die Netzkennungen den Inhabern von Internetzugängen automatisiert zuordnen dürfen – was einen Eingriff ins Fernmeldegeheimnis bedeutet – und die entsprechenden Informationen im sogenannten manuellen Auskunftsverfahren an Sicherheitsbehörden herausgeben müssen.

Im heise online vorliegenden Entwurf wird betont, dass die Auskunftspflicht auch für Daten wie PIN-Codes und Passwörter gilt, mit denen der Zugriff auf Endgeräte oder damit verknüpfte Speichereinrichtungen geschützt wird. Dies könnte sich etwa auf Mailboxen oder in der Cloud vorgehaltene Informationen beziehen.

Telecom-Anbieter müssen die erwünschten Daten "unverzüglich und vollständig übermitteln". Über derlei Maßnahmen haben sie gegenüber ihren Kunden sowie Dritten Stillschweigen zu wahren. Provider, die über 100.000 Kunden haben, müssen für die Abwicklung der Anfragen zudem "eine gesicherte elektronische Schnittstelle" bereithalten. (...)

(...) Zudem soll in die Strafprozessordnung ein Paragraph 100 j neu eingefügt werden. Demnach wäre Auskunft zu erteilen, soweit dies für die Erforschung eines Sachverhalts oder die Ermittlung des Aufenthaltsorts eines Beschuldigten erforderlich ist. Darüber hinaus sollen die einschlägigen Gesetze für das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, den Zollfahndungsdienst, den Verfassungsschutz, den Bundesnachrichtendienst und den Militärischen Abschirmdienst angepasst werden, da Mitarbeiter all dieser Behörden als Auskunftsberechtigte vorgesehen sind.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Das Thema der Totalüberwachung der Bevölkerung lässt dieser Terrorbande augenscheinlich keine Ruhe - zu verlockend sind offenbar die Aussichten auf den "gläsernen Bürger", dessen Daten man jederzeit und möglichst vollständig abrufen kann. Selbstverständlich wird auch dieses Gesetz wieder grundgesetzwidrig sein - darauf ist schließlich Verlass bei der NED. Möglicherweise wird dann ein Teil der Regelungen wieder - zeitweilig - zurückgenommen, bis der nächste Vorstoß erfolgt - vielleicht aber findet sich gar nicht erst ein Kläger, der nach Karlsruhe geht, da das ganze wie gewohnt still und heimlich beschlossen wird, ohne dass die Systemmedien darüber berichten.

Lest Euch die Heise-Meldung aufmerksam durch und behaltet sie im Hinterkopf - es wird eventuell nicht mehr allzu lange dauern, bis die staatlichen Schergen wieder anlasslos vor Euren Haustüren stehen ...

Sehr fein ist auch die Formulierung in der geplanten Änderung der Strafprozessordnung: Da ist ausdrücklich nicht von Angeklagten, sondern lediglich von "Beschuldigten" die Rede. Ein "Beschuldigter" aber kann einjede/r sein - da reicht schon eine anonyme, haltlose Anschuldigung bei der Polizei. Das heißt also de facto, dass das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei, der Zollfahndungsdienst, der Verfassungsschutz, der Bundesnachrichtendienst und der Militärische Abschirmdienst Einsicht in all diese Daten (wohlgemerkt: einschließlich der PIN-Nummern und Passwörter) bekommen können, sobald irgendeine beliebige "Beschuldigung" gegen einen Bürger vorliegt. Das ist nichts anderes als ein geplanter Rundum-Freibrief für die umfassende Dateneinsicht dieser Behörden - und ein krasser Schritt auf dem bösen Weg in den Polizei- und Überwachungsstaat.

Montag, 26. November 2012

Die generöse Wohltätigkeit der Superreichen, oder: Die überaus harte Arbeit der Multimilliardäre


"Star Wars"-Erfinder George Lucas wird nach dem Verkauf seiner Firma an Disney [für vier Milliarden Dollar] mehr als eine Milliarde Dollar spenden. Lucas wolle das erlöste Bargeld zu einem Großteil in eine vor allem auf Bildungsinitiativen fokussierte Stiftung einbringen, sagte sein Sprecher dem US-Magazin "Hollywood Reporter".

(...) Der Filmemacher hatte sich bereits vor zwei Jahren der Initiative von Microsoft-Gründer Bill Gates und des legendären Investors Warren Buffett angeschlossen, bei der US-Milliardäre jeweils mehr als die Hälfte ihres Vermögens spenden wollen.

"In den vergangenen 41 Jahren habe ich den Großteil meiner Zeit und meines Geldes in das Unternehmen gesteckt", erklärte Lucas. Er freue sich darauf, in seinem neuen Lebensabschnitt mehr Zeit und Ressourcen für Wohltätigkeit zu haben.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Ja, das sind die wahren Helden und Menschenfreunde unseres Planeten - es ist in der Tat sehr erheblich, wenn beispielsweise Herr Lucas statt der 4000 Millionen Dollar nun nur noch lächerliche 3000 Millionen Dollar zusätzlich zu seinem schon vorhandenen Vermögen hinzubekommt - der Mann nagt ja fast schon am Hungertuch durch diese großzügige Spende, von der nirgends erwähnt wird, an wen sie eigentlich tatsächlich fließt und wer unter welchen Umständen davon möglicherweise profitiert. Der nebulöse, nicht näher konkretisierte Begriff "Bildungsinitiativen" aus dieser knappen dpa-Meldung lässt schon Böses erahnen.

Ein Medienkonzern überweist einem anderen Medienkonzern mal eben 4000 Millionen Dollar, um die "Rechte" an einem hochalbernen Märchen-Produkt zu erwerben - mir fehlen glatt die Worte angesichts dieser bizarren Groteske, die mit der Wirklichkeit der Menschen auf diesem Planeten nicht einmal mehr in entfernten Regionen etwas zu tun hat. - Im Vergleich zu den Zahlen in der Bankenkrise ist diese Summe zwar eher albern, aber vielleicht wird so ja doch dem Einen oder Anderen klar, dass es hier wie dort letztlich immer einzelne Personen sind, die diese unfassbaren Summen einstreichen und frei darüber verfügen.

Da kann sich diese so kaiserlich für nichts und schlechte Luft bezahlte Person plötzlich hinstellen und generöse "Spenden" an nicht näher bezeichnete "Einrichtungen" verkünden und das vergwaltigte Wort der "Wohltätigkeit" ein weiteres Mal missbrauchen. - Nehmen wir einmal den unwahrscheinlichen Fall an, dass solche Spenden tatsächlich an Organisationen fließen, die wirklich "wohltätig" sind - was wäre damit erreicht? Einen Rechtsanspruch auf Hilfe hat damit noch immer niemand - jede private Organisation kann willkürlich selbst entscheiden, wem sie hilft und wem nicht. "Wohltätigkeit" in dieser Form gehört abgeschafft - Leute wie Lucas, Gates oder Buffett müssen enteignet werden, damit ihr perverser, völlig grotesker Superreichtum rechtlich gesichert an alle Menschen gleich und fair verteilt werden kann.

Allein das Bild, das durch diese wahnwitzige Meldung von diesem wohltätigen Herrn Lucas gezeichnet wird, ist schon so abstrus, dass es beim Lesen erhebliche Schmerzen verursacht - als ob der Kerl in der Vergangenheit so unglaublich hart und schweißtreibend - quasi 78 Stunden am Tag - für sein "Unternehmen" gearbeitet habe, so dass er jetzt "verdientermaßen" eine kleine Abfindung durch den Verkauf der "Rechte" erhält und sich "endlich" den wirklich wichtigen Dingen im Leben - nämlich der "Wohltätigkeit" - widmen könne. Da stehen auch einem Glatzkopf kilometerweit die Haare zu Berge.

Bringen wir es mal auf den Punkt: Der Kerl hat einfach Glück gehabt, weil drei ziemlich alberne Filmchen, die er in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gedreht hat, unverständlicherweise unglaublich erfolgreich waren. Alles andere ist einer nachgeschalteten Marketingstrategie zu verdanken, die mit Herrn Lucas nicht mehr viel zu tun hatte - abgesehen von der schnöden Tatsache, dass er "die Rechte" dafür besaß. Da haben viele andere Menschen gearbeitet - Softwareentwickler, Spielzeughersteller, Buchautoren u.v.a.m. -, aber Herr Lucas musste nicht mehr arbeiten. Die Millionen flossen trotzdem auf seine Konten. Und nun hat er sich, als alter Mann nach einem vermutlich sehr luxuriösen, genussreichen Leben, für eine hanebüchene Mondsumme, die er noch zusätzlich zu allem bisher ergaunerten Reichtum erhält, von diesen "Rechten" getrennt - und erzählt der Welt etwas von "harter Arbeit" und impliziert damit so etwas wie eine "gerechte Entlohnung" für dieselbige. Das ist die vergammelte Unterseite der Bodenplatte des Perversen - und ein Schlag ins Gesicht eines jeden Menschen auf diesem Planeten, der tatsächlich zu harter Arbeit für sein oftmals noch nicht einmal ausreichendes tägliches Brot gezwungen wird, obwohl das gar nicht sein müsste.

Ganz im Ernst - solche Leute können sich meinetwegen ihre "Wohltätigkeit" gleich doppelt und dreifach gefaltet in ihren Enddarm stopfen. Dieses heuchlerische Pharisäertum passt vielleicht in die Sternenkriegswelt, hat in unserer Realität aber nur Abscheu verdient. Ein solcher obszöner Superreichtum - natürlich nicht nur in der Filmemacherbranche - gehört auf der Stelle unterbunden!

Ich fühle mich wie Darth Vader, der gerade in seine dämliche Maske gekotzt hat und jetzt wieder einmal merkt, dass der Verschluss wie immer klemmt ...

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Wohltätigkeit


"Zum Besten unterernährter Kinder findet im Seebad Zoppot ein großes Schlagsahne-Preiswettessen statt."

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 23 vom 01.09.1920)

Donnerstag, 22. November 2012

Zitat des Tages: Mein Michel, was willst du noch mehr?


Du hast Bataillone, Schwadronen,
Batterien, Maschinengewehr,
du hast auch die größten Kanonen.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du hast zwei Dutzend Monarchen,
Lakaien und Pfaffen ein Heer,
da kannst du beseeligt schnarchen.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du hast ungezählte Paragraphen,
deine Gefängnisse werden nicht leer,
da kannst du in Schutzhaft drin schlafen.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du zahlst die beträchtlichsten Steuern,
deine Junker, die plagen sich sehr,
um dir das Brot zu verteuern.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du hast Kohlrüben und Eicheln,
und frägst du nach and'rem Begehr,
so darfst du den Bauche dir streicheln.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du darfst exerzieren, marschieren,
am Kasernenhof, kreuz und quer,
und dann für den Kaiser krepieren.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

(Ein weit verbreitetes Lied eines anonymen Verfassers, ca. 1918)