Samstag, 8. Dezember 2012

Rassismus: Offenbar Alltag bei der deutschen Polizei


Nach Aufdeckung des NSU-Terrors war viel die Rede von mehr Sensibilität der Behörden gegenüber Zuwanderern. Ein Jahr später steigt Derege Wevelsiep in eine Frankfurter U-Bahn und wird von Polizisten verprügelt. Eine Geschichte darüber, dass sich nichts geändert hat.

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Anmerkung: Lest Euch das bitte genau durch - es ist wieder einmal unfassbar, wie sich die Kontrolleure der Bahn und insbesondere die uniformierten Schergen des Staates hier wieder einmal verhalten haben. Mir kommt die Galle hoch, wenn ich mich in die Lage dieses Mannes versetze, der völlig nachvollziehbar fragt, ob wir eigentlich das Jahr 2012 oder doch eher das Jahr 1942 schreiben.

Der Autor der Frankfurter Rundschau kommt zu dem wenig hoffnungsfrohen Schluss: "Der Fall von Derege Wevelsiep wird enden, wie solche Fälle immer enden. Es wird intern ermittelt, Polizisten befragen Polizisten, die behaupten, er habe Widerstand geleistet, sie hätten gar nicht anders handeln können. Und dann passiert nichts. Und wieder hat ein Mensch das Vertrauen in deutsche Sicherheitsbehörden verloren."

So wird es wohl geschehen. Das wirkliche Problem, das dieser Fall wieder einmal deutlich aufzeigt, bleibt auch weiterhin unangetastet, nämlich der offensichtlich in Teilen der Polizei latent vorhandene dumpfe Rassismus, gepaart mit einem Gefühl der Allmacht, das jedem demokratischen Verständnis Hohn spricht. Diese arrogante Überheblichkeit, die wie ekelhaftes, übelriechendes Fett aus den zitierten Dialogfetzen der Polizisten trieft, widert mich nur noch an.

Das beschriebene Vorgehen der Polizei bis hin zum grundgesetzwidrigen Betreten der Wohnung des terrorisierten und misshandelten Opfers ist ein einziger, himmelschreiender Skandal - solche Menschen haben bei der Polizei nichts verloren, sondern gehören auf der Stelle vor ein ordentliches Gericht (wenn es ein solches denn tatsächlich noch gäbe). Darauf können wir in den zerbröckelnden Demokratiefassaden dieses zerstörten Staates allerdings warten bis zur einsetzenden Verwesung.

Nebenbei ist diese Geschichte ein Beleg dafür, weshalb die in den letzten Jahren zu recht in die Kritik geratene Frankfurter Rundschau trotzdem erhaltenswert ist - wer sich das leisten kann, sollte diese vor dem Aus stehende Zeitung dringend unterstützen.

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Wiener G'müat


"Wir lassen unsere lieben Juden nicht nach Palästina - wir wollen sie in Wien totschlagen!"

(Zeichnung von Eduard Thöny [1866-1950], in "Simplicissimus", Heft 23 vom 07.09.1925)

1 Kommentar:

Anabelle hat gesagt…

Ich mag dazu nichts sagen, so sehr widert mich das an. Man kann jedem Menschen, der nicht so aussieht, handelt oder denkt wie der deutsche minderbemittelte Durchschnittsspießer, eigentlich nur noch wärmstens empfehlen, einen großen Bogen um dieses Land zu machen!

Ich hatte mal ein relativ gutes Weltbild in bezug auf Rechtsstaat, Polizei, Justiz und Politik. Aber das ist lange her und es zerbröckelt jeden Tag ein bisschen mehr. So langsam kann ich, um Albrecht Müller von den NachDenkSeiten zu zitieren, nachfühlen, wie sich die Menschen in der Endphase der Weimarer Republik gefühlt haben.

Das macht mir richtig, richtig Angst.