Donnerstag, 22. November 2012

Zitat des Tages: Mein Michel, was willst du noch mehr?


Du hast Bataillone, Schwadronen,
Batterien, Maschinengewehr,
du hast auch die größten Kanonen.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du hast zwei Dutzend Monarchen,
Lakaien und Pfaffen ein Heer,
da kannst du beseeligt schnarchen.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du hast ungezählte Paragraphen,
deine Gefängnisse werden nicht leer,
da kannst du in Schutzhaft drin schlafen.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du zahlst die beträchtlichsten Steuern,
deine Junker, die plagen sich sehr,
um dir das Brot zu verteuern.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du hast Kohlrüben und Eicheln,
und frägst du nach and'rem Begehr,
so darfst du den Bauche dir streicheln.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

Du darfst exerzieren, marschieren,
am Kasernenhof, kreuz und quer,
und dann für den Kaiser krepieren.
Mein Michel, was willst du noch mehr?

(Ein weit verbreitetes Lied eines anonymen Verfassers, ca. 1918)


Griechische Faschisten gemeinsam mit Polizisten im "Bürgerkrieg" gegen Migranten


Menschenrechtsgruppen kritisieren rassistische Polizeigewalt. Die EU schweigt und wird so zum Komplizen landesweiter Razzien gegen vermeintliche Ausländer

(...) Die deutsch-französischen Initiativen befördern einen wachsenden Rassismus, der in regelrechte Pogrome kanalisiert wird. Ein Abgeordneter der "Goldenen Morgendämmerung" [faschistische Partei in Griechenland, Anm.d.Kap.] erklärte in einer Reportage des britischen Senders BBC, die Partei befände sich in einer "neuen Form von Bürgerkrieg" gegen Migranten. Videos zeigen, wie Migranten von Faschisten ebenso wie von der Polizei schikaniert, verprügelt und verletzt werden. (...)

Die Bürgerrechtsorganisation [amnesty international] kritisiert die Unwilligkeit der Polizei, rassistische Attacken zu verfolgen. Stattdessen werden die Opfer eingeschüchtert und Anzeigen verschleppt. (...) Amnesty nimmt auch Bezug auf folterähnliche Misshandlungen von linken Demonstranten auf Polizeistationen: Polizisten hätten sie geschlagen, nackt gefilmt und ihre Haut verbrannt. Sie durften nicht mit Anwälten sprechen. Ärztliche Untersuchungen dokumentieren Schläge, Blutergüsse und Knochenbrüche.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Ich habe mich schon öfter darüber ausgelassen, dass die zwangsläufige Erstarkung des Faschismus bei sozialer Verelendung der Bevölkerung soziologisch bestens und ausführlich dokumentiert und erforscht ist. Was nun in Griechenland geschieht, war nicht nur absehbar, sondern aus empirisch-soziologischer Sicht nahezu unvermeidlich - und trotzdem hat die habgierige Bande - allen voran Merkel und ihre Vasallen - die Menschen in Griechenland bewusst und sehenden Auges ins Verderben "geführt" und damit nicht nur der totalen Verarmung der Menschen, sondern auch dem Faschismus den Boden bereitet.

Die Systemmedien schweigen beharrlich dazu und echauffieren sich lieber mit gespieltem Entsetzen darüber, dass einzelne Menschen in Griechenland und anderen ausgeplünderten Staaten Merkel auf Demo-Plakaten in SS-Uniform oder mit Hakenkreuz abbilden. Diese Verlogenheit ist unerträglich. Merkel ist mitverantwortlich für den braunen Terror.

Es scheint auch so zu sein, dass die Polizei nicht nur in Deutschland zu einem nicht unerheblichen Teil aus widerlichen Rassisten besteht, die offenbar ihren Spaß daran haben, Menschen zu verfolgen, zu schikanieren und zu verletzen. Was unterscheidet das Europa des Jahres 2012 doch gleich vom Europa der Weimarer Zeit? Damals war die Barbarei auf dem rapiden Vormarsch - heute erleben wir dasselbe erneut.

Eine Gruppe von Menschen fällt bei dieser Katastrophe wieder einmal völlig aus dem Wahrnehmungsbereich und wird komplett allein gelassen - sowohl von der EU-Bürokratie, als auch von sämtlichen nationalen Regierungen: Die Opfer der Pogrome. So wie sich in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts niemand für das Schicksal der Juden, Kommunisten und anderer Verfolgter in Deutschland interessiert hat, so interessiert sich heute niemand für die Verfolgten in Griechenland (und Ungarn und weiteren Staaten). Statt dessen arbeitet die neoliberale Bande überall eifrig daran, die Überwachung, Verfolgung und Kriminalisierung ihrer eigenen Bevölkerungen weiter massiv auszubauen. Auch das kennen wir alles schon aus der Weimarer Zeit, wo der Faschismus im Fahrwasser der damaligen Wirtschaftskrise und der auch damals schon hanebüchenen Kürzungspolitik nicht nur in Deutschland blühte, sondern beispielsweise auch in Italien oder Spanien.

Und der passende ("wirtschaftlich notwendige") Krieg wird auch gerade vorbereitet - da weiß man doch, was man am Kapitalismus hat. Herzlich willkommen in der nunmehr wieder ungeschminkten Barbarei - es hat sich wieder einmal auszivilisiert.

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Faschisten


"Blast kräftig nur hinein - 'nein - 'nein, Italia muss größer sein!"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 34 vom 22.11.1922)

Dienstag, 20. November 2012

Song des Tages: End of the World




(Blackfield: "End of the World", aus dem Album "Blackfield II", 2007)

Don't you forget what I've told you
So many years:
We are hopeless and slaves to our fears,
We're an accident called human beings.
Don't be angry for loving the baby
Or say it's unreal.
So many lies turn to songs,
Like roses who hide in their thorns.

It's the end of the world,
The end of the world.
It's a prison for dreams and for hopes,
Yet still we believe there is God.
It's the end of the world,
The end of the world.
We're dead though pretend we're alive.
Full of ignorance, fools in disguise.

In your room doing nothing but staring
At flickering screens,
Streets are empty but still you can hear
Joy of children turning to tears.
Disease hides around every corner,
Quietly still.
Wait for the moment to heal,
Wait for God, want his touch, want to feel.

It's the end of the world,
The end of the world.
It's a prison for dreams and for hopes,
Yet still we believe there is God.
It's the end of the world,
The end of the world.
We're dead though pretend we're alive.
Full of ignorance, fools in disguise.

Take this pill it will make you feel dizzy,
And then give you wings.
Soon boy you're falling to sleep
Without nightmares, without any fears.
If you wake up in hell or in heaven
Tell the angels we're here,
Waiting below for a dream,
Here in the garden of sin.

It's the end of the world,
The end of the world.
It's a prison for dreams and for hopes,
Yet still we believe there is God.
It's the end of the world,
The end of the world.
We're dead though pretend we're alive.
Full of ignorance, fools in disguise.

Anmerkung: Es ist schon bezeichnend, dass auch in diesem Song - etwas sarkastisch - nur zwei mögliche Auswege aus der Misere der Welt genannt werden: Drogen und die Hoffnung auf irgendeinen ominösen Gott. Mit einer Besinnung der Menschheit oder gar einer sinnvollen Revolution oder einem anderen Aufbruch in den Humanismus scheint offenbar niemand mehr zu rechnen.

Nur am Rande sei erwähnt, dass wir hier der Kooperation eines britischen mit einem israelischen Musiker lauschen - beides Nationen, die mit ultra-üblen Regierungen gesegnet sind, die alles mögliche, gewiss aber nicht die Interessen und das Wohl der Menschen verfolgen. - Allein das Cover dieser Scheibe darf man getrost als eine perfekte Visualisierung des Zustandes der Welt bezeichnen.

Der große Reibach: Über das absurde System des Finanzkapitalismus




Anmerkung: Diese Dokumentation ist sehr sehenswert - auch wenn vieles Relevante nicht erwähnt oder nur am Rande angerissen wird. Im Sumpf der ansonsten üblichen kapitalistischen Dauerpropaganda - auch und gerade in den öffentlich-rechtlichen Medien - ist der Film ein wohltuender Lichtblick. Inhaltlich gesehen ist er freilich das genaue Gegenteil.

Lachnummer des Tages: Rechtsprofessor fordert Verjährungsfrist für Plagiate in Doktorarbeiten


[Der] Bonner Rechtsprofessor Wolfgang Löwer (...) fordert eine Verjährungsfrist für Plagiate in Doktorarbeiten. (...) / Jurist Löwer weist darauf hin, dass die Titelaberkennung nach aller Lebenserfahrung auch heute den "sozialen Geltungsanspruch" des Betroffenen gefährden kann und seine außerwissenschaftlichen Leistungen zu überspielen droht.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Dieser äußerst amüsante Text offenbart die komplette Niedertracht der wissenschaftlichen "Elite", die sich in ihrem Geschacher um Titel, Posten und "sozialen Geltungsanspruch" [sic!] nicht zu blöde ist zu versuchen, Plagiate (also Betrug) wortreich quasi als "Bagatellen" zu verharmlosen. Es ist nur noch lächerlich, wie im Text herumlaviert wird, wenn es um den "historischen Kontext" und die "Zitiergewohnheiten" verschiedener Zeiten und Fachbereiche geht.

Das neoliberale Kampfblatt hat noch etwas mehr zu dem Thema.

Vielleicht sollte man auch die Dissertationen dieses Herrn Löwer und anderer Wortmelder, die sich in dieser Angelegenheit weit aus dem Fenster lehnen, mal etwas genauer in Augenschein nehmen? ;-) Vielleicht kann man deren "sozialen Geltungsanspruch" so wieder auf ein gesundes, angemessenes Maß zurückführen ...?

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Der Herrschaftskutscher


"Das hätt' ich mir auch nicht gedacht, dass ich einmal Mist fahren müsste."

(Zeichnung von Eduard Thöny [1866-1950], in "Simplicissimus", Heft 8 vom 19.05.1920)