Freitag, 1. Februar 2013

Song des Tages: Ars Moriendi - The Art of Dying




(Hollenthon: "Ars Moriendi", aus dem Album "Opus Magnum", 2008)

Eerie calling
In the pale moonlight
Carrying darts of death with Hades at his side

Wretched conquest
A rogue's delight
Stealing dawn's first kiss, craven thief of night

Pallid slaughter
Riding storms
Hungry oceans gain on kingly shores

Reaping angel
In grim delight
Greenish tinge upon his countenance

Stealing the life from our eyes
Standing still black as the night
Eternal companion of kings
Reaping rewards of our sins

Pallid slaughter
Riding storms
Hungry oceans gain on kingly shores

Reaping angel
In grim delight
Stealing dawn's first kiss, craven thief of night

Stealing the life from our eyes
Standing still black as the night
Eternal companion of kings
Reaping rewards of our sins

Death seeks Life
Through seas of blood
He rides

King of dire
Flames and pyres
Dawn in pieces
Night closes in on the morn

Bells toll ice-cold
Lost souls forlorn
Damning bells, spirits dwell
Earthly hell, farewell.

Gauck & Co.: Von Amts wegen überflüssig


Unsere Bundespräsidenten reden viel – und sagen nichts. Spätestens die Amtszeit von Joachim Gauck zeigt: Das Amt des Bundespräsidenten gehört ersatzlos abgeschafft (...)

Nun, mit Amtsbezügen von jährlich 217.000 Euro plus 78.000 Euro sogenanntes "Aufwandsgeld" lässt sich hübsch von der Kanzel predigen. Die Ruhebezüge – also jener unehrenhafte Ehrensold – belaufen sich auf die Höhe der Amtsbezüge. Man möge bloß nicht auf die vermessene Idee kommen nachzurechnen, wie viele notleidende Menschen von einem solchen Traumgehalt leben könnten.

Man könnte die "Entlassungsproduktivität" unseres Landes deutlich steigern, wenn man Gauck – und überhaupt des Amt des Bundespräsidenten – für immer verabschiedet. Denn welcher der letzten Bundespräsidenten hat eigentlich seine Aufgabe auch nur halbwegs erfüllt, die das offizielle Protokoll vorsieht? Laut Internetseite des Bundespräsidialamts obliegt es ihm, "klärende Kraft zu sein, Vorurteile abzubauen, Bürgerinteressen zu artikulieren, die öffentliche Diskussion zu beeinflussen, Kritik zu üben, Anregungen und Vorschläge zu machen."

Tja, werte Herren Gauck, Wulff, Köhler und Co: Aufgabe verfehlt, durchgefallen! Das Amt des Bundespräsidenten ist so sinnvoll wie ein Dixi-Klo auf dem Mond. Es gehört ersatzlos abgeschafft, zumal der Bundespräsident das einzige Verfassungsorgan ist, das aus nur einer Person besteht: So etwas kennt man aus Monarchien, nicht aber aus modernen Demokratien.

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Anmerkung: Ein trefflicher Text, der mir aus der Seele spricht! Allerdings gilt das Gesagte nach meiner Auffassung nicht bloß für das Amt des Bundespräsidenten - ich könnte auf Anhieb eine ganze Liste von Ämtern und Pöstchen erstellen, die in ihrer jetzigen Form im besten Falle sinnlos, im schlimmsten Falle äußerst schädlich für diesen Staat und seine Bevölkerung und in jedem Falle völlig überbezahlt sind. Letztlich steht und fällt das aber sowieso mit den Personen, die jene Ämter oder Pöstchen innehaben - denn beispielsweise ein guter Bundespräsident könnte natürlich auch etwas Gutes bewirken, sogar in der jetzigen Form des Amtes. Solange sich Figuren wie Wulff oder Gauck aber dort herumdrücken, ist - wenn überhaupt etwas - nur eine stetige Vergrößerung des neoliberalen Schadens zu erwarten.

Man stelle sich nur einmal für einige Minuten vor, wir hätten eine Regierung, die aus Personen besteht, die tatsächlich die Interessen der Bevölkerung - natürlich inklusive aller Minderheiten - vertreten. Es ist kaum auszudenken, wie grundlegend eine solche Truppe das Land, die Wirtschaft und damit natürlich auch die EU, die NATO, überhaupt das wirtschaftlich-militärische Gefüge auf diesem Planeten verändern könnte. Und welch ein trauriges, lächerliches Jammerbild stellen im Gegensatz dazu die aktuellen Abziehbilder aus CDU-SPD-FDP-Grünen dar ...

An diesem leidvollen Zustand wird sich nichts ändern, solange die traditionellen, verkommenen Parteien und ihre ebenso verkommenen, korrupten KarrieristInnen nicht ausgetauscht werden. Leider lehrt uns die Geschichte, dass man auch in Deutschland dazu neigt, im Fall der Fälle die Gülle durch ein noch übelriechenderes Güllekonzentrat zu ersetzen - auch daran hat sich leider nichts verändert.

Was lernen wir daraus? - Nichts. Das Gefühl der Ohnmacht wird übermächtig, die Gewissheit, in einer furchtbaren Endlosschleife der ewigen Wiederholung gefangen zu sein, setzt sich durch.

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Starkbier


"Ich frage dich, Xaverl, san mir Deutsche das Volk der Dichter und Denker, oder san mir wirklich so saudumm wie mir san?"

(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 27 vom 02.10.1932)

Mittwoch, 30. Januar 2013

Grotesker Superreichtum: Was zu tun wäre


"Wärst du nicht arm, wär ich nicht reich", heißt das bekannte Zitat von Bertolt Brecht. Umgekehrt gilt dies aber auch. Übermäßiger Reichtum steht zu wenig im Fokus der Öffentlichkeit. Dabei ist er in mehrfacher Hinsicht gemeinschaftsschädlich. Weil Geld an allen Ecken und Enden fehlt und sich gewaltige, demokratisch nicht legitimierte Machtzentren bilden. Attac fordert jetzt in einem Papier eine einmalige Vermögensabgabe der Reichen mit einem Gesamtvolumen von über 1 Billion Euro. Außerdem sollen langfristige Mechanismen der Umverteilung von oben nach unten etabliert werden. Ist dieser Vorschlag von Attac begrüßenswert? Ja. Ist er ausreichend? Nein.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Den im Text erwähnten Auftritt von Volker Pispers findet ihr hier. - Dieser Beitrag von Roland Rottenfußer ist sehr lesenswert - er bietet einen kleinen, scharfsinnigen Überblick über die bestehenden Probleme und benennt zudem einige mögliche Lösungsansätze unter dem schönen Untertitel "Diebstahl verhindern, statt Diebe [zu] besteuern". Ich muss allerdings konstatieren, dass ich - bei aller Sympathie für die angedachten Wege - eine Umsetzung in dieser kapitalistisch orientierten Welt für völlig utopisch halte, und das auf viele zukünftige Jahrzehnte hinaus.

Die selbsternannte "Elite" wird es mit allen legalen und illegalen Mitteln zu verhindern versuchen, dass auch nur rudimentäre Elemente solcher positiver Reformen Wirklichkeit werden - die Geschichte quillt geradezu über vor lauter Beispielen aus der Vergangenheit. Wenn ein Weg in diese Richtung eingeschlagen werden soll, wird das einzig und allein gegen den massiven Widerstand der Superreichen und Mächtigen funktionieren können - und das würde in jedem Fall ein Übermaß an Gewalt bedeuten, was ich als Pazifist niemals gutheißen könnte. Es ist ein wahres, ein klassisches Dilemma, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Es kann niemals funktionieren, das Gute mit bösen Mitteln herbeiführen zu wollen - damit wäre eine Revolte nicht besser als die mordende, in souveräne Staaten einfallende amerikanische oder französische Armee.

Es kommt hinzu, dass zumindest in Deutschland eine wie auch immer geartete Revolte nicht einmal experimentell in Betracht kommt, weil die übergroße Mehrheit der Menschen schlicht nicht erkennt und begreift, was vor sich geht und dass dieses kapitalistische System zwangsläufig vor die Wand fahren muss, damit es wieder von vorn beginnen kann. Eine Revolte, die aus einem kleinen Grüppchen Demonstrierender besteht, dürfte die "Elite" wenig ängstigen. Es ist zwar bezeichnend, dass sie dennoch alles daransetzen, schon jetzt die Strukturen eines totalitären Überwachungsstaates zu schaffen - einerseits als Abschreckung, andererseits "für alle Fälle" -, aber ganz im Ernst: Wer kann sich Massendemonstrationen gegen Merkel & Co, gegen den Kapitalismus, gegen das Geldsystem in Deutschland tatsächlich vorstellen? Meine Fantasie, die ich für einigermaßen ausgebildet halte, reicht dafür jedenfalls bei weitem nicht aus.

Wie lautet also die Alternative, welche Gegenentwürfe habe ich anzubieten? Da habe ich leider nur ein leidvolles "Ich habe keine Ahnung!" im Gepäck, was nicht nur für den- oder diejenige/n, der/die diesen Sermon liest, extrem unbefriedigend sein muss; nein, auch für mich selber ist es das in erheblichem Maße. Da liegen Lösungsansätze und Konzepte, wie eine für alle Menschen bessere Welt zu gestalten wäre, - teilweise schon seit langer Zeit - fertig auf dem Tisch, und nichts davon ist jemals ernsthaft in Betracht gezogen oder gar umgesetzt worden. Das ist - um es diplomatisch zu formulieren - extrem frustrierend.

Derweil verarmen die Menschen - auch in Europa, auch in Deutschland - weiter und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Kollaps auch die heimischen Gefilde erreicht hat. Was dann geschehen wird, ist reine Spekulation - vom totalitären Unterdrückungs- und Polizeistaat alptraumhaften Ausmaßes bis hin zum "totalen Krieg" ist alles möglich. Und die Lösungen und Konzepte werden auch dann weiterhin in den tiefsten Schubladen unbeachtet oder bestenfalls belächelt vor sich hin modern, während sich die "Elite" einmal mehr heimlich die Hände reibt und das Ausbeutungs- und Habgier-Spielchen von vorn beginnt.

Die Evolution der Menschheit ist längst zum Erliegen gekommen, die Devolution ist in vollem Gange.

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Die goldene Internationale


"Anderthalb Millionen haben Kommerzienrats seit dem Frühjahr nur für Autos, Schmuck und Toiletten ausgegeben!" - "Unerhört - davon kann ja eine Familie ein ganzes Jahr leben!"

(Zeichnung von Eduard Thöny [1866-1950], in "Simplicissimus", Heft 29 vom 12.10.1921)

Anmerkung: Das Durchschnittsentgelt für alle Arbeitnehmer in Deutschland betrug im Jahr 1921 - bei bereits eingesetzter Inflation - 9.974 Mark jährlich. Im Jahr 1918 waren es noch 1.706 Mark.

Montag, 28. Januar 2013

Zitat des Tages: Sklaverei der Deutschen


Der Sklave, der dem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick – die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele. / Schlimmer als die materielle Sklaverei die spiritualisierte – man muss sie von innen befreien, von außen hilft nichts.

(Heinrich Heine [1797-1856]: "Aphorismen und Fragmente", 1972; geschrieben vermutlich in den 1840er Jahren)

Anmerkung: Die "Sklaverei der Deutschen" ist natürlich in Wahrheit die "Sklaverei der Menschheit" - man mag es Heinrich Heine verzeihen, dass er in seiner subjektiven Sicht aus dem französischen Exil eine "deutsche" Krankheit zu erkennen glaubte, wo er tatsächlich eine systemische, allgemeine sah. Gerade die Fokussierung auf die "spiritualisierte", also die religiös motivierte Sklaverei zeigt das ja überdeutlich.

Bei Reinhard Mey heißt es dazu schlicht und treffend:

"Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
Halt' du sie dumm – ich halt' sie arm!"

Ziegler gibt nicht auf


Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger – das lässt Jean Ziegler nicht ruhen. Er nennt Banken und Konzerne "Massenmörder". Und hofft auf die Revolte von unten.

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Anmerkung: Es ist immer wieder mutmachend, wenn ich lese, wie Jean Ziegler trotz seines inzwischen fast 80 Jahre dauernden Lebens auch weiterhin nicht müde wird, für die Rechte der Millionen (oder eher: Milliarden) Ausgebeuteten, Entrechteten und Ausgepressten auf diesem im kapitalistischen Sumpf erstickenden Planeten zu kämpfen. Der Mann könnte schon seit vielen Jahrzehnten in relativem Luxus ein schönes, ruhiges oder auch aufregendes Leben führen, abseits allen Elends dieser Welt und ganz "eigenverantwortlich" auf den reinen Eigengenuss fokussiert, wie so viele andere es schamlos tun - er aber tut es nachhaltig und konsequent nicht.

Das Interview dient aber auch als beredtes Beispiel für die völlig unfreie, tendenziöse Ausrichtung der Mainstreampresse - ähnlich scharfe, fast schon beleidigende Fragestellungen werden wir in Interviews mit den meist hirnlosen, nur vorverdaute Worthülsen absondernden Apologeten des Kapitalismus nirgends finden, obwohl es dort in mannigfacher Potenzierung intellektuelle Ansatzpunkte gäbe. Das fängt schon mit der Bezeichnung des alten Mannes als "Aktivist" an. In Interviews mit Merkel & Co. dient der Interviewer stets nur als unkritischer Stichwortgeber-Vasall, der keine eigene Meinung oder allerhöchstens dieselbe wie der interviewte Knopfleisten- oder Schlips-Borg zu vertreten hat. Und alle halten sich brav daran.

Es ist bemerkenswert, wie ruhig und gelassen Ziegler auf derlei dümmliche, scheinkritische Angriffe reagiert - daraus spricht jahrzehntelange Erfahrung mit den VertreterInnen der Systempresse. Und auch eine gewisse Resignation, die ihn in der Sache selbst aber offenbar nicht erfassen kann.

Wenn ein Greis, der Ross und Reiter schlicht und beharrlich beim Namen nennt, für die Vertreter der kapitalistischen Ausbeutungspropaganda bereits ein "Aktivist" ist, was wäre dann heute ein Karl Marx, ein Bertolt Brecht oder eine Rosa Luxemburg? Ich nehme an, oberhalb des Begriffes "Terrorist" existiert keine heutige Neusprech-Kategorie mehr, die da noch halbwegs griffe.

Das beeindruckende Bekenntnis Jean Zieglers, wieso er all das tut, obwohl er es gar nicht müsste, muss ich noch zitieren - es sollte all den Schröders, Merkels, Ackermanns und all den ähnlichen Witzfiguren aus der Politik und Wirtschaft nur noch die Schamesröte ins Gesicht, schlimme Alpträume in der Nacht und ein ab morgen radikal verändertes Handeln und Bewusstsein bringen:

"Die deutsche Steuerflucht in die Schweiz, die interessiert mich nicht, daran stirbt niemand. Doch im Spital in Kinshasa, da gibt es kein Antibiotikum, die Leute sterben, wenn sie sich bei einem Schnitt infizieren. Und wo liegt das Geld, das zu ändern? Bei den Wegelagerern in Zürich, den Banken. Dann war ich Professor, der angenehmste Beruf, den es gibt, Lohn kassieren ohne Leistungskontrolle, dann mein Parlamentsmandat und natürlich die UNO, die mir die Mitarbeiter und Reisen bezahlt. Es sind diese unglaublichen Privilegien, die mich verpflichten zu kämpfen."

Ja, Frau Merkel, Frau Mohn, Frau Springer, Frau Quandt, Herr Gates, Herr Buffett und wie Ihr und Eure Lakaien auch alle heißt: Da ist jemand, der seine eigenen Privilegien als Verpflichtung versteht, allen (!!!) anderen Menschen ähnliche Privilegien - oder zumindest halbwegs faire Überlebenschancen - zu beschaffen - was ja nicht nur leicht möglich, sondern eigentlich der seit weit mehr als hundert Jahren längst fällige nächste evolutionäre Schritt für diese verkommene Spezies "Mensch" wäre. Von einem solchen Denken sind solche KapitalistInnen und all ihre willfährigen, besinnungslosen MitläuferInnen allerdings weiter entfernt als der blubbernde Urschlamm mit seinen ersten, rein egoistisch motivierten Mikroben von einer auch nur rudimentären Intelligenz.

Nach wie vor regiert der fies blubbernde Urschlamm diesen hoffnungslosen Planeten.

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Europa 1921


"Gott sei Dank, es geht wieder aufwärts!"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 40 vom 01.01.1921)