Donnerstag, 8. August 2013

Song des Tages: If Everyone Was Listening




(Supertramp: "If Everyone Was Listening", aus dem Album "Crime Of The Century", 1974)

The actors and jesters are here,
The stage is in darkness and clear
For raising the curtain,
And no-one's quite certain whose play it is.

"How long ago, how long?" -
If only we had listened then.
If we'd known just how right we were going to be.
For we dreamed a lot, and we schemed a lot,
And we tried to sing of love before the stage fell apart.

If everyone was listening, you know
There'd be a chance that we could save the show!
Who'll be the last clown to bring the house down?
Oh no, please no, don't let the curtain fall ...

Well, what is your costume today?
And who are the props in your play?
You're acting a part which you thought from the start
Was an honest one.

Well, how do you plead? -
An actor, indeed! -
Go, re-learn your lines!
You don't know what you've done -
The finale has begun.

If everyone was listening, you know
There'd be a chance that we could save the show!
Who'll be the last clown to bring the house down?
Oh no, please no, don't let the curtain fall ...



Anmerkung: Auch hier möchte ich nicht viel beisteuern, denn Roger Hodgson und Rick Davies haben mit diesem Song alles Relevante gesagt und eine ultimative Abschieds- und Untergangshymne geschrieben, die bis heute unübertroffen ist, wie ich finde.

Vielleicht kann ich noch auf das wunderbare Sprachspiel hinweisen, das die beiden Autoren hier bemühen: "To bring the house down" ist ja eine im Englischen gerne benutzte Metapher für tosenden Applaus im Theater. In dem hier gezeichneten Kontext des "letzten Clowns" dürfte es aber nicht so schwierig sein zu erraten, welche Nixons, Reagans oder Bushs damit wohl gemeint sein könnten, während sich der tosende Applaus als der tatsächliche Lärm der einstürzenden Ruinen der "freiheitlichen Demokratie" entpuppt: Das Finale hat begonnen.

Überhaupt könnte man über diesen Text sehr feinsinnige Interpretationen anfertigen, was für die Musik ebenso gilt: Die einzigen beiden Textzeilen, die in reinem Dur erklingen, sind die ersten beiden Zeilen des Refrains - der Rest ergeht sich in zutiefst melancholischem Moll bzw. harmonisch zugehörigen Mixturen, und der Übergang ist mit der wiederholten Synkope und der Dominant-Terz im Bass nur allzu offensichtlich dramatisch gestaltet. Der Song weckt oder schürt keine Hoffnungen, er stellt vielmehr den Punkt am Schluss des bitteren Fazits dar.

Mittwoch, 7. August 2013

Die Welt, in der Frau Merkel lebt


In einer Anmerkung in den "Hinweisen das Tages" der NachDenkSeiten vom 3. Juli 2013 zu einem n-tv-Artikel ("Agenda 2010 als Vorbild – Merkels Nachhilfe für Schuldenstaaten") fragte ein/e gewisse/r "J.K.": "In welcher Welt lebt diese Frau eigentlich?"

Nun, liebe/r "J.K.", diese Frage kann ich wohl beantworten: Frau Merkel und der Rest der neoliberalen Bande lebt in einer Welt, die nach den Gesetzen und Interessen einer superkleinen, dafür aber superreichen Minderheit gestaltet wird. Diesem elitären Gesindel ist die Dame hündisch ergeben und liest ihnen förmlich jeden Wunsch von den Lippen ab - in der gar nicht abwegigen Erwartung, nach dem Ende ihrer Amtszeit (möglicherweise auch schon davor) für ihre Dienste immerhin so reichhaltig entlohnt zu werden, dass auch sie selbst sich zu den "Reichen" zählen darf. Dass auch das nur Almosen aus den Portokassen der "Elite" sind, die ihr zudem auch jederzeit wieder entzogen werden können, falls sie in "Ungnade" fallen sollte, weiß sie, und das macht sie noch etwas gefügiger und gleitfähiger.

Die Welt, in der Frau Merkel lebt, hat in jedem Falle nichts mit dem "Wohl des deutschen Volkes", erst recht nichts mit dem Wohl aller Menschen zu tun - die gesamte Restbevölkerung ist in diesem Weltbild einzig dazu da, ausgebeutet und ausgepresst zu werden, um den Luxus und Superreichtum des elitären Gesindels zu festigen und zu mehren. Anders gesagt: Sie steckt tief und fest im Enddarm des von einer kleinen Bande zusammengeraubten Kapitals, wo es dunkel, braun, warm, faulig und überaus ekelerregend ist. Steinbrück, Trittin und die anderen Trittbrettfahrer in der Kloschüssel der Pseudodemokratie möchten auch gerne in diesen braunen Schoß und sich hemmungs- und rücksichtslos im Sud wälzen, aber die böse Angela will selber noch eine Weile dort bleiben - oder muss es auf Geheiß der Darmbesitzer wollen, das weiß man nicht so genau.

Vielleicht ist "J.K" nun ein wenig schlauer und muss angesichts der immer grotesker werdenden Meldungen über Merkel und ihre KumpanInnen nicht mehr über das Wesen der Welt rätseln, in der diese Gestalten leben.

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"Wie fleißig du warst, mein guter Junge! Kaum zwei Monate Abgeordneter und schon ein Automobil!"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 02.03.1925)

Montag, 5. August 2013

Fukushima? What Fukushima?


Sie scheinen so gar nichts miteinander gemein zu haben. Doch der Schein trügt, wie meistens. Die Rede ist vom türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdoğan und seinem japanischen Kollegen Shinzō Abe. Beide streben nach Größerem für ihr Land, beide mittels reichlich demokratieferner, den Willen ihrer Völker ignorierender Methoden. Ungleiche Brüder, aber gleiche Kappen ...

(Weiterlesen)

Anmerkung: Das ist wieder einmal ein "echter Bräutigam", wie ich ihn aus der Feder dieses Autors so schätze. Schonungslos und mit klaren, deutlichen Worten erzählt er die uns öffentlich-rechtlich verschwiegene Atom-Geschichte von den Wahnsinnigen (oder wahlweise Skrupellosen) aus der Türkei und Japan und lässt den "Dummspruch-Rekordler" Erdoğan auch höchstselbst zu Wort kommen: "Vermeiden wir es, uns ins Auto zu setzen, weil ein Unfall passieren könnte? Bei der Verwendung der Nuklearenergie werden die höchstentwickelten Technologien angewandt, alle denkbaren Investitionen dafür gemacht. Unser Ansatz muss sein: Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls ist eine Million zu eins." - Bei soviel geballtem Unsinn und lächerlicher Dreistigkeit in nur drei kurzen Sätzen muss auch ich kapitulieren und kann nur noch müde abwinken und zur Flasche greifen.

Lest das einfach selbst und denkt Euch Euren Teil. Fukushima wird nicht der letzte "GAU" der Atomkrafttechnologie gewesen sein und er hat selbstverständlich auch kein "Umdenken" in Gang gesetzt, wie unsere Medien uns immer wieder einflüstern wollen - schon allein der Terminus des deutschen "Atom-Ausstiegs", der gebetsmühlenartig wie ein Fakt immer wiederholt wird, ist angesichts der sich auch in Deutschland weiterhin in Betrieb befindlichen Atomkraftanlagen eine dermaßen absurde Groteske, dass ich persönlich jedesmal Pickel an den Augen bekomme, wenn ich es wieder einmal lese. Der "Atom-Ausstieg" ist nichts weiter als die Ankündigung der Merkel, irgendwann einmal - so ganz genau festlegen will sie sich da wie gewohnt nicht - die Atomkraftwerke nach und nach abzuschalten (womit diese Person ebenso in die Riege der "Dummspruch-Rekordler" gehört). Nichts genaues weiß man nicht und der nächste Kanzlerdarsteller mag das auch wieder ganz anders sehen (müssen); damit hat die Merkel dann sowieso nichts mehr zu tun. Derweil wird auch hierzulande weiterhin die hochalberne Mär von der "sauberen" und "billigen" Atomenergie und deren "Sicherheit" weitererzählt - zur Not wird man eben Atomstrom aus Frankreich oder anderen Ländern "importieren", denn ein Boykott kommt selbstredend für diese Bande niemals in Frage - für die ist sogar der neoliberale Teufel "Import" das kleinere Übel.

Im Grunde ist es nur folgerichtig, dass Erdoğan nachziehen will und Abe sich sowieso auf die berühmte Lethargie der leidenswilligen japanischen Mehrheit verlässt - die nicht nur die Risiken und gesundheitlichen Folgen dieser Mordstechnologie, sondern selbstredend auch die Kosten für die ungeklärte Müllentsorgung, den Rückbau veralteter und verstrahlter Anlagen und natürlich die verheerenden Folgen der Atomkatastrophe zu tragen hat - eine klassische "Win-win-Situation" für Energie- und sonstige Industriekonzerne und Politmarionetten. Die Arschkarte hat - wie immer - die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung. Auch in der Türkei und in Japan ticken die kapitalistischen Uhren nicht anders als bei uns - das tödliche Hämmern klingt überall gleich knöchern und menschenfeindlich - um das vergewaltigte Wort "demokratisch" gar nicht erst zu bemühen.

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(Cover des Supertramp-Albums "Crisis? What Crisis?", 1977. - Auch die Kopperschlaeger-Version ist recht anschaulich.)