Donnerstag, 26. September 2013

Song des Tages: Wann kommt der Wind




(Element of Crime: "Wann kommt der Wind", aus dem Album "Romantik", 2001)

Wann kommt der Wind, der uns weitertreibt?
Irgendwohin, wo keine Erinnerung bleibt
an jene Zeit, die uns glücklich sah ...
Nüchtern und klar, zu jedem Opfer bereit.

Meine Seele ist irgendwie hängen geblieben,
mein Körper ist alt und verwohnt.
Die Sterne wärmen den Himmel nicht mehr
und eiskalt ist der Mond.

Wann kommt der Wind, der uns weitertreibt?
Irgendwohin, wo keine Erinnerung bleibt.

Mein Sohn ist zu alt, um dein Vater zu sein,
deine Mutter zu schön für mein Haus.
Im Garten der Liebe hab' ich Träume vergraben -
die holt da keiner mehr raus!

Wann kommt der Wind, der uns weitertreibt?
Irgendwohin, wo keine Erinnerung bleibt.

Wenn du nicht so jung wärst wie ich es nie war,
dann wärst du nur halb so betrübt.
Verloren sind die, die im Dunkeln was seh'n -
du bist bloß verliebt.

Wann kommt der Wind, der uns weitertreibt?
Irgendwohin, wo keine Erinnerung bleibt.

Dein Bild dringt bis an meine Netzhaut vor,
ich wünschte, ich könnt' es nicht seh'n.
Dein Lachen kitzelt mein Innenohr
und ich würde so gern mit dir geh'n ...

Wann kommt der Wind, der uns weitertreibt?
Irgendwohin, wo keine Erinnerung bleibt.

Versuch' doch noch einmal mich anzusehen,
gib' mir noch einmal dein Wort ...
Versuch' doch noch einmal mich umzudreh'n
und dann geh' schnell von hier fort.

Wann kommt der Wind, der uns weitertreibt?
Irgendwohin, wo keine Erinnerung bleibt
an jene Zeit, die uns glücklich sah ...
Nüchtern und klar, zu jedem Opfer bereit.



Anmerkung: Ich kommentiere das nicht - der Abschied, auch wenn er im Mäntelchen der zwischenmenschlichen Beziehungen daherkommt, spricht für sich. So auch dieses eindringliche, fürchterlich kitschige und dennoch so grausam wahre Liedchen, das mir den Weg weist.

Mittwoch, 25. September 2013

Die kapitalistische Verdummungsorgie nimmt ihren propagandistischen Lauf: "Die Welt wird immer reicher"


Die Börse als Quelle des Wohlstands / (...) Wohl dem, der Aktien hat: Kursgewinne an den Märkten machen die Menschen weltweit trotz Krisen und Wachstumsschwächen so reich wie nie zuvor. Das Geldvermögen klettert einer Allianz-Studie zufolge auf kaum fassbare 111,2 Billionen Euro.

(Weiterlesen)

Anmerkung: In schöner Regelmäßigkeit publiziert die Propagandapresse diese absurden Jubelmeldungen alle paar Wochen - und das schon seit so vielen, vielen Jahren. Ist es nicht toll, wie paradiesisch dieses kapitalistische System funktioniert, wenn der überquellende Reichtum "der Menschen weltweit" unaufhaltsam anschwillt und trotz Krisen, Kriege und anderer Lappalien keine Grenze zu kennen scheint? Wir sind unverkennbar im Paradies, allen Menschen fliegen unaufhaltsam immer mehr gebratene Tauben in den Mund, während sie sich jeden luxuriösen Wunsch unverzüglich erfüllen können, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen.

Das gilt selbstredend nur für die ultrakleine, pervertierte Minderheit, die sich selbst "Elite" schimpft und den Rest der Menschheit und die gesamte Natur ausbeutet und aussaugt bis aufs Knochenmark. Derartige Texte und Inhalte, die von n-tv über Tagesschau bis zur Süddeutschen immer wieder verbreitet werden, bewegen sich auf dem Niveau von Klopapier, Uhl-Reden oder Filteranlagen in Klärwerken. Mit gleichem Anspruch könnte ich auch behaupten, dass eine Gruppe von beispielsweise 100 Menschen, von denen 99 nichts zu essen haben und einer 100 gebratene Hähnchen gehortet hat, alle mit einem Braten gut versorgt sind und demnach alles in bester Ordnung ist. Ein solcher Stumpfsinn wird uns - hier examplarisch von n-tv - als "journalistische Nachricht" verkauft - gerne noch mit dem Präfix "Qualitäts-" versehen.

Dass inzwischen nicht mehr nur in Afrika, Südamerika oder Asien Menschen hungern (dort ist der geneigte Dummpfosten der westlichen Sklavenwelt das ja gewohnt, das ist für ihn "normal", diese faulen Leute sind schließlich selber schuld an ihrem Elend), sondern auch mitten in Europa, in den USA und auch in Deutschland, das passt so gar nicht in das schöne, abstruse Glitzerbild der immer reicher werdenden Menschheit. Auch diese Verarmten müssen folglich selbst schuld an ihrem Hunger und ihrer Armut sein - die völlig perverse Gier einiger weniger Wahnsinniger, die Billionen auf ihren Konten anhäufen, mit denen sie gar nichts mehr anfangen können, kann damit gewiss nichts zu tun haben.

Allein dieser kleine und längst nicht ausreichende Denkanstoß geht aber weit über das hinaus, was die kapitalistische Propaganda herunterbetet - Armut kommt dort schlicht und einfach gar nicht vor, es gibt sie folglich gar nicht. Die Nachricht ist allein dies: "Die Welt" (= die "Elite") wird "immer reicher" - Arme zählen da gar nicht, kommen nicht vor, können bzw. müssen vergessen oder gar ausgemerzt werden. Die Botschaft ist klar, und unterschwellig dürfte sie nicht wenige der Menschen in ihrer stetigen Wiederholung mit giftigem Gedankengut infizieren, die noch nicht zu den Verarmten gehören, aber ebenso davon bedroht sind. So sorgen die Apologeten des menschenfeindlichen kapitalistischen Systems seit Jahrhunderten dafür, dass stets nach unten getreten wird und die Schwächeren, schon Abgehängten, Notleidenden für das verantwortlich gemacht werden, wofür in Wahrheit doch einzig die kleine habgierige Clique der Superreichen verantwortlich ist, die in ihrem perversen Luxus ertrinkt.

Eine noch perversere Welt hätte die Menschheit aus diesem Planeten kaum machen können.

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Die Enthaltsamen


"Wieviel Kartoffeln die Leute brauchen! Wir essen zu Mittag nicht mehr als zwei, drei Kartoffeln ---"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 29 vom 13.10.1924)

Montag, 23. September 2013

Merkel: Was sie sagt und was sie meint


"Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen Wählerinnen und Wählern, die diesen grandiosen Sieg möglich gemacht haben", plapperte eine für ihre Verhältnisse geradezu überbordend enthusiastische, triumphierende Angela Merkel am Abend des 22.09.2013 in diverse Propagandamikrofone.

Der dicke Schleimbolzen aus der Uckermark sagte damit allerdings - wie immer - nicht, was er bzw. sie wirklich meinte. Das hätte sich dann wohl eher ungefähr so angehört: "Insbesondere danke ich der SPD und den Grünen, dass sie mir schon vor der Wahl zu weiteren vier Jahren Regentschaft verholfen haben, und natürlich danke ich den ganzen Vollpfosten und Hirnverbrannten, die CDU, CSU, SPD, FDP, Grüne, AfD, NPD, Pro-Sowieso oder eine unserer anderen kapitalistischen Splitterparteien gewählt haben, ohne zu bemerken, dass sie damit einzig mich bzw. die momentan von mir vertretenen Interessen der Familien Quandt, Springer, Mohn und Co. bestätigt und damit diametral gegen ihre eigenen Interessen entschieden haben. Angesichts der sensationell geilen Niedrigwahlbeteiligung von nur 73 Prozent gilt mein besonderer Dank selbstverständlich auch allen Nicht- und UngültigwählerInnen, die zu diesem für die Elite - zu der ich mich hoffentlich auch bald zählen darf, wenn ich die Früchte meiner europaweiten Zerstörungen endlich ernten kann und fürstlich von der Herrschaft dafür entlohnt werde - grandiosen Wahlergebnis erheblich beigetragen haben. Gehen Sie auch weiterhin nicht wählen oder malen sie kleine Bildchen oder lustige Texte auf den Wahlzettel, darum möchte ich Sie schon heute von Herzen und im Namen meiner Finanziers bitten. Gleich morgen werden wir, wie von der großen Mehrheit des deutschen Volkes beauftragt, tatkräftig mit dem weiteren Demokratieabbau, der Zerstörung des Sozialstaates, der Verarmung möglichst breiter Bevölkerungsschichten, dem Ausbau der Totalüberwachung und der Mästung der überquellenden Konten der Superreichen fortfahren. Vielen Dank - auch an die wunderbar kooperierende Qualitäts- bzw. Hofpresse, auf die Deutschland genauso stolz sein kann wie auf die Neoliberale Einheitspartei NED!"


(Bild: qpress.de)

Übertroffen wurde die Absurdität des Wahlverhaltens der BürgerInnen in diesem verkommenen Land gestern nur noch durch die schrillen Orwell-Wahlshows in den öffentlich-rechtlichen Qualitätsmedien, von denen ich zwar nur kleine Auszüge im Vorbeigehen aufgeschnappt habe ... aber die reichen mir völlig aus, um mir ein Bild von diesem dadaistischen, grotesken Spektakel zu machen. Wenn Steinbrück beispielsweise von einem beschlipsten Qualitätsjournalisten-Borg allen Ernstes und ohne den Anflug eines Hauches von Ironie gefragt wird, ob der "Kurs der SPD im Wahlkampf möglicherweise zu weit links" gewesen sei und darin eine Ursache für den Misserfolg gesucht werden müsse, dann handelt es sich entweder um eine Direktübertragung aus dem Paralleluniversum "HR-GIGER-X-1", oder die versammelte Journaille samt den ernsthaft auf deren absurden Fragen antwortenden Politikmarionetten waren so dermaßen auf Drogen, dass Christiane F. dagegen eine behütete Klosterschülerin gewesen sein muss. Ich habe kurz danach noch den Anfang eines "Kommentars" des stellvertretenden ZDF-Chefredakteurs Elmar Theveßen gehört, den ich aber nicht zuende anhören konnte, weil mein Gehirn mich nach ca. 30 Sekunden unerbittlich dazu zwang, laut schreiend und die Haare raufend aus dem Haus zu rennen und wie ferngesteuert im Wald mein eigenes Grab auszuheben. Als ich nach Stunden wieder halbwegs bei Sinnen war, hatte ich die Grube zwar fertiggestellt, den - ohnehin sinnfreien - Inhalt der ertragenen Theveßen-Sekunden aber glücklicherweise vollständig aus meinem Gedächtnis getilgt.

Der dicke Schleimbolzen und die hässliche, faschistische Fratze des Kapitalismus bleiben aber - und wir dürfen sicher sein, dass die Zerstörungen, Verwerfungen, Kriege und weitere faschistisch-barbarische Entwicklungen in den kommenden vier Jahren munter weitergehen werden.

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Starkbier


"Ich frage dich, Xaverl, san mir Deutsche das Volk der Dichter und Denker, oder san mir wirklich so saudumm wie mir san?"

(Zeichnung von Karl Arnold [1883-1953], in "Simplicissimus", Heft 27 vom 02.10.1932)