Samstag, 1. November 2014

Musik des Tages: Klaviersonate Nr. 1




(Stefan Wolpe [1902-1972]: "Klaviersonate Nr. 1", 1925; gespielt von David Holzmann)

  1. Sehr schnell
  2. Fast langsam (warm, aber nicht zimperlich)
  3. Schnell

Anmerkung: Der oben verlinkte Wikipedia-Text zu Wolpe ist, wie so oft, äußerst unvollständig und teilweise fehlerhaft. Dort wird unter Anderem behauptet, lediglich der erste Satz der ersten Klaviersonate des Komponisten sei "erhalten" geblieben - wie im Clip zu hören und auch zu sehen ist, liegt das Werk aber bereits seit mehreren Jahren vollständig vor. Es gäbe noch sehr viel mehr zu diesem Text zu sagen, allerdings gehe ich davon aus, dass hier ohnehin keine Wolpe-Experten mitlesen, so dass ich einfach dazu anrege, sich dieser fantastischen Musik zu öffnen, die zu Beginn vielleicht arg sperrig und unzugänglich erscheinen mag, bei näherer Betrachtung aber einen tiefen, emotionalen Glanz entfaltet, der - zumindest für mich - geradezu umwerfend ist.

Dies ist keine "Musik für die Massen" - es ist vielmehr der klangliche Ausdruck eines musikbesessenen, jugendlichen Herzens, das Leidenschaft, Wut und Aggression genauso kennt oder erahnt wie Trauer, Hingabe und Anmut. Es ist die Musik eines Aufbruchs, geschrieben von einem 23jährigen deutschen Juden und Kommunisten, der kurze Zeit später von den braunen Horden auf eine Odyssee der Flucht getrieben wurde, die er - zumindest emotional - wohl nie wirklich beenden konnte.

Abgesehen von diesem historischen Hintergrund ist das Stück aber auch einfach grandiose Musik und ein gewichtiger Meilenstein der Musikgeschichte, der auch deutlich zeigt, zu welchen außerordentlichen Werken Menschen fähig sind - und in weitaus größerem Umfang fähig sein könnten, wenn sie nicht in diesem stumpfen, völlig verblödenden System der kapitalistischen Habgier und infantilen Konkurrenz gefangen wären.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein besseres beispiel für entartete "kunst" gibts wohl nicht. Danke für den beleg.

Charlie hat gesagt…

Da ist man kurzzeitig mal offline ... und schon nistet sich hier wieder braunes Gesocks ein. Es ist zum Heulen.