Freitag, 24. Januar 2014

"Vorbild" USA: Das Parlament der Reichen


In Deutschland ist die "Millionärswahl" eine TV-Show, in den USA Realität. Zum ersten Mal sind mehr als die Hälfte aller US-Abgeordneten Millionäre. Amerikas Volksvertreter sind schon lange viel reicher als ihre Wähler: Ihnen gehört ein Milliardenvermögen.

(Weiterlesen)

Anmerkung: Wieso der n-tv-Autor die amerikanischen "Abgeordneten" dennoch weiter beharrlich als "Volksvertreter" bezeichnet, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Es liegt ja auf der Hand, dass diese Gesellen nicht "das Volk" bzw. dessen Interessen, sondern ihre eigenen und insbesondere die der Reichen und Superreichen vertreten. In Deutschland sind wir von solchen Zuständen allerdings auch nicht mehr so weit entfernt - beispielsweise der Adel, also die schmierigen, unansehnlichen Hinterlassenschaften des Feudalismus vergangener Zeiten, ist völlig überrepräsentiert im Bundestag, und von den korrupten Gesellen, die gerade aufgrund ihrer "politischen Arbeit" erst zu Millionären werden - wie beispielsweise Steinbrück - will ich hier besser gar nicht reden.

Hinweisen muss ich in diesem Zusammenhang aber auf ein bezeichnendes Propagandastück westlicher Mainstreammedien: Irgendjemand (ich habe die ursprüngliche Quelle bislang noch nicht gefunden) hat vor einiger Zeit mal behauptet, dass im "Volkskongress" in China größtenteils Superreiche säßen. Belastbare Quellen für diese Behauptung gibt es nicht - und trotzdem taucht sie in schöner Regelmäßigkeit in den westlichen Medien immer wieder auf: Auch n-tv wiederholt sie in diesem Text einmal mehr und verlinkt sogar auf den entsprechenden Artikel des eigenen Hauses, der sich auf einen ominösen Bericht eines Shanghaier "Hurun"-Magazins beruft - dort allerdings ohne Verlinkung. Was diese Behauptung bezwecken soll, bleibt schleierhaft - selbst wenn das Szenario der Wahrheit entspräche: Schließlich ist der chinesische "Volkskongress" ein nicht einmal mit scheindemokratischer Farbe angepinselter Verein, der noch dazu keinerlei Machtbefugnisse - erst recht keine "demokratischen" - besitzt; er ist also eine reine Show-Veranstaltung. Das ist zwar in den USA auch nicht anders, dort allerdings tut man noch immer so als handele es sich um eine Demokratie - so etwas behauptet in China wohl niemand.

Ich kann mir das eigentlich nur so erklären, dass von interessierter Seite auch weiterhin alles in Bausch und Bogen verdammt wird oder werden muss, was sich auch nur entfernt "kommunistisch" nennt - auch dann, wenn es sich, wie beispielsweise China, nun um alles andere als ein kommunistisches Land handelt. Offiziell wird es so noch immer bezeichnet, also muss es von westlichen Medien offensichtlich bekämpft werden. Man kann das benennen, wie man möchte - Schaumschlägerei beispielsweise oder auch die Hochkultur der potemkinschen Dörfer - irgendeine gehaltvolle Sinnhaftigkeit darf man darin jedoch nicht suchen.

Es verbleibt also die Erkenntnis, dass es zunehmend die Reichen sind, die die Geschicke der Welt leiten. Das freilich war im Kapitalismus schon immer so und ist auch heute nicht anders, "nomen est omen" sozusagen. Geändert hat sich nur der Habitus: Heute schickt die "Elite" immer öfter keine gekauften Marionetten mehr, sondern Leute aus den eigenen (untersten) Reihen. Man kann über die Gründe nur spekulieren: Vielleicht werden sie allmählich immer schamloser und merken, dass sie sich nicht mehr so arg zu verstecken brauchen; vielleicht wollen sie auch verhindern, dass weitere habgierige "Aufsteiger" aus dem "Plebs" an ihrem Luxus rudimentär teilhaben, die sie wie Schröder und so viele, viele andere korrupte Pfeifen letztlich mit etwas Gold eindecken müssen, um ihr schändliches Tun im Nachhinein zu bezahlen; und vielleicht sind es auch ganz andere Gründe.

Die kleine Clique der Superreichen bestimmt, was geschieht - und das, was geschieht, hat als einziges Ziel, deren Superreichtum auf unser aller Kosten stetig zu vermehren und zu sichern. Insofern sind die USA das wahrlich perfekteste Vorbild für den Weg in die perverse, absurde und permanente Theateraufführung der "freiheitlichen Demokratie", das man sich ausdenken kann. Deutschland ist bislang nur ein Plagiat - allerdings eines, das man schon fast nicht mehr vom Vorbild unterscheiden kann: Der Weg zum System der kapitalistischen Einheitspartei nebst angeschlossenen Propagandamedien und riesiger Lobby bzw. Korruptionsmaschinerie ist fast vollendet, und wirklich alles, das in diesem pervertierten Politiksystem noch Bedeutung beigemessen wird, hat mit schnödem Geld zu tun - anderes kommt schlicht nicht mehr vor.

Die Zeche zahlen - wie sollte es auch anders sein - wir alle, egal ob Angestellte(r), Arbeitslose(r), Asylsuchende(r), Führungskraft, Beamte(r) oder Selbstständige(r) ... und zwar stets an jene Clique der Superreichen, die in diesem wahnsinnigen System des schrill kreischenden Irrsinns immer profitiert und nie bezahlt.

---

Der Herr der Welt


"Der rüstet nicht ab!"

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 26 vom 22.09.1924)

Mittwoch, 22. Januar 2014

Song des Tages: Shingle Song




(Peter Hammill: "Shingle Song", aus dem Album "Nadir's Big Chance", 1975)

You can see in the last light that's graced as dawn
that there's nothing in my heart but pain.
As I stand, facing sea, knowing that you're gone
all the elements rage to explain,
that I should really be on my way;
but there is something which ensures I must stay.

Against the roar of the seething surf,
against the caterwaul of scattered call wind
thoughts and gestures unspoken, unheard -
and now the dance of rapture begins.
As the waves rush along across the beach:
Like you, like your love forever out of reach.

Look at the sky, but it's empty now;
look at the sea, it holds nothing but despair.
I raise my eyes but my head stays bower ...
I look to my side, but you're not there.
And I can't get you out of my mind,
no, no, no, no, I just can't get you from my mind.


Anmerkung: Zu diesem beeindruckenden Song des Masterminds der britischen Progressiv-Legende Van der Graaf Generator und gleichzeitigem Wegbereiter des Punk-Rocks, Peter Hammill, muss ich nicht viele Worte verlieren, denn das Lied spricht selbst in dieser lausigen youtube-Tonqualität für sich selbst. Ich erinnere mich aber noch gut an meine erste Begegnung mit Van der Graaf, die ausgerechnet an der Uni im Rahmen eines Seminars zum Thema "Progressives in der populären Musik" stattgefunden hat. Danach habe ich auf jeder Plattenbörse (gibt's so etwas eigentlich noch?) jeden Vinylschatz von dieser Band wie von Sinnen an mich gerissen, den ich nur finden konnte.

Nichts ersetzt aber den tatsächlichen Musikgenuss dieses Werkes, wenn die Schallplatte auf einer angemessenen Anlage in adäquater Lautstärke abgespielt wird: Die raue Stimme Hammills, später noch fett unterstrichen vom fast triefend-klagenden Saxophon, gräbt sich dabei wie eine Rasierklinge unter die Haut und wühlt sich ihren Weg in das Zentrum des eigenen Körpers. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, fühlt sich das genauso an, wie Hammill es hier beschreibt.

Montag, 20. Januar 2014

"Memory of the Camps": Die Filmaufnahmen aus den KZs nach ihrer Befreiung



Es gibt mehrere Versionen dieses Filmes im Netz; ich habe diese aufgrund der vergleichsweise guten Bild- und Tonqualität ausgesucht. Die spanischen (oder portugiesischen?) Untertitel stören nicht, wie ich finde.

Anmerkung: Wer meint, schon alles zu diesem furchtbaren Thema gesehen zu haben, sollte sich diese Rohfassung einer nicht fertiggestellten Dokumentation aus dem Jahr 1945 erst recht ansehen, die nun endlich - wenn auch immer noch gekürzt - öffentlich zugänglich ist. Es handelt sich um vielfach ungeschnittene Filmaufnahmen von russischen und amerikanischen Kameraleuten, die das dokumentieren, was die Alliierten damals in den befreiten Lagern im ganzen Kriegsgebiet vorgefunden haben und was kurz nach den Befreiungen dort geschah. Es ist dabei völlig nebensächlich, dass der Regisseur Alfred Hitchcock an der Bearbeitung der Dokumentation beteiligt war - auch wenn genau dies der alleinige Grund gewesen ist, weshalb wenige Medien wie das neoliberale Kampfblatt Der Spiegel oder der britische, ebenfalls kapitalistisch abhängige "Independent" überhaupt über diese Restauration eines Filmdokuments berichtet haben.

Wichtig allein sind die Aufnahmen - und auch der weitgehend erhalten gebliebene englische Kommentar dazu ist zeithistorisch durchaus sehr informativ. Ich habe schon viele, mehr oder weniger gut ausgearbeitete Dokumentationen über die befreiten Konzentrationslager nach dem Krieg gesehen, aber nirgends habe ich die Situation so ungeschminkt, so deutlich und in ihrem wahnsinnigen Extrem so entwaffnend ehrlich in ihrer puren Grausamkeit und Menschenverachtung gesehen, wie das hier der Fall ist. Gerade die Tatsache, dass der Film nicht fertiggestellt worden ist, sondern nur in dieser auf youtube leider immer noch geschnittenen Rohfassung vorliegt, macht ihn zu einem noch viel eindrücklicheren, noch unmanipulierteren Dokument dieses bislang finstersten Kapitels der deutschen Geschichte.

Was Spiegel & Co. bei der ohnehin hanebüchenen, extrem dürftigen und oberflächlichen Berichterstattung über dieses Dokument - wie immer im Zusammenhang mit dem Holocaust - völlig unter den Tisch fallen lassen, sind die kapitalistischen Ursachen, die damals in letzter Konsequenz und in logischer Genauigkeit Schritt für Schritt zu diesem irrsinnigen Horror geführt haben, der für Millionen von Menschen die reale Hölle auf der Erde bedeutet hat. Selbstverständlich ziehen diese Propagandamedien auch keine weitergehenden Schlüsse daraus, die etwas mit den heutigen, in eine ganz ähnliche Richtung driftenden Entwicklungen - oder eher: Wiederholungen - des kapitalistischen Systems zu tun haben. Die Drangsalierung und Schikanierung von Menschen, die Einteilung in "wertvolle", "nutzbare" und "unnütze" Menschen ist längst wieder im vollen Gange - und sogar der offen herausposaunte Rassismus beispielsweise gegen Muslime oder "Zigeuner" gehört zu unserem gesellschaftlichen und vor allem politisch-medialen Alltag.

Während sich die "Elite" einmal mehr die teigigen Hände reibt und vor lauter aus allen Ritzen quellendem Superreichtum gar nicht mehr weiß, wie und weshalb sie denselbigen überhaupt noch vermehren soll, zerfleischen sich die restlichen 99 Prozent der stetig verarmten und ausgebeuteten Menschen wieder gegenseitig, suchen wie von Sinnen untereinander die "Schuldigen" für die Verarmung und gehen einmal mehr den verschiedensten Formen des Faschismus' auf den grenzdebilen Leim. Und die Herrschaft grinst wohlgefällig dazu, bleibt wie immer im Hintergrund und wird nicht angeklagt. Eigentlich fehlt da nur noch, dass sie wieder groteske Perücken und Kostüme statt Anzügen und Schlipsen zu tragen beginnt - der Rest unterscheidet sich vom Feudalismus der gruseligen Vergangenheit nicht mehr.

Der Film verdient einen neuen, einen treffenderen Titel. Ich nenne ihn deshalb: "Dahin führt uns der Kapitalismus - zwingend, logisch und letztlich unausweichlich". - Wer das gerne möchte, mache einfach weiter wie bisher.

---

"Hier trägst Du mit"



(Plakat einer faschistischen Ausstellung des Reichnährstandes über "Rassenhygiene" mit der Aufschrift: "Hier trägst Du mit. Ein Erbkranker kostet bis zur Erreichung des 60. Lebensjahres im Durchschnitt 50.000 [Reichsmark]." In: Volk und Rasse, Illustrierte Monatszeitschrift für deutsches Volkstum [sic!], hg. v. Heinrich Himmler und Richard Walther Darré, Nr. 10, 1936)