Freitag, 28. August 2015

Rassismus: Nazi-Parolen in der SPD


In Dunkeldeutschland erreicht der rassistische Populismus Tag für Tag neue Tiefpunkte - dabei es ist völlig egal, welches Massenmedium man zur Information konsultiert, denn der Tenor ist überall derselbe: Deutschland scheint von "Flüchtlingsmassen", die größtenteils "unrechtmäßig" um Asyl bitten, geradezu "überflutet" zu werden. Wie hanebüchen und grotesk falsch diese Darstellung ist, muss ich - hoffentlich - nicht näher beleuchten.

Die Ursachen für diese Entwicklung, die der kapitalistische Westen bekanntlich größtenteils selbst zu verantworten hat, spielen weder in der propagandistischen Pseudo-Berichterstattung, noch in den meist extrem dümmlichen Aussagen irgendwelcher PolitikerInnen der neoliberalen Einheitspartei eine wesentliche Rolle. Dafür glänzt momentan ausgerechnet die SPD mal wieder mit einem ganz besonders ekeligen, rassistischen Vorschlag, der an Dummheit und Menschenfeindlichkeit allenfalls noch von der CSU/NPD übertroffen werden kann - und so wundert es nicht weiter, dass natürlich die Union hier Beifall spendet. Beim MDR las ich gestern:

Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein, der auch Chef der Thüringer SPD ist, sieht in der Asylfrage die Kommunen überlastet. In einem offenen Brief forderte er daher, abgelehnte Asylbewerber schneller abzuschieben - und Flüchtlingskinder ohne Asylbescheid nicht in die Schulen [zu] lassen.

Neben dem üblichen populistischen Geschrei nach "schneller Abschiebung" und einer Ausweitung der völlig irrsinnigen "Liste der sicheren Herkunftsländer", auf der sich aktuell unter anderem bereits so überaus "sichere" Länder wie Ungarn, Rumänien, Ghana und der Senegal befinden, fällt hier besonders der sozialdemokratische Unterleibsschlag gegen Kinder auf. Ganz unabhängig von der Frage, wie sinnvoll die hierzulande praktizierte, auf stupider Konkurrenz und Aussiebung basierende Schulbildung überhaupt ist (dazu äußere ich mich vielleicht an anderer Stelle), ist es dem werten Herrn Bausewein offenbar äußerst recht, wenn das undeutsche Pack gar nicht erst die Schulen durchseucht, selbst wenn der amtliche Arschtritt, der diese Menschen barsch wieder des Landes verweist, auf sich warten lassen sollte. - Ich bin hoffentlich nicht der einzige, der bei derlei "Vorschlägen" unwillkürlich und mit furchtbarem Grausen an die finstere Zeit nach 1933 denken muss.

Offensichtlich dauert es nicht mehr allzu lange, bis bundesweit solche Schilder wieder zum normalen Alltag gehören, wobei die Bezeichnung "städt. Bäder" durch mannigfaltige Begriffe wie "Schulen", "Kindergärten", "Parkbänke", "Busse und Bahnen" etc. - frei nach dem historischen Vorbild - zu ergänzen ist:


(Offenbach 1935)

Wer ganz besonders starke Nerven und einen tunlichst leeren Magen hat, sollte sich zusätzlich noch einige der bis dato 105 Kommentare unter dem verlinkten Beitrag des MDR durchlesen. Ich zitiere ein vergleichsweise eher harmloses und dennoch in seiner abgrundtiefen Dummheit und Hässlichkeit bezeichnendes Beispiel von einem gewissen "Dr. Schneider":

Ich finde es sehr vernünftig und mutig, was Herr Bausewein da vorgeschlagen hat. Keine rechte Polemik, sonder durchdachte Überlegungen mit politischer Weitsicht. Endlich mal ein Politiker der die wirklichen Probleme sieht und sich nicht hinter gefühlsduseliger Programmatik versteckt. Mit so jemanden an der Spitze wird die SPD für mich auch wieder wählbar – andere SPD Politiker wie Gabriel und Nahles sind dagegen nur eine Karikatur ihrer Selbst! Sehr gut, Herr Bausewein, da muß nichts relativiert werden und wir Wähler haben das Zeichen eindeutig verstanden; daß jetzt ein gewisser Rückzuck gegenüber den zögerlich und ohne Rückgrat agierenden Koalitionspartnern von B90/Grüne und Linke erfolgen muß – geschenkt!

Die braune Jauchegrube dort ist bis zum Rand gefüllt mit ähnlichen Anmerkungen. Ich kann mir diesen menschenfeindlichen Hass und diese zur Schau gestellte Dummheit nicht mehr erklären. Bemerken diese Deppen denn wirklich nicht, dass sie am Nasenring vorgeführt bzw. instrumentalisiert werden und als nützliche Idioten ausgerechnet den wenigen superreichen Arschlöchern, die für ihre Verarmung verantwortlich sind, dienen? Weshalb sehen diese hirnamputierten Vollidioten nicht, dass Herr Bausewein eher ein "Grauseschwein" ist und stinkdämliche, ablenkende Nazi-Parolen ins Land trötet, die weder etwas mit dem aufgebauschten Flüchtlings-"Problem" und erst recht nichts mit den Sorgen der verarmten, ausgebeuteten Bevölkerung zu tun haben?

Ja, mir graust es wirklich vor diesem Land, seinen propagandistischen Massenmedien, seinen neoliberal-faschistoiden PolitikerInnen und seiner dummdeutschen Bevölkerung, die einmal mehr nichts kapiert.

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Sonntagsausflug der [deutschen] Vogelscheuchen



(Zeichnung von Alfred Kubin [1877-1959], in "Simplicissimus", Heft 21 vom 19.08.1919)

Donnerstag, 27. August 2015

Song des Tages: Besoffen bei Facebook




(Jan Böhmermann: "Besoffen bei Facebook", aus dem "Neo Magazin Royale", August 2015. Den kompletten Beitrag zu diesem Video inklusive erhellender "Vorgeschichte" gibt's hier.)

Bir! Iki! Üç! Dört! ("Eins! Zwei! Drei! Vier!")

Ich bin besoffen bei Facebook! (Ich schreibe alles klein!)
Ich schreib' besoffen bei Facebook!
Bin wie Till Schweiger bei Facebook! (Ich schreibe alles groß!)
Besoffen bei Facebook! (Ausrufezeichen!)

Ich hau' mir 'nen Weißwein rein und schreibe nur, was ich mein'!
Sigmar Gabriel, lad' mich ein!
Ich bin besoffen bei Facebook! (Punkt Punkt Punkt Punkt!)
Till Schweiger bei Facebook!

Till:

"Ihr seid so arm ... !!! Und dumm ... !!!"
"Ich scheiß auf euch!" (Punkt Punkt Punkt Ausrufezeichen!)
"Ich guck auf euch runter, voller Mitleid und Verachtung ... !!!"
(42 Ausrufezeichen!)

"Ich scheiß auf euch und zieh mein Ding durch!!!"
"Jetzt geht pennen, zu mehr langt es eh nicht bei euch ...!!!"
"Sigmar Gabriel ist ein gerader Mann!!! Respekt!!!!"
"Schämt euch!!!"

Ich bin besoffen bei Facebook! (Armes Deutschland!)
Schreib' besoffen bei Facebook!
Bin Dieter Nuhr bei Facebook! (Is' ja wieder typisch!)
Ich bin wie Joko bei Facebook!

Riecht man meine Fahne schon? Ich scheiße auf Interpunktion!
Das hier ist pure Emotion!
Ich bin besoffen bei Facebook! (Meinungsfreiheit! Meinungsfreiheit!)
Drei Promille bei Facebook!

Joko:

"ein multimillionen unternehmen kopiert den drink meines freundes"
"und ich frage mich! ist das fair?!"
"macht sie bitte fertig! danke!!!"
"SHARE IT!!!" - "SHARE IT!!!" - "SHARE IT!!!"

Dieter:

"Schaum vor dem Mund zeugt nicht von geistiger Tiefe"
(Findet auch die FAZ!)
"weil hier ganz vielen die Birne durchbrennt"
"Digitales Mittelalter!"

Ich bin besoffen bei Facebook! (Shitstorm im Anzug!)
Besoffen bei Facebook! Prominent und
besoffen bei Facebook! (Fuck you, Gemeinschaftsstandard!)
Besoffen bei Facebook!

Mit Pinot Grigio im Kopp
habe ich immer recht und ihr seid nur der Mob!

Ich bin besoffen bei Facebook! (Ich schreibe, was ich will!)
Besoffen bei Facebook! (Meine Feststelltaste klemmt!)
Besoffen bei Facebook! (Jan Leyk gefällt das.)
Besoffen bei Facebook!

Besoffen bei Facebook! (Ihr seid alles Hater!)
Besoffen bei Facebook! (Und ich bin authentisch!)
Besoffen bei Facebook! (Didinanana!)
Besoffen bei Facebook!

Mittwoch, 26. August 2015

Realitätsflucht (24): Edna bricht aus


Heute führt mich meine Realitätsflucht schnurstracks ins Irrenhaus. Es geht um das "Point & Click"-Adventure "Edna bricht aus", das vom Entwickler Daedalic im Jahr 2008 herausgebracht wurde.

Zum Inhalt des Spiels sei nur soviel verraten: Man steuert die Figur der jungen Edna, die zu Beginn mit einem - in Computerspielen so oft üblichen - "gelöschten Gedächtnis" in einer engen, natürlich verschlossenen Gummizelle erwacht, und muss fortan dafür sorgen, dass die Ärmste der abstrusen Geschichte, die sie dorthin gebracht hat, auf die Spur kommt, um das schreckliche Gefängnis wieder verlassen und den/die wirklich Schuldigen finden zu können.

Unterstützt wird Edna dabei von ihrem zynischen Stoffhasen Harvey, der selbstverständlich ein Eigenleben führt, mit Edna ausführlich kommuniziert und sie sogar gelegentlich auf eine mentale Zeitreise in die Vergangenheit schickt, wo das Mädchen bestimmte Schlüsselerlebnisse "nacherleben" kann, um dem finsteren Geheimnis ihrer Vergangenheit auf die Spur zu kommen. Viel mehr will ich hier nicht verraten.

Diese kurze Beschreibung mag an ein infantiles Spiel für GrundschülerInnen erinnern. Es hat aus guten Gründen aber lediglich die Einstufung "FSK 12" erhalten - die ich allerdings ebenfalls für völlig unsinnig halte, da Kinder die vielen ironischen, sarkastischen und teilweise äußerst schwarzhumorigen Botschaften und Szenarien, die es hier in schierer Hülle und Fülle gibt, schlichtweg noch nicht verstehen können. Es handelt sich also in erster Linie um ein Spiel für "Erwachsene". Dies lässt auch der Titel schon vermuten, denn es ist keineswegs ein Zufall, dass der Name "Edna" genauso klingt wie der berüchtigte, italienische Vulkan. An diesem kleinen Beispiel wird schon deutlich, dass die Handlung dieses Spiels auf vielen versetzten Ebenen wirkt und entsprechend mehrdeutig zu verstehen ist - und das wird insbesondere an den vielen, vielen bissigen und absurden Dialogen deutlich, die - wie es sich für eine gute Geschichte ziemt - den eigentlichen Kern des Ganzen ausmachen.

Eingerahmt wird diese Geschichte von einigen teils knackigen, oft sehr witzigen Rätseln, die man auf dem Weg durch das Labyrinth der Anstalt und danach zu lösen hat. Man trifft auf wunderliche, groteske, witzige und auch tragische Charaktere, hat eine Menge Aufgaben zu erledigen und findet sich beim Spielen immer wieder vor Lachen prustend unter dem Tisch wieder - auch wenn das Gelächter gelegentlich böse im Halse stecken bleibt.

Grafisch ist das Spiel recht anspruchslos - es beruht aber immerhin auf handgezeichneten Vorlagen, die dann digitalisiert und animiert wurden. Besonders zu empfehlen ist der Kommentar des Urhebers und Hauptentwicklers Jan Müller-Michaelis (verantwortlich für Handlung, Dialoge und Grafik), der in den heute vertriebenen Versionen des Spiels zu jedem Raum, den Edna betritt, abgerufen werden kann. So erfährt man witzige Details und absurde Anekdoten zur Entstehungsgeschichte des Spiels.

Ich habe es auf einem Win7/64-System völlig problemlos und ohne Abstürze gespielt.

Das kafkaeske Werk hat 2011 mit "Harveys neue Augen" einen äußerst würdigen, nicht minder schwarzhumorigen Nachfolger erhalten, über den ich sicher später noch etwas schreiben werde. Zum Abschluss sollen aber Edna und Harvey zu Wort kommen - wobei diese wenigen Dialogschnipsel keinesfalls die epische Breite und Tiefe, die dieser Aspekt in dem wundervollen Spiel innehat, dokumentieren:

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Edna: "Brauchst du einen Helm, Harvey?"
Harvey: "Nein, danke. Wenn man nur Watte im Kopf hat, verliert man sein Gefahrenbewusstsein."
Edna: "Ja. Dieselben Tabletten habe ich auch bekommen."

(Nach "Benutze Ketchup mit Poloschläger"):
Edna: "Das Blut meiner Feinde klebt an diesem Poloschläger!"
Harvey: "Hmm. Das Blut deiner Feinde schmeckt nach künstlichen Geschmacksverstärkern."
Edna: "Psst."

(Nach "Benutze Stinkdrink mit Schloss"):
Edna: "Verflucht! In 'Monkey Island' hat das doch geklappt! Na toll. Dafür stinkt es hier jetzt bestialisch."

(Nach "Rede mit Waschbecken"):
Edna: "Vorhin saß ich noch in einer Zelle und redete mit der Wand, doch nach stundenlanger Kombinationsarbeit stehe ich endlich auf der Herrentoilette und rede mit einem Waschbecken." *seufz*
Waschbecken: "Du denkst, DU hast Probleme? Mann, ich BIN das Waschbecken!"

(Nach "Benutze Kleiderbügel Nr. 3 mit Schaufel"):
Stimme: "Herzlichen Glückwunsch. Sie haben die unwahrscheinlichste Kombination gefunden. Sie hätten einen Preis verdient. Leider machen wir nur Adventure-Spiele und keine Ego-Shooter. Dabei weiß doch jeder, dass man mit Adventures kein Geld machen kann. Darum können wir uns leider auch keine Preise leisten. Sorry."
Edna: "Hast du etwas gehört, Harvey?"
Harvey: "Wenn du mich nicht fragst, kann ich dich auch nicht belügen. Also sprechen wir nicht mehr davon, okay?"

(Anarchistische Kernaussage an jeder passenden und unpassenden Stelle im Spiel):
Harvey: "RANDALE!!!"


Dienstag, 25. August 2015

Zitat des Tages: Lied von den apokalyptischen Reitern


Es war in der Zeit der Depression:
Ihr Karren kam nicht mehr weiter.
Sie hatten Angst vor der Revolution,
die apokalyptischen Reiter.

Sie wechseln die Knochen. Sie wechseln die Haut.
Sie bleiben doch immer die alten.
Sie heulten sich heiser. Sie brüllten laut:
Erbarmen! Ihr müsst uns behalten!


Sie haben das Abendland ausverkauft
samt Gott und seinen Engeln.
Sie haben sich einen Gaul gekauft.
Sie sagten: Mit kleineren Mängeln.

Sie wechseln die Knochen. Sie wechseln die Haut.
Sie bleiben doch immer die alten.
Sie haben dem Gaul ins Maul geschaut.
Sie sagten: Den wolln wir behalten.


Sie machten einen mächtigen Krieg.
Ihr Schinder war keine Niete.
Und gab es am Ende auch keinen Sieg:
Es gab doch ganz schöne Profite.

Sie wechseln die Knochen. Sie wechseln die Haut.
Sie bleiben doch immer die alten.
Ihr habt ihnen wieder ein Haus gebaut,
in dem sie euch niederhalten.


(Volker von Törne [1934-1980], in: Born / Delius / von Törne: "Rezepte für Friedenszeiten. Gedichte", Aufbau 1973)



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Anmerkung: Was soll ich zu einem Gedicht, das in wenigen Versen den Kern der Misere der narkotisierten Menschheit offenbart, anmerken? Es hat sich nichts geändert - die Welt befindet sich auch im Jahr 2015 in genau demselben kapitalistischen Katastrophenzustand, der für die überwältigende Mehrheit der Menschen wie gewohnt nur bitterstes Unheil bedeutet, während "sie" - also "die apokalyptischen Reiter" aka die superreiche "Elite" - ungeachtet aller Katastrophen stets ihren absurden Reichtum, ihre Macht und ihre Privilegien erhalten und ausgebaut hat.

Heute benötigt diese furchtbare Bande nicht einmal mehr einen Hitler-"Gaul" - inzwischen erledigen die "freien Demokratien" bzw. deren "gewählte VolksvertreterInnen" ihren perversen Job willfährig gegen entsprechende Bezahlung, während die begleitende mediale Propaganda wie von Sinnen von "westlichen, freiheitlich-demokratischen Werten" schwadroniert. Das ist angesichts des aktuellen Zustands dieser verkommenen Welt voller Krieg, Rassismus, Armut, Ausbeutung, Zerstörung, Gewalt und Vergiftung so dermaßen absurd, dass mir beim Nachdenken darüber der Schädel zu zerplatzen droht.

Derweil trinken die Superreichen in ihren Villen weiterhin Champagner, schlemmen fürstlich und amüsieren sich köstlich darüber, dass sie heute keinen irren Diktator mehr brauchen, der ihnen den verkrusteten Anus leckt, die Bevölkerung knechtet, profitfeindliche Elemente eliminiert und erwünschte Kriege anzettelt. Die neoliberale Einheitspartei (NED) aus CDU/CSU/SPD/FDP/AFD/NPD/Grünen sorgt gewissenhaft und verlässlich dafür.

Der Irrsinn könnte ausgeprägter gar nicht sein.