Samstag, 12. September 2015

SPD: Konsequent asozial


Die SPD übertrifft sich in jüngster Zeit immer wieder selbst, wenn es um möglichst asoziale, offen populistische und stets menschenverachtende Forderungen geht - ich habe mich schon mehrfach darüber ausgelassen. Leider reißt diese Serie nicht ab, sondern gewinnt weiter an Fahrt. Erst vorgestern las ich mal wieder beim WDR:

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) will Langzeitarbeitslose als Flüchtingshelfer einsetzen. Auf WDR2 erklärte sie am Donnerstag (10.09.2015), der Bund solle die Programme für öffentlich geförderte Beschäftigung massiv ausweiten. Kraft, die auch SPD-Bundesvize ist, sagte weiter, es sei für die gesellschaftliche Akzeptanz nicht gut, wenn der Eindruck entstünde, dass viel für Flüchtlinge, aber wenig für diejenigen getan werde, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer hätten. Man müsse im Einzelfall prüfen, wer qualifiziert für die Betreuung sei und infrage käme.

Schon angesichts dieser Kurzmeldung, die es auf den Seiten des Senders auch in ausführlicher, pseudo-kritischer Form gibt, ahnt man, dass es hier wieder einmal darum geht, qualifizierte, gut entlohnte und eigentlich dringend notwendige Arbeitsplätze durch Zwangsarbeit zum Null- oder Billigtarif zu ersetzen. Jeder, der sich mit dem Terror des Hartz-Systems ausführlicher befasst hat, weiß schließlich, was es bedeutet, wenn diese Behörde die "Qualifikation" eines ihr auf Gedeih und Verderb ausgelieferten Menschen "prüfen" soll. Ich möchte lieber nie erfahren, zu welchen staatlichen Zwangsexzessen es käme, wenn dieser sozialdemokratische, menschenfeindliche Vorschlag tatsächlich umgesetzt werden sollte.

Ich traue diesen rotlackierten Gesellen der neoliberalen Einheitspartei (NED) inzwischen ja fast alles zu; allerdings muss ich auch konstatieren, dass die ständige menschenfeindliche Propaganda längst tiefe Wurzeln geschlagen hat und entsprechend üble Früchte trägt. Im oben verlinkten Langbeitrag zum Thema wird dazu (freilich ohne kritischen Bezug) beispielhaft zitiert:

Der Ökonomie-Professor Ulrich von Suntum von der Uni Münster hält Krafts Vorstoß für eine "bizarre Idee". Langzeitarbeitslose sollen Flüchtlinge betreuen? "Was werden die ihnen wohl beibringen?"

Über das Menschenbild dieses ehrenwerten Herrn Professors, der Langzeitarbeitslose offenbar generell für Minderbemittelte, Betrüger, Schmarotzer oder noch Schlimmeres hält, möchte ich nichts weiter wissen, da ich mich für Fäkalien nicht interessiere. Es ist bezeichnend, dass dieser Mensch, passend wie die neoliberale Faust aufs Auge, selbstverständlich ein Ökonom - also ein verwirrter Esoteriker - ist. Diese Haltung ist symptomatisch für den neoliberalen Wahn, dem auch die SPD gänzlich erlegen ist und dem sie nach wie vor "alternativlos" und willfährig huldigt wie jeder andere radikale Fundamentalist seiner jeweiligen Religion. Das hirnzersetzende Mantra in diesem Fall lautet: "Wer (langzeit-)arbeitslos ist, ist selbst daran schuld und muss staatlich 'aktiviert' werden, um wieder in den ausbeuterischen Sklavendienst zurückzukehren." Dieser infantile, in jeder Hinsicht völlig groteske Unsinn hat sich inzwischen rostbeulengleich festgesetzt und zerfrisst die Gehirne - und zwar nicht nur die korrupter PolitikerInnen, sondern auch die weiter Teile der Bevölkerung. - Schon Orwell wusste nur zu genau, wie das geht.

Selbstverständlich hat das ganze Brimborium überhaupt nichts mit Flüchtlingen oder gar deren Wohlergehen zu tun - dafür benötigte man schließlich viele gut ausgebildete Sozialarbeiter und anderweitig psychologisch, pädagogisch und sozialwissenschaftlich gut geschultes Personal. In der Tat dürfte es in diesem verkommenen Land mehr als genug hochqualifizierte (teils auch momentan arbeitslose) Menschen geben, die sich auf entsprechende Stellenausschreibung freudig und mit lieblicher Kusshand bewerben würden - genau das wollen SPD (und gewiss auch die übrigen Blockparteien der NED) aber vermeiden und werfen daher den "Vorschlag" des absurden Umweges über den behördlichen Zwang des Hartz-Terrors in die mediale, politische Löwenarena.

Diesen Parteien, diesem politischen und wirtschaftlichen, konsequent asozialen und durch und durch korrupten System ist schon lange nicht mehr zu helfen.

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Pfälzer Auslese
[gilt jedoch bundesweit]


"Einer der Herren Minister ist noch nicht vorbestraft. Ich hoffe, Sie sind trotzdem zuverlässig."

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 35 vom 26.11.1923)

Freitag, 11. September 2015

Zitat des Tages: Sonnenuntergang


Als nach dem ersten großen Frühlingstag
die Sonne aufstieß und zerfließen wollte,
wie da der Horizont sich weit entrollte,
den Glanz zu fassen, der im Raume lag.

Lichthungrig pilgerten die Wälder an,
Gehölze knieten vor der Sonne nieder,
die Vögel opferten die letzten Lieder,
ein Bittdienst vor dem Gold, ein großer Wahn.

Doch eh man's dachte, niemand war bereit,
versank das letzte Stück der hellen Schäume,
vergeblich bettelten die nackten Bäume
und spreizten ihre Finger, starr und weit.

(Gottfried Kölwel [1889-1958], in: "Gesänge gegen den Tod", Kurt Wolff 1914)


Mittwoch, 9. September 2015

Wenn Esos weinen


Ich habe in der Vergangenheit ja ausführlich dargelegt, was ich von esoterischen SpinnerInnen und ihren Auswürfen halte - wer das nicht verfolgt hat, kann das unter dem Label "Esoterik" gerne jederzeit nachlesen. Besonders stand dabei das Wecker-Blog "Jenseits der Realität" in meinem Blickfeld, dessen Schreiberlinge sich gern hochtrabend als "Redakteure" bezeichnen und trotz religiöser Wirrnis politisch "links" verorten.

Nach meiner langen, massiven Kritik am esoterischen Unsinn, der dort ebenso lange verbreitet wurde, erntete ich bekanntlich lediglich eine infantil herausgestreckte, leider übelriechend belegte und anonymisierte Zunge - und seitdem ist es, was esoterische Spinnereien betrifft, erstaunlicherweise relativ ruhig dort geworden. Offenbar nutzt massive Kritik letzten Endes doch etwas, auch wenn es nur ein oberflächlicher "Nutzen" ist, denn die spinnerten, wirren Gedanken sind ja nicht aus den weichen Köpfen der Macher verschwunden, nur weil sie nicht mehr ganz so offensiv in die Welt geplärrt werden.

Jüngst hat sich nun einer der dortigen Schreiberlinge darüber echauffiert, dass er auf eine Spendenanfrage bei der Rosa Luxemburg Stiftung keine explizite Antwort, sondern lediglich die Aufforderung "Bitte löschen Sie meine Adresse aus Ihrem Verteiler" erhalten hat. In epischer Breite lässt er sich über dieses böse "Sakrileg" aus und macht sich damit - freilich ohne es zu bemerken - so lächerlich, dass es eine wahre Wonne für ein Lästermaul wie mich ist. Ich hatte endlich mal wieder richtig Spaß beim Lesen im Netz.

Der Autor bezeichnet sich an anderer Stelle selbst als "Agnostiker" [sic! bzw. *lol*] und hat trotzdem kein Problem damit, mit radikalen Esos wie Häuptling Faulfuß unter der Schirmherrschaft der Weckers (deren Bücher zur Realsatire zu zählen sind, wie beispiesweise "Mönch und Krieger" von Konstantin W. oder "Anniks göttliche Kuchen" von Annik W.) gemeinsame Sache zu machen. Und selbstverständlich benennt er in seiner weinerlichen Anklage, die er an die Rosa Luxemburg Stiftung richtet, auch nicht den offensichtlichsten, naheliegendsten Grund für diese lapidare Antwort: Wie sollten progressive, gar sozialistische Ideen mit dem esoterischen, religiösen Bullshit vereinbar sein?

Es ist doch - bei aller Heiterkeit, die diese Peinlichkeit auslöst - auch immer wieder erhellend, mit welcher "Selbstverständlichkeit" sich manche EsoterikerInnen inzwischen als "Teil der linken Szene" darzustellen versuchen. Dabei möchte ich nicht missverstanden werden: Mir ist es völlig gleichgültig, was Menschen in ihrem privaten Umfeld tun - sie können herzlich gerne Gott, Baal, den Teufel, mich oder das Spaghettimonster anbeten, Voodoo-Puppen basteln, im Kaffeesatz lesen, Heilsteine in ihren Enddarm einführen oder leidenschaftlich mit Mett kopulieren - sobald aber der elendige, widerwärtige Missionsgedanke sichtbar wird, muss ich widersprechen und meine Stimme erheben. Und daran ändern auch Aktionen nichts, die zunächst unterstützenswert erscheinen, es aber aufgrund des dubiosen Umfeldes gar nicht sein können. Wenn beispielsweise Nazis zu Spenden für Verarmte aufriefen, käme schließlich auch kein gesunder Mensch auf die absonderliche Idee, das unterstützen zu wollen. Wer Menschen beispielsweise in Griechenland helfen möchte, kann das auf vielfältige Weise tun und bedarf gewiss keiner esoterischen Unterstützung aus einem derartig halbseidenen Umfeld.

Ich lege dem merkbefreiten Autor, der ausgerechnet den MitarbeiterInnen der Rosa Luxemburg Stiftung - wohlgemerkt aufgrund eines einzigen Satzes - in seinem ausfälligen, unterhaltsamen Text ausdrücklich empfiehlt, "wieder mal Rosa Luxemburg [zu] lesen", nahe, endlich einmal Rosa Luxemburg zu lesen, auch wenn der Erkenntnisgewinn vermutlich weiterhin ausbleiben dürfte:

Da die Arbeiterklasse ihre Erlösung nur erhalte, wenn sie die kapitalistische Produktionsweise beherrsche und diese nicht als “Spielball unkontrollierbarer Mächte” betrachte, sondern als Produkt ganz konkreter gesellschaftlicher Zustände, die es zu erkennen gelte, ergebe sich die Distanz der Arbeiterbewegung zur Religion. / Nur so sei deren Losung von der Religion als einer Privatsache richtig zu würdigen. Doch werde diese Losung in der Sozialdemokratie inzwischen missbraucht von Leuten, die gern "religiöse Elemente" einbringen möchten. Ludwig Feuerbachs "Das Wesen des Christentums" zitierend, wendet sie sich gegen solche Bestrebungen. Der "Befreiungskampf der modernen Arbeiterklasse" ist das Gegengift gegen jede Religion.


Dienstag, 8. September 2015

Song des Tages: My Witness, Your Victim




(The Agonist: "My Witness, Your Victim", aus dem Album "Eye of Providence", 2015)

Confess to your sins
Immorality's my witness
The search for redemption
A never-ending trial - your victim

The battlefield has transformed
Blades unto bullets
Killing is easy but Ruling is key
Strike millions of targets at once
Bullets unto light

The means for authority imposed upon mankind
False sense of security interacting as your guide
A woven fabrication as a radiant design
Enclosing all written access, there's no place left to hide

We bare ourselves to the eye of the Sun
Take all you need in the name of
Killing is easy but Ruling is key

Confess to your sins
Immorality's my witness
The search for redemption
A never-ending trial - your victim

A saint-like figure you demand
Take a look at your reflection
The world's not your own to command
Imperfection staring right back at you

Anytime, anywhere
With Five Eyes watching
We bear witness
Anytime, anywhere
With Five Ears listening
We will attend the Eye of Providence

Thus, I present my final words
A moment is all I ask for
My greatest fear, eternally
Is that nothing will ever change



Montag, 7. September 2015

Religiöse Irre: Morden für die Profitmaximierung


Ein us-amerikanischer Waffenhersteller hat jüngst in aller Deutlichkeit offengelegt, wie die christliche Nächstenliebe im Kapitalismus auszulegen ist. Bei n-tv durfte ich lesen:

Mit Kreuz und Bibelvers / [...] [Die Schnellfeuerwaffe] "Crusader" ["Kreuzritter"] wird mit einem ebenfalls eingebrannten Kreuz für den Preis von 1.395 Dollar (1.268 Euro) angeboten. "Wir haben schon einige Vorbestellungen. Das Interesse ist enorm", sagte Unternehmenssprecher James Judge [vom Waffenhersteller Spike's Tactical]. / [...] Auf dem Sturmgewehr steht Psalm 144,1: "Gepriesen sei der Herr, mein Fels, der meine Hände unterweist zum Kampf, meine Finger zum Krieg."

Das Portal zeigt auch ein hübsches Foto von dieser Gravierung, die nebenbei besonders durch die gewählte Schriftart auffällt, die wohl nicht zufällig an gewisse altdeutsche Varianten erinnert. Ganz am Rande sei nur angemerkt, dass es sicher nur ein versehentlicher Zufall ist, dass dieses Bild stark an eine digitale Fälschung erinnert und wenig mit einem regulären Foto gemein hat.


(Screenshot n-tv.de vom 6.9.15)

Die Marketinghuren und -callboys dieser Firma verkaufen dieses widerliche Mordinstrument laut n-tv nun ausgerechnet mit der hirnschmelzenden Vermutung, "kein Muslim würde zu dieser Waffe greifen", womit - nach amerikanischer Marketing- bzw. Sonderkindergartenlogik - diese Waffe niemals von den "Bösen", sondern stets nur von den "Guten" zum Morden verwendet würde. Ich habe bei der Nachformulierung dieser "Marketingstrategie" schon meine Probleme, mir nicht unentwegt den Kopf blutig zu schlagen vor lauter Irrsinn, der da auf mich einhämmert - und gleichzeitig glaube ich den verkommenen Krämergesellen durchaus, dass es eine gewisse "Nachfrage" für dieses "Gottesgewehr" gibt, was die Einströmung des Irrsinns in mein Gemüt noch erheblich vergrößert. Es werden sich, wie gewohnt, überall gewiss auch hier Pfaffen und andere "Gauckler" finden, welche die Mordwaffen zusätzlich mit einem "göttlichen Segen" versehen.

Dabei ist mit Händen zu greifen, dass auch dieser Waffenproduzent einen solchen infantilen Quatsch nicht aus "religiöser Überzeugung" oder irgendwelchen anderen esoterischen, patriotischen oder gar "ethischen" Gründen [an dieser Stelle muss ein dumpf gegrunztes *LOL* sein] heraus betreibt, sondern dass auch hier der einzige Beweggrund, weshalb Firmen im Kapitalismus überhaupt "unternehmerisch" tätig werden, im alleinigen Zentrum des Tuns steht: Sie wollen Profite generieren, und zwar so viele wie möglich und egal auf wessen Kosten.

Es verwundert nicht weiter, dass diese Reklamestrategen sich einen der widerlichsten Texte aus der Bibel ausgesucht haben, den man zu diesem Thema überhaupt finden kann - wer mag, kann sich den in Rede stehenden "Psalm 144" gerne mal in Gänze durchlesen, wenn ein großer Kotzeimer bereit steht. Auch liegt es auf der Hand, weshalb diese schmierigen Profitmaximierer sich stattdessen nicht etwa für ein Zitat entschieden haben, das laut Bibel vom "Sohn Gottes" höchstselbst stammen soll und das auf Muslime womöglich einen noch viel "abschreckenderen" Einfluss ausüben könnte, wie etwa "Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem Auge bemerkst du nicht?" (Matthäus 7,3) oder "Jesus aber sprach: Du sollst nicht töten" (Matthäus 19,18). Schließlich müssten diese schlichten Zitate auch die - offenbar noch schlichteren - "Guten" vom Morden abhalten - und das ist im Kapitalismus bekanntermaßen unerwünscht.

Weit, sehr weit ist es gekommen - nun zitiere ich tatsächlich schon Bibelverse, um den Irrsinn als solchen kenntlich zu machen, obwohl er sowieso offensichtlich ist.

Vor einiger Zeit hat mich die evangelische Kirche aber ohnehin darüber aufgeklärt, was sie vom Thema "Krieg" bzw. "Frieden" hält: Anlässlich meines bereits vor knapp fünf Monaten erwähnten Besuches in dieser surrealen Institution habe ich im aktuellen Gesangbuch dieser Sekte das folgende Zitat entdeckt, das unterhalb eines sogenannten "Segensliedes" [sic!] abgedruckt ist:

Friede ist nicht Abwesenheit von Kampf, aber Anwesenheit von Gott. (Eva von Tiele-Winckler)

Also denn, lasst uns munter rauben, vergewaltigen, foltern und morden - solange "Gott anwesend" ist, was selbstverständlich stets nur geglaubt, nie aber belegt werden kann, ist alles gut. Mir fällt zu diesem religiösen, steinzeitlichen Wahn - egal ob instrumentalisiert oder tatsächlich auch im 21. Jahrhundert "des Herrn" immer noch geglaubt - nichts Sinnvolles mehr ein.

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Te deum laudamus!
[Dich, Gott, loben wir!]


Dankgottesdienst der internationalen Rüstungsindustrie nach Beendigung der Londoner Konferenz.

(Zeichnung von Erich Schilling [1885-1945], in "Simplicissimus", Heft 6 vom 05.05.1930)