Samstag, 30. Januar 2016

Song des Tages: The Last Hour of Ancient Sunlight




(Draconian: "The Last Hour of Ancient Sunlight", aus dem Album "A Rose for the Apocalypse", 2011)

Black is the sunlight shimmering below;
It flows through life and the guilt we share
Our sorrow, it cuts through the undergrowth,
As we abandon this ravenous earth alone

The zeitgeist dimmed the surface and seized the soul
Our mother wept behind the fence,
And we drained her blood, then forgetting her face,
And hide from everyone

To breathe, to conquer,
To linger, to utilize the ignorant herd

In rapture from nature we divorce,
Like orphans by desire,
From this closing light

The bewildered sleep -
The shadowy voyager is lurking;
He's in the flesh of landscapes vaporous
The vacant, untiring sovran of old.
He's the machinery; igniting the paralyzed soil

We took the blood of the earth
And fell in love with death
With life itself as an excuse

Black is the sunlight shimmering below;
It flows through life and the guilt we share

We're hiding in chorus as starry eyes close,
And seasons part in farewell;
'cause we drained her blood, then forgetting her face
To hide from everyone

The bewildered sleep -
The shadowy voyager is lurking;
He's in the flesh of landscapes vaporous
The vacant, untiring sovran of old.
He's the machinery; igniting the paralyzed soil


Freitag, 29. Januar 2016

Zitat des Tages: Der Prolet


Was treibt dich, dieses Leben fortzufahren,
Prolet, in deinem schmierigen Gewand,
nachdem der Wollust jugendlicher Brand
erlosch nach allzu schnell verrauschten Jahren?

Hohläugig, hager, mit ergrauten Haaren,
so stehst du vor dir selber angespannt
und schleppst dich in ein sonnenloses Land,
um dich zuletzt dem Ekel zu verpaaren

und in der nächsten Pfütze zu verenden.
O könntest du den Blick noch einmal heben,
o könnt ich dir mit meinen weißen Händen

der Rache Fackelbrände übergeben,
dass sie in einem seligen Verschwenden
verzehrten uns und dein zertretnes Leben!

(Gustav Sack [1885-1916], in: "Gesammelte Werke in zwei Bänden", S.Fischer 1920)


Donnerstag, 28. Januar 2016

Von roten Armbändern und gelben Sternen


Die Stigmatisierung von Flüchtlingen schreitet weiter voran. Eine Vorreiterrolle nehmen diesmal die Briten ein, die den neoliberalen Horror im "reichen" Teil Europas bislang am konsequentesten umgesetzt und damit eine finstere Vorhölle für den Großteil der dort lebenden Menschen geschaffen haben. Bei n-tv war am vergangenen Montag zu lesen:

Asylsuchende im walisischen Cardiff müssen Tag und Nacht ein deutlich zu erkennendes rotes Armband tragen. Das berichtet der "Guardian". Hintergrund ist die Regelung des privaten Betreibers des örtlichen Flüchtlingsheims: Ohne die Armbänder erhalten die Asylsuchenden kein Essen. Die Bänder sind nicht abnehmbar. / (...) In Middlesbrough im Nordosten Englands stattete eine private Immobilienfirma Häuser für Flüchtlinge mit roten Türen aus. Mehrere Bewohner der Unterkünfte berichteten von Übergriffen und verbalen Anfeindungen.

Angesichts solcher Tendenzen kommt mir sprichwörtlich die "kalte Kotze" hoch. Es ist sicher kein Zufall, dass solche Maßnahmen ausgerechnet in Einrichtungen von "privaten" Betreibern vorkommen: Wenn der gewollt geschrumpfte Staat essenzielle Aufgaben wie beispielsweise die Unterbringung und Verpflegung von Flüchtlingen an profitorientierte Firmen auslagert, ist es im Rahmen des perversen kapitalistischen Systems nur folgerichtig, dass diese mit allen Mitteln versuchen, die "Kosten" zu senken, indem sie beispielsweise dafür sorgen, dass sich niemand eine Mahlzeit "erschleicht", für dessen Ernährung die betreffende Firma sich gar nicht "zuständig" fühlt.

Die Aktion mit den roten Türen verstehe ich allerdings nicht. Ist das auf bloßen Rassismus bei den Verantwortlichen jener Firma zurückzuführen? Oder welche Ziele mag das Immobilienunternehmen ansonsten damit verfolgen? Mir fällt jedenfalls kein "Mehrwert" ein, den ein Unternehmen verzeichnen könnte, wenn es die Wohnhäuser, in denen Flüchtlinge leben, auf diese Weise für alle kenntlich macht, denn es "verdient" schließlich mit diesen Menschen - was pervers genug ist - Geld.

Gestern, am 27. Januar, wurde in Deutschland mit gewohntem Pathos, mit Kranzniederlegungen und salbungsvollen Reden der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen, während nationalistische, völkische und offen rassistische Entwicklungen in ganz Europa längst wieder auf dem kapitalistisch forcierten Vormarsch sind - natürlich und gerade auch in Deutschland. Diese stetig von Medien und Politik angefeuerte Pogromstimmung ruft bei mir blankes Entsetzen hervor, für das ich kaum angemessene Worte finde.

Allmählich erübrigt sich die Frage, wohin Europa steuert, da der furchtbare Weg ja deutlich und für alle sichtbar vor uns liegt.


Juden müssen unter Aufsicht der SS vor einem Mob von widerlichen Gaffern mit kleinen Bürsten die Straße säubern (ca. 1940, aus "In einer Welt der Toten und der Larven")

Montag, 25. Januar 2016

Musik des Tages: Scheherazade




(Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow [1844-1908]: "Scheherazade. Sinfonische Dichtung nach der Erzählung "Tausendundeine Nacht" aus dem Jahr 1888, Vienna Philharmonic Orchestra, Leitung: Waleri Abissalowitsch Gergijew, 2005)

  1. Das Meer und Sinbads Schiff (Largo e maestoso - Allegro non troppo)
  2. Die Geschichte vom Prinzen Kalender (Lento - Andantino - Allegro molto - Con moto)
  3. Der junge Prinz und die junge Prinzessin (Andantino quasi allegretto - Pochissimo più mosso - Come prima - Pochissimo più animato)
  4. Feier in Bagdad. Das Meer. Das Schiff zerschellt an einer Klippe unter einem bronzenen Reiter. (Allegro molto - Vivo - Allegro non troppo maestoso)

Anmerkung: Dieses wunderbare Musikstück vereint alles, was heute als "böse" gilt: Ein russischer Komponist, der sich mit orientalischen Themen auseinandersetzt - und obendrein noch ein russischer Dirigent, der diese nicht zuletzt von den Nazis verbotene Musik ausgerechnet in Salzburg zur Aufführung bringt. Heutzutage stünde - nicht bloß in Österreich - vor der Konzerthalle gewiss der pöbelnde Pegida-Mob zur "Rettung der abendländischen Kultur", ohne das Groteske eines solchen dadaistischen Szenarios auch nur im Ansatz zu erfassen.