Donnerstag, 18. Februar 2016

"Scheiß auf Anstand!"


Einige Gesellen unserer lieben "Arschgesichter für Dummbratzen" (AfD) werden nicht müde, immer wieder markige Sprüche in Sachen Dummheit, Rassismus und brutaler Selbstentlarvung herauszuhauen - die Oettinger-Matratze Petry ist da beileibe keine Ausnahme. Doch auch die Straßen- bzw. Gossenfraktion dieser politischen Pissrinne, die "Permanenten Einzeller gegen den Intellekt deutscher Arschlöcher" (Pegida), ist in dieser Hinsicht äußerst aktiv. Gestern las ich beispielsweise einen Kurzbericht über einige hübsche Äußerungen der Pegida-Führerin Tatjana Festerling, die vor lauter Humanismus und tiefer Menschenliebe nur so triefen:

"Wenn sie weiter über die Grenze kommen und man sie nicht einsperren kann, erschießt sie!" / Deutschland sei eine "Freiluft-Psychiatrie mit der Geisteskrankheit 'politische Korrektheit'". "Wir von Pegida sind die einzigen, die sich nicht um politische Korrektheit scheren!" / "Wir haben keine Skrupel und keine Angst. In Zeiten wie diesen: Scheiß auf Anstand!" Der Kampf gegen die Islamisierung sei "die letzte Schlacht", so die zweifache Mutter. / Ihrem klaren Feindbild - und zwar Muslimen und der "herrschenden Elite", die es "mit Mistgabeln" zu vertreiben gelte - setzte Festerling eine offene Sympathie für die Hooligan-Szene entgegen. Diese [habe] die Pegida-Demos von Anfang an vor "brutalen Linken" beschützt. "Ich kann verstehen, warum ein Mann zum Hooligan wird", sagte Festerling. "Das ist eine Rebellion gegen das, was ich 'Nippel-Sozialisation' nenne: unsere verweiblichte Kultur, die Frauen und Muslime fördert und weiße Männer bekriegt."

Zu diesen an Bräsigkeit und dümmlicher Ignoranz kaum zu überbietenden Äußerungen erübrigt sich jeder ernsthafte Kommentar. Wenn jemand freiwillig in eine Grube voller Scheiße springt und beim Untertauchen einige herzhafte Schlücke nimmt, gibt es dazu nichts weiter zu sagen - man kann nur belustigt-geschockt danebenstehen oder sich entsetzt-angeekelt abwenden. - Festerling ließ die Frage offen, wie sie mit ihren glitschigen, kotverschmierten Händen eine Mistgabel halten wolle.

Ich als alter "Gutmensch" hege hingegen keinerlei Gelüste, Widerlinge wie Festerling & Co. erschießen, mit Mistgabeln erstechen oder von Hooligans totprügeln zu lassen - ganz im Gegenteil: Die Dame und ihre furchtbaren GesinnungsgenossInnen sind herzlich eingeladen, jederzeit zu mir zu kommen und kostenlose Nachhilfestunden in den Fächern "Denken für Anfänger" und "Dein Gehirn, der fremde Untermieter" zu nehmen sowie den Selbsthilfekurs "Wie erkenne ich, ob ich in ein erfrischendes Schwimmbecken oder eine stinkende Jauchegrube springe?" zu absolvieren. Weitere Fortbildungsmöglichkeiten sind auf Anfrage verfügbar.

Obwohl die Erfolgsaussichten freilich bescheiden sind, stirbt doch die Hoffnung zuletzt. - Wie damals 1933.

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Ein Zeitkind


"Lasst mich aus mit Idealismus, Ehrlichkeit und so weiter. Die jetzige Zeit verlangt Politiker."

(Zeichnung von Rudolf Grieß [1863-1949], in "Simplicissimus", Heft 49 vom 04.03.1919)

Mittwoch, 17. Februar 2016

Song des Tages: To the Bottom of the Sea




(Voltaire: "To the Bottom of the Sea", aus dem gleichnamigen Album, 2008)

Our Chinese cook, he grabbed all he could took,
He said, "no storm is stoppin' me!"
He made fricassee of a sea anemone:
Down at the bottom of the sea.

I turned to my first officer and I said,
"What have you got to say to me?"
Well, he turned and said, "I'm in over my head."
Down at the bottom of the sea.

A she-Kraken, lurkin' under my men,
looked up at their legs hungrily.
She counted eight, so she thought she found a mate:
Down at the bottom of the sea.

They kicked and they fought but it was all for naught
'cause she just wouldn't set 'em free.
She had them taught in a tight sailor's knot:
Down at the bottom of the sea.

Some men call to god when their number's up,
Some cry for their mums -
I just lament all these barrels of wasted rum!

Seaman Shaft, we all knew he was daft.
His story don't end happily.
He drifted by with a fishgig in his eye:
Down at the bottom of the sea.

Down at the bottom was treasure galore,
but guarding it so greedily
was an angry horde of skeletons with swords:
Down at the bottom of the sea.

"For the horde!"

Some men call to god when their number's up,
Some cry for their mums -
I just lament all these barrels of wasted rum!

Down to the bottom of the -
we're at the bottom of the -
stuck at the bottom of the deep, dark,
crazy-assed fish-dwellin',
between the devil and the deep blue sea.



Anmerkung: Dieses kleine Seemannsliedchen ist die direkte Fortsetzung des kapitalistischen Welthits "This Ship's Going Down", den ich vor anderthalb Jahren hier schon einmal verlinkt habe. Es ist klar ersichtlich, dass alles seinen vorhersehbaren Gang geht.

"For the horde!" ist exakt der passende Schlachtruf dieser untergehenden bzw. längst untergegangenen Zeit (vielleicht noch versehen mit dem Zusatz "of the 'Elite'"), die aber leider erneut das pure Barbarentum durchleben muss, bevor sie endlich auf dem Grund des Meeres in ewiger Vergessenheit im gärenden Schlick des vergleichsweise wundervoll duftenden Fischkotes versinken darf. Und dann beginnt das perverse Spiel wieder von vorne, falls noch genügend "Menschenmaterial" existiert und der Planet noch nicht vollständig den Geist aufgegeben hat.

Es ist gut, dass meine Tage in dieser Hölle gezählt sind - und es ist furchtbar und unerträglich, dass meine Kinder sie vermutlich noch in ihrer ganzen abgrundtiefen Hässlichkeit kennenlernen werden.

Montag, 15. Februar 2016

Die Segnungen der "sozialen Marktwirtschaft": Kapitalismus und Nachhaltigkeit


Jedem, der länger als fünf Minuten über das global herrschende Wirtschaftssystem nachdenkt, dürfte klar sein dass es sich bei dem Begriffspaar "Kapitalismus / Nachhaltigkeit" um ein sogenanntes Oxymoron bzw. Oppositionspaar, mithin also um ein klassisches Paradoxon handelt. Die gängige Erzählung der Politik und der hofierenden Massenmedien klammert diese banale Erkenntnis in aller Regel rigoros aus, so dass es allenfalls gelegentlich zu "bedauerlichen Einzelfällen" wie dem folgenden kommt, den ich kürzlich auf den Seiten des WDR entdeckt habe:

Auf dem Schrottplatz von Dirk G. aus Castrop-Rauxel stehen immer mehr Autos, die jünger sind als zehn Jahre und zum Teil nur 50.000 Kilometer gelaufen sind. "Es tut mir persönlich weh, solche Autos zu verwerten", sagt der 47jährige Kfz-Meister. Aber Auftrag sei eben Auftrag. "Der Kunde will es so", erklärt G. / Der Kunde ist ein Vertrags-Händler eines deutschen Automobil-Herstellers. Der Autokonzern zahlt seinen Kunden aktuell bis zu 3.000 Euro Wechselprämie, wenn sie einen Neu- oder Jahreswagen kaufen und ihren mindestens neun Jahre alten Gebrauchtwagen abgeben. Doch statt die Wagen weiter zu verkaufen, lässt der Händler die alten Fahrzeuge kurzerhand verschrotten.

Auch die korrupte Bande in Berlin ist auf diesem Gebiet selbstverständlich bestens bewandert - wir erinnern uns noch glückselig an die "Abwrackprämie" und freuen uns nach wie vor über die sinnfreien "Feinstaubplaketten", mit deren Hilfe ältere, eigentlich voll funktionstüchtige Automobile vom heimischen "Markt" erfolgreich in die Verschrottung oder - um mehr Kohle zu generieren - in den Export zum Mars nach Afrika gedrängt wurden. Der völlig überraschende "Abgasskandal" hat die "Feinstaubplakette" nachträglich noch in die Königsklasse des Kafkaesken erhoben, wo sie nach wie vor schillernd und für alle sichtbar als korrupter Irrsinn vor sich hin mäandert (und unablässig weiter Kohle anschafft, ohne dass irgendjemand sie ernsthaft in Frage stellt). - Es ist nur eine Randnotiz, dass für teure Oldtimer, die ungleich mehr Sprit verbrauchen und Gifte in die Welt pusten, natürlich Sonderregelungen gelten - man will der selbsternannten "Elite", für die Politik im Kapitalismus einzig gemacht wird, ja schließlich nicht die glitzernden, rauchenden Spielzeuge vergrätzen.

Selbstverständlich betrifft dies nicht bloß die Automobilindustrie, auch wenn die Groteske dort ganz besonders offensichtlich wird. Ein WDR- oder sonstiger Redakteur kommt mangels Kompetenz, fehlender Hirnleistung oder schnöder Vorgabe vielleicht nicht darauf; ein Grundschulkind erkennt dafür aber umso schneller: Ein Wirtschaftssystem wie der Kapitalismus kann unter gar keinen Umständen "langlebige", "nachhaltige" Produkte hervorbringen, ohne sich selbst ad absurdum zu führen. Trotzdem werden stets fleißig Nebelkerzen geworfen, und sogar das "Umweltbundesamt" (hier ist ein "*lol*" der einzig passende Kommentar) wird nicht müde, immer wieder lächerlichste Forderungen in die Welt zu posaunen, die von interessierter Seite weder erwünscht, noch im Rahmen dieses Systems überhaupt umsetzbar sind.

Wer dieses System für "reformierbar" hält, muss entweder geisteskrank oder pervers - oder beides - sein. Die politische und mediale Öffentlichkeit ist offensichtlich beides. Nachhaltig.

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Des Bootes Jammer



(Gemälde von Akseli Gallen-Kallela [1865-1931] aus den Jahren 1906/07, Öl auf Leinwand, KOP Bank von Finnland [sic!], Helsinki, Finnland)