Samstag, 8. Oktober 2016

GEZ und Kapitalismus: Unterm Strich zählt nur der persönliche Profit


Meine Haltung zu den staatlich festgelegten Zwangsgebühren für den öffentlichen Propagandafunk habe ich hier ja gelegentlich schon zum Ausdruck gebracht - und es dürfte gemeinhin bekannt sein, wo der Großteil dieser auch bei den ärmsten BürgerInnen zwangsweise eingezogenen Gelder letzten Endes landet: Die Millionenbeträge für irgendwelche Bespaßungssportveranstaltungen (Fußball, Olympia und andere Apothekenumschauen), die Fantasiegagen für irgendwelche Moderationsdeppen (Gottschalk, Jauch, Kleber & Co.) oder die im Klo heruntergespülten Gelder für dümmliche Shows, Soaps oder andere groteske Desinformations- bzw. Betäubungsformate fallen halt nicht vom kapitalistischen Himmel, sondern müssen - in zunehmendem Maße per Zwangsvollstreckung - bei der eben unter diesem degenerierten Programm leidenden Bevölkerung eingetrieben werden.

Es versteht sich im Kapitalismus von selbst, dass an diesem staatlich garantierten Geldregen jeder Beteiligte um das größte Stück des Kuchens buhlt. So war kürzlich bei n-tv - exemplarisch - zu lesen:

"Tatort"-Ermittler fordern doppelte Gage / Da schlackern einem schon ein bisschen die Ohren, war doch die alte Gage bereits recht flott bemessen - die neue soll dann bitte doppelt so hoch sein. Und eine kleine, aber feine Nebenrolle wird mit nur einem Sechzigstel (!) entlohnt. Das ist doch fast ein Mord-Motiv. (...) / Demzufolge sollen Prahl und Liefers mehr als das Doppelte ihrer bisherigen Gage gefordert haben. Das entspricht 250.000 statt der bisherigen 120.000 Euro pro Folge. Schauspielerin Christine Urspruch, die im Münsteraner "Tatort" ebenfalls mitspielt, erhält laut des Berichts nur [sic!] 4.000 Euro für jede Folge. Bisher gelten Till Schweiger und Maria Furtwängler als die Spitzenverdiener unter den "Tatort"-Kommissaren. (...) Zusammengerechnet könnten demnach 1,25 Millionen Euro auf dem Jahresgehaltsscheck der beiden Schauspieler - allein für ihr Engagement im "Tatort" - stehen.

Auch das "ewige Krimi-Gedöns" kostet eben viel Geld. Talentlose Mimen wie Liefers oder Schweiger, die in einem tatsächlich künstlerischen (also völlig utopischen) TV-Umfeld allenfalls infantile Rollen wie "Chewbacca" oder "Darth Vader" spielen dürften, freuen sich für ihr Engagement über ein fürstliches, kontinuierliches Entgelt - finanziert aus zwangseingetriebenen Gebühren, die eigentlich der Objektivität und Ausgewogenheit journalistischer Beiträge vorbehalten sein sollten, die es allerdings so gut wie gar nicht mehr gibt. Dieses Szenario ist nur noch das platte, verblasste Abziehbild einer Orwell'schen Farce.

Es ist müßig zu fragen, was die beiden Hanseln aus diesem Beispiel, Prahl und Liefers, wohl dazu treibt, ihre abstrusen Forderungen zu formulieren: Ob sie tatsächlich mit 512.500 Euro im Jahr - allein für den "Tatort"-Mist, neben dem sie ja noch in vielen weiteren Filmen mitwirken - nicht auskommen, ist ein im Kapitalismus grundfalscher Denkansatz. Hier in der Hölle geht es für jeden Einzelnen nur darum, den bestmöglichen Profit für sich selbst zu generieren - völlig unabhängig davon, ob der gerechtfertigt, sinnvoll oder gar nötig ist - und erst recht ohne Berücksichtigung der Frage, wer den Mist am Ende tatsächlich bezahlen muss. Irgendeine bekloppte Reklame hat das in der jüngeren Vergangenheit mal auf den widerwärtigen, faschistoiden Punkt gebracht: "Unterm Strich zähl' ich!", hieß es da. Das ist die kürzeste, prägnanteste und abstoßendste Definition des Kapitalismus, die ich kenne.

Wenn der zackige Vollstreckungsbeamte das nächste Mal bei mir klingelt und meine "Schulden" eintreiben will, werde ich ihn mal fragen, ob ich stattdessen nicht einfach eine gebrauchte, aber frisch gewaschene Unterhose für Herrn Schweiger oder Herrn Kleber spenden kann - und bin mir schon jetzt sicher, dass der Mann nicht im Ansatz verstehen wird, was ich ihm damit mitteilen will.

---

Der Bankier und seine Frau



(Gemälde von Quentin Massys [1466-1530] aus dem Jahr 1514, Öl auf Holz, Louvre, Paris)

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Die Friedensliebenden


"Die USA sind eine freiheitlich-demokratische, tolerante und weltoffene Nation, die soziale Gerechtigkeit und den Frieden liebt." Für manche der dort lebenden Menschen mag dieses utopische Ideal tatsächlich gelten - die herrschenden Kapitaleliten und ihre politischen Marionetten im "Land of the Free" aber beweisen seit jeher das Gegenteil. Für diese Bagage gilt eher die Feststellung: "Die USA sind eine kapitalistisch-diktatorische, intolerante und faschistoide Demokratiesimulation, die den Reichtum einer kleinen Minderheit fördert und den Krieg zur Profitoptimierung und zum Machterhalt konsequent instrumentalisiert." - Es ist in diesem Zusammenhang nur eine Randnotiz, dass dasselbe für nahezu sämtliche kapitalistische Staaten weltweit - natürlich gerade auch für Deutschland - gilt.

Soeben las ich den schönen, zukunftsweisenden Bericht bei n-tv:

Die Vereinigten Staaten werden ihr Atomwaffenarsenal künftig massiv aufrüsten. Das kündigte US-Verteidigungsminister Ashton Carter bei einem Besuch auf dem Luftwaffenstützpunkt Minot im Bundesstaat North Dakota an. In Minot haben die USA Teile ihrer Atomstreitkräfte stationiert. Demnach wollen die USA in den kommenden fünf Jahren 108 Milliarden Dollar in den Ausbau ihres Nuklearwaffenarsenals investieren.

108 Milliarden Dollar (nur zur Erinnerung: das sind 108.000 Millionen) für Atomwaffen - zur "Abschreckung"? Erinnern wir uns: Da gab es doch mal so etwas wie ein Abrüstungsabkommen mit Russland, das erst 2009 wieder bestätigt wurde, wie damals u.a. im Handelsblatt berichtet wurde:

Die USA und Russland wollen den weltweiten atomaren Abrüstungsprozess wieder in Gang bringen. Ziel sei die deutliche „Reduzierung und Begrenzung von strategischen Offensivwaffen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von US-Präsident Barack Obama und seinem Amtskollegen Dmitrij Medwedjew.

Nur einige Jahre später - 2014 - geisterte plötzlich eine ganz andere Meldung durch die Gazetten: Da wurde Russland plötzlich eine "einseitige Verletzung" dieses Abkommens vorgeworfen:

Die US-Regierung wirft Russland die Verletzung eines bedeutenden Abrüstungsvertrages vor. Das Weiße Haus bestätigte am Dienstag Medienberichte, wonach Moskau eine landgestützte Mittelstreckenrakete getestet habe. Regierungssprecher Josh Earnest sprach von einer "sehr ernsthaften Angelegenheit". Moskau habe den INF-Vertrag von 1987 zwischen beiden Ländern über die Vernichtung aller nuklearen Raketen mit Reichweiten zwischen 500 und 5500 Kilometern gebrochen. Russische Militärexperten wiesen den Vorwurf zurück und sprachen von einem "Propagandakrieg".

Belastbare Belege für diesen Vorfall, der auch 2014 schon "Jahre zurückgelegen" haben soll, gibt es meines Wissens bis heute nicht. So ist es nun nur folgerichtig, dass die friedensliebenden USA ein kleines Portokassensümmchen "investieren", um atomar nicht ab-, sondern massiv aufzurüsten. Da können in Washington ja nur fiedensliebende Humanisten am Werke sein, nicht wahr. - Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Ich halte auch die russische Regierung gewiss nicht für pazifistische Menschenfreunde, denen das Gemeinwohl aller am Herzen liegt. Man darf sich aber getrost ausmalen, welche blutrünstige Skandalorgie in westlichen Medien und Polithurenkreisen losgebrochen wäre, wenn bekannt geworden wäre, dass Russland in ähnlichem Ausmaß atomar aufrüstet - und dafür eine derart infantile Begründung bemüht hätte, dass die USA "irgendwann vor Jahren" mal eine [sic!] Mittelstreckenrakete getestet hätten: Man könnte die Texte bei der BLÖD, Welt, FAZ und Co. vor lauter geiferndem Schaum gewiss gar nicht mehr lesen.

Ich behaupte: In sämtlichen korrupten kapitalistischen Politkreisen ist kein einziger Knopfleisten- oder Schlips-Borg an Frieden und Abrüstung interessiert - dort zählen stets nur der sprudelnde Profit der "Elite", der Systemerhalt um jeden Preis und die damit verbundenen Bestechungen persönlichen Geschenke (Geld, Macht, Pöstchen etc.). Und so werden die ewigen kapitalistischen Kriege gegen andere Staaten, gegen Minderheiten und gegen die eigene Bevölkerung immer weitergehen - entweder bis zum "großen Knall", oder bis zum endgültigen Kollaps der Natur auf diesem Planeten.

Am Ende sitzen ein paar hundert Superreiche in ihren luxuriösen Tiefbunkern auf ihren ergaunerten Fantastillionen, weil die Welt draußen atomar und industriell verseucht und/oder aus klimatischen Gründen unbewohnbar geworden ist, und freuen sich auf ihre Emigration zum Mars, wo sie das grauenhafte terrestrische Horrorschauspiel aus der Hölle alles Vorstellbaren ein zweites Mal aufführen wollen. - Auf die nächsten 2000 Jahre in der Hölle 2.0!

---

Aktuelles: Abrüstung


"Nach Ihnen!"

(Lithografie von Honoré Daumier [1808-1879] aus dem Jahr 1868, in: "Le Charivari", 1870)

Dienstag, 4. Oktober 2016

Musik des Tages: The Pink Floyd Tribute Show




  1. Shine On You Crazy Diamond (part I) (1975)
  2. Learning To Fly (1987)
  3. High Hopes (1994)
  4. Welcome To The Machine (1975)
  5. Mother (1979)
  6. Pigs (Three Different Ones) (1977)
  7. Echoes (1971)
  8. Time / Breathe (reprise) (1973)
  9. The Great Gig In The Sky (1973)
  10. Wish You Were Here (1975)
  11. One Of These Days (I'm gonna cut you into little pieces) (1971)
  12. Nobody Home (1979)
  13. Us And Them (1973)
  14. The Happiest Days Of Our Lives (1979)
  15. Another Brick In The Wall (part II) (1979)
  16. Comfortably Numb (1979)

(Brit Floyd: "The Pink Floyd Tribute Show", live in Liverpool, 2011)



Anmerkung: Dieses Konzert ist Gänsehaut pur für jeden Pink-Floyd-Fan. Als besonderes Schmankerl haben die Recken dieser Band es tatsächlich fertiggebracht, zum Song "Another Brick In The Wall" tatsächlich eine Gruppe von Kindern in britischen Schuluniformen auf die Bühne zu stellen, die voller Enthusiasmus die Zeilen schmettern: "We don't need no education / We don't need no thought control / No dark sarcasm in the classroom / Teachers, leave the kids alone".

Montag, 3. Oktober 2016

Der Pastor und der Nazi: Freiheit über alles


Eigentlich hatte ich geplant, anlässlich des heutigen Tages der Annexion der DDR exemplarisch einen kleinen Text zu schreiben, der sich mit den jüngsten Aktivitäten des Bundespräsipredigers Gauck befasst, der sich bekannter und gelogener Maßen nach wie vor als DDR-"Widerstandskämpfer" feiern lässt. Nun ist mir Thorsten aber schon zuvorgekommen und hat alles Notwendige dazu geschrieben. Ein Auszug:

Der Gipfel der Perversion wurde aber jetzt in Barby Jar erreicht, wo der Bundes-Selbstdarsteller an der Seite des Swoboda-Nazis Andrej Parubij den Opfern des Massakers an ukrainischen Juden vor 75 Jahren gedachte. / Was für eine üble Realsatire: Ein Nazi, ein Angehöriger jener Partei, die sich in der Tradition der Bandera-Bande sieht, die damals mit jenen Schlächtern, die für dieses Massaker verantwortlich war, kollaborierte bzw. tatkräftig dabei half (viele SS-Angehörige dort waren Ukrainer), und [welche] diese Leute als "Helden" verehrt, ist bei so einer Gedenk-Veranstaltung dabei! Welche Verhöhnung der Opfer! Und ein deutscher Bundespräsident stellt sich noch daneben und lässt sich mit dem fotografieren.

So ist das eben in diesem korrupten System: Wer im Kapitalinteresse handelt, gehört automatisch zu den "Guten" - ganz egal, ob es sich um Nazis (Swoboda), Terroristen ("gemäßigte Rebellen") oder auch eine feudalistische Gewaltherrschaft (Saudi Arabien) handelt. Der Pastor ist zur Stelle, schwingt wahlweise scheinheilige Betroffenheits- oder dämliche Freiheitsreden und wird wohlwollend und kritiklos von der Systempresse begleitet.

Zum 3. Oktober bleibt nun noch die mantraartig beschworene "Freiheit", die tatsächlich nichts weiter als ein weiterer Begriff des neoliberalen Neusprechs ist: Auch in der ehemaligen, rechtswidrig von der BRD annektierten DDR gab es keine so überbordende und stetig zunehmende staatliche Überwachung wie das heute der Fall ist, und die vielgerühmte "Reisefreiheit" gibt es selbstverständlich nur gegen Bezahlung: Wer sich das Reisen nicht leisten kann - und das sind immer größere Anteile der zwangsverarmten, ausgebeuteten Bevölkerung - muss weiterhin brav zuhause bleiben.

Die kapitalistische "Freiheit" endet freilich unverzüglich, falls ein Mensch obdachlos wird: Die "Freiheit", sein Lager unter der Brücke, im Wald oder sonstwo aufzuschlagen, existiert in diesem System selbstredend nicht. Wer das tut bzw. tun muss, wird sofort polizeilich oder "ordnungsamtlich" verfolgt und kriminalisiert, sobald er entdeckt bzw. denunziert wird. Es darf schließlich nicht sein, dass jemand einfach so existiert, ohne dafür zu bezahlen.

Wenn heute wieder überall die lächerlichen schwarz-rot-uringelben Fahnen geschwenkt werden, sollte man das zum Anlass nehmen, eindringlich darüber nachzudenken, welche wahrlich historische, in absehbarer Zeit nicht mehr wiederkehrende Chance in der ehemaligen DDR und im gesamten Osteuropa vertan wurde.

---

Die Stille nach dem Schuss



(Spielfilm von Volker Schlöndorff aus dem Jahr 2000. - Mit aktiviertem VPN lässt sich das Video auch hier abspielen.)