Freitag, 23. Dezember 2016

Besinnliches Weihnachtsliedchen des Tages: Nemesis




(Arch Enemy: "Nemesis", aus dem Album "Doomsday Machine", 2005)

We walk this earth
With fire in our hands
Eye for an eye
We are Nemesis

We are with you
Countless vicious souls
Fight! - Fighting for freedom
United we stand, we stand!

We are legion - voice of anarchy
This is revolution - creating new disorder
We are enemy - opponents of the system
Crushing hypocrisy - slaying the philistine

One for all, all for one
We are strong, we are one
One for all, all for one
We are one - Nemesis!

A malicious fever burns
In our hearts, in our veins
Your blood, my blood
All blood runs the same - the same!

One for all, all for one
We are strong, we are one
One for all, all for one
We are one - Nemesis!


Mittwoch, 21. Dezember 2016

Dazu möchte ich nichts schreiben


Nein, ich möchte zu dem Unfall / Amoklauf / Anschlag in der ostdeutschen Provinz nichts schreiben. Nachdem ich einige Berichte dazu gelesen habe, steht fest, dass niemand etwas Genaueres weiß und die Terrorhysterie trotzdem auf Hochtouren läuft, bis sie rot glüht. Inzwischen geht "man" sogar davon aus, dass der "IS" dahinter steckt - wenn man allerdings etwas genauer nachforscht, beruht diese "Meldung" lediglich auf irgendeiner ominösen Veröffentlichung im Internet, in der genau dies von irgendwem behauptet wird. Das muss reichen, damit der deutsche Qualitätsjournalismus, dem "Fake News" kurz zuvor noch ein so dringliches Anliegen waren, das übernimmt und munter verbreitet. Wenn es im Netz steht, muss es ja wohl stimmen ... zumindest in diesem nützlichen Fall.

Wie immer ließen auch die politischen Betroffenheitsmaskeraden nicht lange auf sich warten, die in ihrer Widerwärtigkeit kaum zu überbieten sind - diesen halbseidenen Sprechpuppen möchte ich ihr dämliches Geseiere gleich wieder zurück in den korrupten Schlund stopfen, bis sie daran endlich ersticken. - Nein, ich möchte dazu nichts schreiben.

Selbstverständlich dürfen auch die erwartbaren Ekelpakete nicht fehlen, die sofort aus dem Dickicht springen und "Verschärfung", "Asylmissbrauch", "Flüchtlingsstopp" und "mehr Überwachung" skandieren. Es können sich nur noch gehirnlose Menschen darüber wundern, dass die üble AfD in diesem braunen Reigen, wie gewohnt, rechts von der CSU überholt wird. Wenn überall im Land Staatsschergen mit Maschinenpistolen herumstehen, weil ein Bekloppter oder Kranker einen LKW geklaut und Menschen überfahren hat, fühle ich mich so ungemein sicher, dass mir die Worte fehlen. Ich möchte nichts dazu schreiben.

Ich möchte ebenfalls nichts dazu schreiben, dass die Sachlage natürlich eine völlig andere ist, wenn beispielsweise ein Deutscher in Afghanistan ein blutiges Massaker anrichtet - ein solcher soldatischer Held wird hierzulande gerne mal vom Oberst zum General befördert, während die korrupte Bande ganz und gar nicht "betroffen" ist und selbstredend auch keine Konsequenzen fordert.

Die medial und politisch verbreitete Hysterie geht mir so dermaßen auf den Sack, dass ich ums Verrecken nichts dazu schreiben möchte.

Der beste Kommentar dazu stammt wieder einmal aus der Redaktion der Titanic, die unter dem Titel "Darauf einen Glühwein" schlicht meint:


(Bild: Titanic)

Mehr gibt es dazu derzeit nicht zu sagen.

Montag, 19. Dezember 2016

Untergangszeit in der Qualitätspresse: Dagegen ist Aleppo Disneyland


Manchmal bin ich nicht so ganz sicher, ob unsere hochverehrten, durch Zwangsgebühren finanzierten Qualitätsmedien nicht doch einem heimlichen Satireauftrag folgen; aber solange ich noch nicht bemerkt habe, dass irgendwelche Journalistenclowns mit einer Karnevalströte in der bemalten Fratze hinterm nächsten Busch hervorspringen und "Ätsch, wir haben dich verarscht!" brüllen, nehme ich den Quatsch der hochbezahlten Damen und Herren noch immer für bare Münze.

Beim WDR bin ich wieder einmal fündig geworden und habe einen Bericht gelesen, der mich einmal mehr daran zweifeln lässt, ob ich mich nicht doch in einer gescripteten Comedyshow von RTL befinde. Dort war unter der flehentlichen Überschrift "Anwohner verzweifelt über Raser in Wohngebieten" zu lesen:

Das Landschaftsschutzgebiet direkt vor der Tür, ruhige Lage. Ideal für die Kinder, hatte sich Familie [XXX] gedacht, als sie vor sechs Jahren in eine Spielstraße in Herdecke zog. Im Wohngebiet ist Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben. Eine Messung der Stadt Herdecke im Sommer 2015 aber ergab, dass die Autos hier durchschnittlich 25 km/h fahren. Seitdem sei nichts passiert, so Familie [XXX]. / Morgens und am Nachmittag sei es besonders schlimm, erzählen die [XXXs]. Die sechs und acht Jahre alten Söhne bringen die Eltern jeden Tag zur wenige Gehminuten entfernten Grundschule. Die Jungs auf der Spielstraße spielen lassen - das passiert nur ganz selten und nur unter elterlicher Aufsicht.

Sapperlot! Das muss doch Satire sein, oder? Kann es wirklich sein, dass die Lokalredaktion des WDR hier allen Ernstes darüber berichtet, dass irgendwelche noch gutsituierten Mittelschichtseltern sich bitterlich darüber beklagen, dass unverantwortliche Kriminelle ihre Fahrzeuge mit "im Schnitt 25 km/h" durch "ihre" Wohnstraße steuern, anstatt brav Schrittgeschwindigkeit zu fahren? Sind jetzt nicht mehr nur Lokalredakteure, sondern gleich ganze Bevölkerungsschichten völlig verrückt geworden? Wen schert es da noch, dass die allermeisten Kinder in dieser Gruselrepublik nicht in einer "Spielstraße" aufwachsen dürfen, wenn die vermeintlich Privilegierten sich schon nicht mehr trauen, ihre sechs und acht Jahre alten (!!!) Kinder dem grausigen Horror einer im rasenden Tempo von 25 km/h marodierenden Mörderbande auszusetzen? Eine schlimmere, todbringendere Straße für Kinder als diese kann es in Deutschland wohl gar nicht geben, wenn man dem WDR folgt:


Die Todesstraße in Alepp..., äh, Herdecke

Und die Anwohner (wohlgemerkt: laut dem WDR offenbar nur die Männer - weshalb auch immer) sind verzweifelt! VERZWEIFELT! Dagegen ist Aleppo wohl Disneyland. Was sind das für Menschen, die ihren Kindern nicht mehr beibringen können oder wollen, sich auf der Straße aufmerksam zu verhalten? Und was sind das für RedakteurInnen oder PraktikantInnen, die über einen solchen infantilen Unfug allen Ernstes - und nicht erst am 1. April - berichten? Könnte es ein noch deutlicheres Indiz dafür geben, dass das kapitalistische Klassensystem unweigerlich und ohne jede Ausweichmöglichkeit in den völligen Irrsinn führt?

Ich hätte große Lust, in meiner alten Karre mit mindestens 30 km/h (subversiv, wie ich bin) durch diese Straße zu rasen, dabei wild zu rauchen, genüsslich ein Mettbrötchen zu essen und laut Iron Maiden zu hören. Man wird ja sehr, sehr, SEHR bescheiden, was den Protest betrifft, wenn der Wahnsinn zur Normalität geworden ist.

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P.S.: Dem für diesen kafkaesken Bericht verantwortlichen WDR-Menschen sei geraten, sich noch ein kleinwenig intensiver mit Sprachwissenschaft und Schreibkunst zu befassen - es mutet doch ein wenig seltsam an, wenn sich der Text so liest, als würden die Eltern von den Kindern zur Schule gebracht. - Solche Feinheiten interessieren heute aber wohl niemanden mehr.