Montag, 20. Februar 2017

Kriegskonferenz: Aufrüsten für den Frieden


Mein Lieblings-Schlips-Borg aus den öffentlich-rechtlichen Propagandaanstalten, Christian Thiels, hat wieder einmal zugeschlagen und einen obrigkeitshörigen Text zur Kriegskonferenz in München, die er brav mit dem Orwell'schem Neusprechbegriff "Sicherheitskonferenz" belegt, erbrochen.


(Christian Thiels vom SWR, Screenshot von tagesschau.de)

Selbstverständlich darf man diesen Blödsinn nicht lesen, wenn man sich informieren möchte – jedenfalls dann, wenn das Informationsinteresse vornehmlich der gesellschaftlichen oder gar sozialen Sicherheit und damit der Kriegsvermeidung gilt. Hier werden lediglich kapitalistische Strategien erörtert, die nichts mit den betroffenen Menschen, dafür aber umso mehr mit den Profiten der habgierigen "Elite" zu tun haben.

Es versteht sich von selbst, dass ein Schlips-Borg wie Thiels gleich zu Beginn auf die "arische Herkunft" des nächsten US-Präsidenten hinweist, die inhaltlich völlig sinnfrei ist und die Trump zudem auch gar nicht zu "schätzen" weiß, was einer dumpfen Hohlbirne wie Schlips-Christian allerdings so gar nicht einleuchten will. Überhaupt dreht sich dieses Pamphlet in erster Linie um Trump und nur am Rande um die widerwärtige Zusammenkunft von profitgeilen Lobbyisten, Politikern und Pseudowissenschaftlern, die alljährlich in München die Kriegsstrategien des kapitalistischen Blocks "diskutieren". Das Fazit dieses unsäglichen Textes zu einem ebenso unsäglichen Thema überrascht also nicht weiter:

Ohne militärische Stärke kein Frieden / So sieht das auch Wolfgang Ischinger [der "Leiter" der Kriegskonferenz]: "Wenn wir unsere militärische Leistungsfähigkeit massiv verstärken würden (...), dann würden wir nicht nur Respekt in Washington ernten, sondern auch in Moskau und andernorts." Das stärke auch die Position Europas bei der Lösung von Konflikten. Ohne ein leistungsfähiges Militär dürfe man sich nicht wundern, so Ischinger, "wenn wir am Friedensverhandlungstisch dann nicht eingeladen werden. Und so ist die Lage leider im Augenblick."

Da schrillen die Ohren und da dreht sich das heftig blinkende Fragezeichen wild über dem Kopf: "Wir" müssen uns also bis an die Zähne bewaffnen, Bomben schmeißen und Mördertruppen in alle Welt schicken, damit "wir" zum "Friedensverhandlungstisch" eingeladen werden? Bin ich denn der einzige, dem angesichts dieser entwaffnend dämlichen Kindergartenlyrik aus dem frühen 20. Jahrhundert der Schädel zerspringt? Geht es hier nicht in erster Linie um Profite für die Rüstungsindustrie, die "Sicherung" kapitalistischer Ausbeutung und die Vorherrschaft des "freiheitlich-demokratischen" Westens über den Rest der Welt – also, anders gesagt, um den ewig gleichen Imperialismus?

"Nein!", beschwichtigt der seriöse Schlips-Kasper vom SWR den geneigten Propagandakonsumenten, während er noch immer sehr devot die Aktentasche seines Profs aus dem Grundstudium der Betriebswirtschaftslehre trägt. Alles ist gut. Der "Westen" will Frieden, Freiheit, Demokratie – und der Rest der Welt will selbstredend Krieg, Unfreiheit und Diktatur. Deshalb sind die "Sicherheitskonferenz" und die Ausbeutungskriege eine alternativlose Veranstaltung, die einzig dem Wohl der gesamten Menschheit dienen. – An dieser Stelle muss eigentlich selbst dem aalglatten Thiels in seiner übelriechenden Enddarmwohnung der allzu kleine Schädel platzen und ein heilloses, blutiges Fiasko hinterlassen, sofern er kein Roboter ist.

Ich sehe kein Blut. – Er ist ein Roboter ...

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Il faut cultiver notre jardin!


"Man muss sein Gärtlein hegen!" (Voltaire, in: "Candide")

(Zeichnung von Helmut Beyer [1908-1962], in: "Der Simpl", Nr. 7 vom Mai 1947)

3 Kommentare:

Troptard hat gesagt…

@Charlie,

"..., wenn wir am Friedensverhandlungstisch dann nicht eingeladen werden." (Friedensstifter Ischinger)

So geht das eben auch nicht! Anderen die Drecksarbeit überlassen und dann mit am Tisch sitzen wollen, um sich an der Kriegsbeute zu beteiligen.
Selbstverständlich will das Kapital nur friedlich vor sich hin akkumulieren, stösst dabei aber zunehmend auf die Konkurrenz anderer Kapitale, die das auch nur wollen.

Und so wird das Kapital dann doch irgendwann "einsichtig und erkennt", dass ökonomische Potenz allein nicht ausreicht, sondern dass es entsprechende (militärische) Machtmittel braucht, um den eigenen Willen gegen andere durchzusetzen, davon zu überzeugen, dass nationale Sonderinteressen einen unfreundlichen Akt gegen das Recht auf freien Handel, Kapital- und Personenverkehr darstellen.

An der deutschen Öffentlichkeit wohl weitgehend vorbei,dass die Bundeswehr in Teilen der EU bereits das Oberkommando über fremde Heeresteile übernommen hat und erfolgreich die lasergestützte Aufrüstung von Krieggerät getestet hat und betreibt.

"Krieg führen"

Berliner Experten dringen nicht nur auf einen raschen Ausbau der europäischen Militär- und Rüstungskoperation, sondern erinnern gleichzeitig daran, dass dies nicht ausreicht, um die EU auf globaler Ebene kriegsfähig zu machen. Es sei "klar, dass wir versuchen müssen, Russland abzuschrecken", äußert etwa Svenja Sinjen von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP): "Wir müssen in der Lage sein, einen entsprechenden Krieg führen zu können". Dazu müsse man allerdings auch innere Widerstände gegen die Militarisierung der EU aushebeln: "Der Bevölkerung die Notwendigkeit einer Aufrüstung zu erklären, halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben der politischen Führung der nächsten Zeit."


Das alles ist zu lesen bei: german-foreign-policy.com

Liebe Grüsse





Martin Däniken hat gesagt…

Erstmal das bestehende Material zu laufen bringen,hahaha!
Dann den Spagat hinkriegen,das Klassichekriegsführung nichts mit Asymmetrischeterrorbekämpfungskriegsführung zutun hat,es doch zusammen gehen muss!
Da sehe ich schon vor meinem geistigen Auge wunderbare Plakataktion und Spots der Bw im Netz...
Schweineteuer und ineffizient-
den üblichen Murks halt
Und teure Experten erzählen ausgewählten Kreisen wo die nächste Bedrohung herkommt...
Und irgenswo kratzen Frauen und Kinder ab...
Für was???

Charlie hat gesagt…

@ Troptard: Danke für die Ergänzung, die mit dem passenden Link zum German-Foreign-Policy-Artikel noch etwas hilfreicher gewesen wäre. ;-)

Aber sei's drum: Es ist ja ohnehin so, dass die ausufernde Re-Militarisierung Deutschlands schon seit langem ausgiebig und umfassend dokumentiert und kritisiert wird. Wer das wissen möchte, kann es also auch problemlos wissen - selbst wenn die Massenmedien ihrem Informationsauftrag hier höchst unzulänglich und noch dazu äußerst tendenziös nachkommen. Ein solches Beispiel habe ich hier angeführt - das war das Ziel dieses kleinen Postings.

Trotzdem ist es natürlich sehr sinnvoll, weitere Aspekte zu erwähnen und dabei insbesondere die "systemische Logik", die hinter alledem steckt, klar zu benennen. Wenn ich mir beispielsweise das Zitat von dieser Frau Sinjen durchlese, das Du gepostet hast, wird mir regelrecht schlecht und ich wünsche mir, irgendjemand würde diese Dame in eine Uniform stecken und an die Front schicken. Dort könnte sie sich dann höchstpersönlich von der "Notwendigkeit" des Mordens und Ermordet-Werdens für elitäre Kapitalinteressen überzeugen. Dasselbe gilt freilich gleichermaßen für alle anderen Apologeten des Krieges aus der Politik, den Medien und der Bevölkerung.

Liebe Grüße!