Samstag, 29. Juli 2017

Bayern und die faschistische Reinigung


Politisch interessierte Menschen haben das gewiss mitbekommen: Ab August können in Bayern sogenannte Gefährder unbegrenzt interniert werden; lediglich alle drei Monate muss mal ein Richter gefragt werden, ob hier auch wirklich alles mit "rechten Dingen" zugeht. Rechtsstaatlicher geht es kaum - schließlich ist ein "Gefährder" stets der, dem genau dies von irgendwelchen ominösen Staatsschergen unterstellt wird: Treffen kann es also jeden Menschen, der sich gerade in diesem zerfallenden, kapitalistisch verseuchten Land aufhält.

Ich beispielsweise bin prädestiniert zum Gefährder, denn ich spreche mich seit langer Zeit dafür aus, den Geld-"Eliten" ihre Superreichtümer und schamlosen Privilegien endlich wegzunehmen – in Bayern gehöre ich damit zu den potenziellen Terroristen, die man nun endlich auch ohne ein Gerichtsurteil unbegrenzt wegsperren kann. Woran erinnert mich diese menschenfeindliche Farce, die aufgeklärte Menschen allenfalls in bösen Unrechtsstaaten vermuten, bloß?

Aber die CSU klärt uns auf:

Um Terrorismus scheint es Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) tatsächlich nicht zu gehen. "Die Bürgerrechte werden von Extremisten und Chaoten bedroht, nicht vom Staat", behauptete Herrmann während der Debatte im Landtag. Das Wort "Terror" kommt auch in der Pressemitteilung des bayerischen Innenministeriums zur Ausweitung der Befugnisse der Landespolizei "zur Abwehr von Sicherheitsgefahren" nicht ein einziges Mal vor. Dort wird allerdings betont, was Herrmann besonders wichtig sei. Nämlich, "die Bürger noch besser vor hochgefährlichen Menschen zu schützen, seien es beispielsweise Islamisten, Linksextreme oder Rechtsextreme." Die Notwendigkeit habe der G-20-Gipfel in Hamburg gezeigt.

Yeah. Die korrupten Schlips-Borg bemühen tatsächlich das lächerliche Szenario "Hamburg" der ungestümen Polizeigewalt, um ihren widerlichen Anschlag auf die gern zitierte Chimäre der "freiheitlichen Demokratie" zu legitimieren, während doch jeder klar sehen kann, dass die tatsächlich "hochgefährlichen Menschen" Schlipse, aber keine Gehirne tragen und von willigen, devoten, ebenso uniformierten und gehirnlosen Vasallen in politischen Ämtern arschleckend unterstützt werden.

Es ist ja schon ein nicht mehr steigerbarer Witz, wenn ausgerechnet die rechtsextreme CSU sich anklagend über Rechtsextremismus auslässt – aber dass gerade diese Partei – unter tatkräftiger Mithilfe der SPD und der Braunen Grünen – nun dieses Polizei-Ermächtigungsgesetz auf den Weg gebracht hat, kann nur einen strikten Satireverweigerer noch erstaunen. Da erklingt sogar ein böses, faschistisches, heiseres Lachen aus den verwesenden Tiefen der Gruft des Chaoten Franz Josef Strauß.

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Ob Nazi oder nicht, auch der letzte Wähler wird von der CSU herausgefischt

(Zeichnung von Max Radler [1904-1971], in: "Der Simpl", Nr. 8 vom April 1948)

Freitag, 28. Juli 2017

Song des Tages: Lost in the Supermarket




(The Clash: "Lost in the Supermarket", aus dem Album "London Calling", 1979)

I'm all lost in the supermarket
I can no longer shop happily
I came in here for that special offer
A guaranteed personality

I wasn't born so much as I fell out
Nobody seemed to notice me
We had a hedge back home in the suburbs
Over which I never could see

I heard the people who lived on the ceiling
Scream and fight most scarily
Hearing that noise was my first ever feeling
That's how it's been all around me

I'm all lost in the supermarket
I can no longer shop happily
I came in here for that special offer
A guaranteed personality

I'm all tuned in, I see all the programmes
I save coupons from packets of tea
I've got my giant hit discoteque album
I empty a bottle and I feel a bit free

The kids in the halls and the pipes in the walls
Make me noises for company
Long distance callers make long distance calls
And the silence makes me lonely

I'm all lost in the supermarket
I can no longer shop happily
I came in here for that special offer
A guaranteed personality

And it's not here
It disappeared
I'm all lost


Donnerstag, 27. Juli 2017

Der redundante Einwurf (7): Die kernlosen Trauben


Der Kapitalismus bringt ja so manche bizarre Entwicklung auf den Weg. Eigentlich sind die allermeisten nichts weiter als eine Pervertierung der eigentlich sinnvollen und notwendigen Ziele, die unter anderem mit Begriffen wie Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Gemeinwohlorientierung oder auch Sinnhaftigkeit nur sehr verkürzt beschrieben sind. Beispielsweise ist jedes uralte Auto, das auch nach 20 Jahren noch gefahren wird, weitaus energieeffizienter, ressourcenschonender und ökologisch sinnvoller als jedes neu produzierte, ach so "saubere" Vehikel (einschließlich jedes E-Autos) – aber dazu schreibe ich später vielleicht noch mehr, falls ich dazu komme. Das gilt für fast alle Produkte unserer heutigen grotesken Welt, die wie von Sinnen unablässig neu produziert und verkauft werden, während "Altgeräte" millionen-, gar milliardenfach in den Müll geschmissen werden, anstatt sie zu reparieren und weiterzuverwenden.

Aktuell ist mir im Supermarkt jedenfalls wieder einmal aufgefallen, dass dort – für einen um fast 50 Prozent höheren Preis – kernlose Trauben angeboten werden, die offenbar im Gegensatz zu kernhaltigen Trauben weitaus besser zu genießen und somit ein "Luxusprodukt" sind, denn sonst gäbe es diese gezielt gezüchtete Frucht ja gar nicht. Es mag nun einjede/r selbst entscheiden, wie sinnvoll es ist, nicht reproduktionsfähige Früchte zu "designen" – mir jedenfalls kommt dabei regelmäßig die kalte Kotze hoch und ich frage mich, ob ich denn der einzige bin, dem diese Perversion auffällt. Der Mist wird trotzdem besinnungslos gekauft – so als sei es wirklich eine nicht hinnehmbare Geißelung durch die Natur, die kleinen Traubenkerne beim Verzehr entweder mit herunterzuschlucken oder während des Essens durch bedachte Kauvorgänge einfach auszuspucken.

Es wäre wohl eine richtig gute Idee für irgendeinen menschenfeindlichen, profitgierigen Konzern wie beispielsweise Monsanto, sich die Kreierung des endlich nicht mehr reproduktionsfähigen Menschen patentieren zu lassen: Damit ließe sich zunächst sehr viel Geld verdienen und gleichzeitig die Überbevölkerung dieses Planeten in den Griff bekommen – und das in einer Weise, die den "Eliten" sehr gelegen käme, da sich nur noch finanzkräftige Menschen fortpflanzen könnten. Damit wäre die kapitalistische Hölle auf Erden in ihrem Endstadium angelangt: Die noch notwendige Arbeit wird zukünftig von Robotern erledigt und die "Elite" hockt in ihren Villen und Palästen und genießt das schöne, arbeitslose, sehr lange und immer länger werdende Leben, ohne auf weiteren Profit angewiesen zu sein, da sie längst den kompletten Planeten besitzt. Den Pöbel – also die 99 Prozent der restlichen Menschen – braucht man dann allenfalls noch als Organspender, solange das noch nicht im Labor möglich ist. Danach wird selbstredend auch dieser Rest entsorgt.

Die kernlosen Trauben sowie das Monsanto-Getreide, das kein Saatgut mehr hervorbringt, sind ein weiterer Schritt auf einem schaurigen Weg, der noch vor 30 Jahren ein Thema der Science-Fiction-Literatur gewesen ist. Ich erinnere in diesem Zusammenhang dringlich an den Roman "Der genetische Krieg" von Christof Schade aus dem Jahr 1985. Dort wurde das heute aktuelle Szenario schon ausführlich beschrieben.

Das kapitalistische Todeskarussell wird sich trotzdem unbeirrt weiterdrehen und an Fahrt aufnehmen. Das ist so sicher wie der Duktus des Merkelmonsters und die Besinnungslosigkeit der Bevölkerung.

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UPDATE 29.07.17: "Warum aber gibt es Trauben, die keine Kerne, also keine Samen enthalten? Eigentlich dürften die sich ja gar nicht vermehren lassen. / (...) In freier Wildbahn wäre diese Mutante mangels Nachwuchs schnell untergegangen. Aber der Mensch hat ihre Reiser auf andere Weinstöcke gepfropft und bis heute weiterkultiviert." (Deutschlandfunk) – Ich lerne nie aus und halte dennoch vieles für pervers und verwerflich, was heute von vielen nicht mehr in Frage gestellt wird. ;-)

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The Seedless Watermelon


(warandpeas.com)

Mittwoch, 26. Juli 2017

Zitat des Tages: Die Entwicklung der Menschheit


Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übriglässt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
dass Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.



(Erich Kästner [1899-1974]: "Die Entwicklung der Menschheit", in: "Gesang zwischen den Stühlen. Gedichte", mit Zeichnungen von Erich Ohser alias e.o. plauen, Deutsche Verlags-Anstalt 1932)




Dienstag, 25. Juli 2017

Die Linkspartei und die "Realpolitik", Folge 248


Diesmal: LINKE Klimawandelignoranten in seriöser Regierungsverantwortung

Ein Gastbeitrag des Altautonomen

Im Wahlprogramm der Linkspartei für die Bundestagswahl 2017 heißt es unter anderem:

  • Raus aus der Kohle, Übergänge gerecht gestalten: Wir wollen einen zügigen und sozial abgefederten Ausstieg aus der Kohlestromversorgung.
  • DIE LINKE fordert ein nationales Kohleausstiegsgesetz mit folgenden Eckpunkten: Der schrittweise Kohleausstieg beginnt 2018. Spätestens 2035 muss der letzte Kohlemeiler vom Netz gehen.
  • Um Menschen und Klima zu schützen, brauchen wir endlich auch Tempolimits: 120 km/h auf Autobahnen und eine Regelgeschwindigkeit von 30 km/h in Ortschaften.
  • Der CO2-Grenzwert für Neuwagen in Europa soll ab 2025 deutlich unter 60 Gramm betragen.

Mit diesen Aussagen stellen die WahlkämpferInnen der Linkspartei sogar die Grünen in den Schatten, in deren Programm derartige Werte gar nicht erwähnt werden. Aber, wie wir wissen, sind Wahlprogramme und Realpolitik oft einander diametral entgegenstehende Werte.

Um der oft erhobenen Behauptung, Länderregierungen könnten keine Bundespolitik beeinflussen, den Wind aus den Segeln zu nehmen, zitiere ich hier aus dem vorangegangenen Wahlprogramm der Brandenburgischen Linkspartei aus dem Jahr 2014 für die derzeitige Legislaturperiode mit dem Ministerpräsidenten Ramelow:

Unsere Energiepolitik verbindet Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit, Preisstabilität und Akzeptanz und Beteiligung für Energieerzeugung und -infrastruktur im Land. (...) / Unser Ziel ist es, dass spätestens ab 2040 keine Braunkohle mehr verstromt wird. Den Neubau von Braunkohlenkraftwerken lehnen wir ab. Wir setzen uns deshalb dafür ein, im Rahmen der Evaluierung der Energiestrategie im Jahre 2015 das begonnene Braunkohlenplanverfahren für den Tagebau Jänschwalde-Nord einzustellen. Den Neuaufschluss weiterer Tagebaue lehnen wir ab.

Wie sieht die Umsetzung dieser klimapolitischen Ziele in Brandenburg aus?

Nun, dazu reicht ein Blick ins "Neue Deutschland". Dort berichtete Andreas Fritsche am 17.07.17 von einem weiteren Beispiel des realpolitischen Verrats linker Regierungskoalitionen. Sie sind nämlich einen Dreck an menschenfreundlicher Klimapolitik interessiert, dafür aber sehr am Wohlergehen der Energiekonzerne. Ich fasse das mal zusammen:

Brandenburg, das Vorzeigeland für Stromerzeugung durch Braunkohle?

Bislang war geplant, den energiebedingten Ausstoß von Kohlendioxyd um 72% im Vergleich zu 1990 zu senken. Das hört sich erst mal gut an. In der rot-rot-grünen Regierung stimmt man sich aber momentan darüber ab, den Ausstoß nur um 55% zu senken. Außerdem soll das Braunkohlekraftwerk Jänischwalde länger laufen als vorgesehen. So hatte es der Betreiber, die Lausitzer Energie-Kraftwerke AG (LEK), Herrn Ramelow mitgeteilt. Und der weiß ja schon aus seinen Gewerkschaftertagen, was er zu tun hat, wenn das Kapital Forderungen stellt.

Als Randnotiz sei zu erwähnen, dass die LEK plante, ein neues Braunkohlekraftwerk mit spezieller Speicherkapazität für CO2 zu bauen. Sie haben diesen Plan aber wieder fallen lassen. In den kommenden Monaten wird die Strukturkommission der Bundesregierung den Ausstieg aus der Energiegewinnung aus dem Braunkohletagebau beraten.

Hier stellt sich die Ramelow-Regierung eindeutig gegen die Politik des Bundes und die Interessen der Menschen und der Natur, deren Anwalt sie ja angeblich sei.

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UPDATE 25.07.17: Leider ist sowohl dem Gastautor, als auch dem sich die Haare raufenden Kapitän hier ein peinlicher, böser Fehler unterlaufen: Ramelow hat mit Brandenburg natürlich nichts zu tun, sondern setzt sein pseudolinkes Zerstörungswerk stattdessen in Thüringen (oder war's doch das Saarland?) fort. In solchen Momenten zweifle ich an mir selber und könnte mir einen blinkenden Eselshut an die Stirn nageln. – Dennoch ändert sich der Grundtenor des Textes und meines nachfolgenden Kommentars dazu nicht, denn die Linkspartei ist nur ein weiterer Akteur im verfilzten Spiel der korrupten Demokratiesimulation.

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Anmerkung von Charlie: Der Titel dieses Beitrages stammt von mir. Ich könnte mich jedesmal wieder schreiend aus dem Fenster stürzen, wenn jemand den Nonsens-Begriff "Realpolitik" benutzt. Damit meine ich nicht den Altautonomen, der das Wort ja eher in satirischer bzw. anklagender Form verwendet, sondern all die Apologeten (auch mein besonderer Freund Lapuente ist natürlich darunter), die damit den üblichen politischen Verrat und die um sich greifende Korruption kaschieren wollen – so als gebe es im Gegenzug auch so etwas wie eine "Fiktivpolitik" oder eine "irreale Politik". Kapitalistische Menschenfeinde beschimpfen diese – ebenso irrsinnig – auch sehr gerne als "Sozialromantik".

Ich traue den Figuren aus der Linkspartei nicht einen Meter weit über den Weg. In einem verfaulten, verkommenen System kann es schon aus rein logischen Gründen keine Veränderung "von innen" geben; die inzwischen ganze Seiten füllenden Beispiele von korrumpierten, "umfallenden" und rückwärtsgewandten Aktionen aus der SPD, den Grünen und selbstredend auch der Linkspartei sollten eigentlich auch den letzten Gläubigen längst bekehrt haben. Eigentlich.

Und dennoch schwadronieren Politik, Presse und allzuviele BürgerInnen immer noch wie von Sinnen über die "freiheitliche Demokratie", als stünden sie allesamt unter bewusstseinsvernebelnden, verdummenden Drogen. An diesem epidemischen Veitstanz beteilige ich mich nicht mehr.

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Der Reichstag und seine Auflösung


"Eigentlich sollte man die Urne nicht zum Wählen benützen, sondern gleich zur Beisetzung."

(Zeichnung von Thomas Theodor Heine [1867-1948], in "Simplicissimus", Heft 27 vom 02.10.1932)

Montag, 24. Juli 2017

Die Grünen und die "Gefährdung der 'blonden Rasse'"


Für einige Interessierte dürfte der nachfolgend verlinkte Text keine Neuigkeit mehr darstellen, da er bereits im konkret-Magazin Nr. 7 in Printform veröffentlicht wurde und auch im Blog des Autors Rainer Trampert seit einigen Tagen abrufbar ist – das macht ihn aber nicht weniger lesenswert. Trampert, der bekanntlich Mitbegründer der "Grünen" und mehrere Jahre "Sprecher des Bundesvorstandes" war, sich 1989 aber aus der zu dieser Zeit längst kapitalistisch korrumpierten Partei verabschiedete, lässt sich hier unter dem hübschen Titel "The Walking Dead" über den Abstieg der Grünen aus. Ich zitiere daraus einige Highlights:

Der Karrierewunsch fürs Kind verschmilzt mit der Verachtung von scheinbar nicht konkurrenzfähigen Kindern, rassistischem Missfallen und fehlender Empathie. Hort und Hüter aller Niederträchtigkeiten ist Boris Palmer, der grüne Oberbürgermeister in Tübingen. "Auch in Syrien gibt es Gebiete, die nicht im Krieg sind", sagt er. Er will dahin abschieben, die EU-Außengrenzen mit bewaffneten Truppen sichern und beruft sich auf grüne Professoren, die zu ihm kämen und sagten: "Ich habe zwei blonde Töchter, ich sorge mich, wenn jetzt 60 arabische Männer in 200 Meter Entfernung wohnen." So ähnlich hat das Naziblatt "Der Stürmer" die Gefährdung der "blonden Rasse" behandelt. (...)

Deutsche Geschichte ist für [Kretschmann] Ernst August von Hannover. Adlig zu sein, sagt Kretschmann, "ist eine Haltung, eine Sache des Herzens, des Charakters". Aus vollem Herzen überfielen Deutschordensritter die Pruzzen, und die ihnen nachfolgende Brut mordete für Adolf Hitler in Polen und der Sowjetunion. Der Adel dankt Kretschmann für das Vertrauen und verspricht ihm, so nachhaltig zu leben wie die Grünen, von der Kutsche bis zur Bahre. (...)

Dass die Grünen und die grünnahen Anstalten, die aus der Versöhnung mit dem System einen Beruf gemacht haben, sich gegenseitig Mut attestieren, hat mit ihrem Gewissen zu tun. Sie missionieren seit Jahrzehnten für ein rotgrünes Regierungsbündnis und fechten jetzt, aus Angst vor dem Draußensein, für die Allianz mit der Franz-Josef-Strauß-Nachfolge-Partei und jener, die den Sozialdarwinismus zum Lebenssinn erklärt. Um beliebige Koalitionsbereitschaft zu signalisieren und sich vor Vorwürfen zu schützen, haben die Grünen den Entwurf ihres Regierungsprogramms auf das reduziert, was die Arbeitsteilung ihnen lässt: "Erstens Öko, zweitens Öko, drittens Öko" ("Taz"). Die Grünen wollen den fossilen Verbrennungsmotor doch tatsächlich „mit ökologischen Leitplanken“ versehen, irgendwie und irgendwann. Angela Merkel, China und die Automobilwirtschaft werden ihnen da vermutlich zuvorkommen.

Ich hätte mir für diese Abrechnung mit der olivgrün lackierten FDP und ihren asozialen, kriegstreibenden und zutiefst menschenfeindlichen Adels-, Wirtschafts- und Kirchenschranzen zwar etwas mehr Tiefgang und vor allem Umfang gewünscht, aber in einem Print-Medium ist der Platz eben begrenzt. Zur Einordnung dieser widerwärtigen Partei in den auf Hochtouren laufenden kapitalistisch-faschistischen Untergangsreigen taugt der Text aber allemal.

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"So kam er nach Österreich!"



(Titelblatt des Nazi-Hetzblattes "Der Stürmer", wahrscheinlich um 1939; Textauszug: "So sahen sie alle aus, als sie vom Osten her nach Österreich kamen. Nichts nannten sie ihr Eigen, rein gar nichts. Aber bald schon änderte sich das. Sie steckten ihre krummen Nasen in alles; sie nisteten sich überall ein und es verging nur eine kurze Zeit, da waren sie die Herrscher. Ihr Endziel ist die Errichtung der jüdischen Weltherrschaft." – Diese Ausgabe gab es übrigens in identischer Form auch unter dem Titel "So kam er nach Deutschland!")

Anmerkung: Wer in diesen völlig sinnfreien, intelligenzfeindlichen "Stürmer"-Zeilen gewisse Parallelen zur heutigen Zeit – beileibe nicht nur, aber auch aus dem olivgrünen Umfeld – entdeckt, hat schon mehr verstanden als die komplette Mainstreampresse in diesem Land. Wie gut, dass es – zumindest vereinzelt – noch Stimmen wie die des Herrn Trampert gibt. Wer weiß schon, wie lange noch?