Samstag, 2. September 2017

Satire verboten: Die schönen Wahlplakate der kapitalistischen Mafia


Über Wahlplakate in dieser korrupten, kapitalistischen, pseudodemokratischen, geradezu irrsinnigen Welt ist schon sehr viel gesagt worden – zuletzt unter anderem von den Kollegen Epikur und Flatter. Dennoch hatte ich mir schon vor Wochen vorgenommen, einige dieser Bild und Schrift gewordenen Gehirnme­ta­s­ta­sen unserer kapitalistischen Radikalkriminellen von der CDU, CSU, SPD, den Grünen, der AfD und FDP mittels einer Grafiksoftware auf einen realistischen Stand zu bringen. Leider hat mich die Lektüre der "Nutzungsbedingungen" der CDU für diese Bilder von dieser Idee abgehalten, denn dort heißt es in einer sehr langen Liste unter vielem anderen in strengem Die-Misere-Duktus:

Die Dateien dürfen nicht für satirische oder diffamierende Zwecke verwendet werden. Missachtung wird zur Anzeige gebracht.

Das "Urheberrecht" am stumpfsinnigen Bullshit (hier findet man die Beispiele von der CDU – die übrigen Blockparteien stehen jenem intellektfeindlichen Quatsch aber wahrlich in nichts nach) ist hier offenkundig wichtiger als die Freiheit der Satire, die in einer Demokratie zwingend notwendige Kritik oder einfach der Spaß an der sichtlichen Dämlichkeit und grotesken Verlogenheit der ganzen Reklameveranstaltung.

Schade – ich hatte mich schon lange auf die grafische Arbeit gefreut und mir hunderte von hoffentlich witzigen Slogans zu dämlichen, retuschierten Fotos von dem Merkelmonster, dem Schulzzombie, dem hässlichen Aktenkofferträger Lindner, den "alternativen" Hakenkreuzanbetern und der olivgrünen Kirchenschranze mit Maschinengewehr Göring-Eichmann ausgedacht. Daraus wird nun leider nichts. Die bereits erstellten Grafiken "darf" ich hier nicht posten. Wenn es eines gibt, auf das ich momentan am wenigsten Lust habe, ist es eine lächerliche Urheberrechtsklage von Seiten der korrupten Mafiabande.

Ich habe nun stattdessen ein eigenes Werk erstellt, welches das Thema platt und direkt, aber – wie ich finde – einigermaßen treffend auf den Punkt bringt. Die widerlichen Visagen von Merkel, Schulz & Co. kann man sich leicht dazudenken:



Leider fallen all die absurden Plakate der übrigen Blockparteien der Kapitalistischen Einheitsfront damit unter den Tisch. Allerdings sprechen die meisten ohnehin für sich selbst – die Wahnsinnigen merken in ihrem abgeschotteten Paralleluniversum gar nicht mehr, dass sie hier kübelweise schenkelklopfende Realsatire in die Welt koten.

Bewirken wird das freilich alles nichts. Die Bekloppten in diesem Land wählen weiter die korrupte Bande oder stellen – wem soll's man verdenken – diese Tätigkeit sowieso gänzlich ein, und die kriminelle Bande macht einfach weiter wie bisher. Wieso sollte sie damit auch aufhören, wenn ihr niemand Einhalt gebietet?

Donnerstag, 31. August 2017

Song des Tages: Waiting For You To Die




(Lord of the Lost: "Waiting For You To Die", aus dem Album "Swan Songs II", 2017)



Anmerkung: Wer das Video nicht bis zum Schluss ansieht, verpasst den satirischen, sehr kapitalistischen Höhepunkt. So geht das abstruse Spiel, so ging es und so wird es auch weitergehen. – Es ist sicher nur ein Zufall, dass das Cover dieses Albums von schwarzen, roten und uringelben Farben dominiert wird.

Mittwoch, 30. August 2017

Der Gutachter


Medizinische Begutachtung im Rentenantragsverfahren

Ein Gastbeitrag des Altautonomen, basierend auf einem selbst miterlebten Gutachtertermin als Begleitperson

Nachdem mich das "Jobcenter" mittels Sanktionsandrohungen gezwungen hatte, einen Antrag auf Bewilligung der Erwerbsminderungsrente zu stellen, auf dass ich auch als sogenannter "Aufstocker" aus der offiziellen, gänzlich frisierten Statistik verschwinde und statt aus dem staatlichen Topf A zukünftig aus dem staatlichen Topf B meine dreißig Cent ausgezahlt bekomme, kam ich der Aufforderung, die eher einem militärischen Gestellungsbefehl glich, nach und bekam einige Zeit später die ebenfalls sanktionsbewehrte Vorladung der "Deutschen Rentenversicherung" zur "medizinischen Begutachtung".

Zur Erklärung: Die teilweise Erwerbsminderung wird festgestellt, wenn aufgrund von Behinderung oder Krankheit eine maximale Erwerbsfähigkeit ab drei und unter sechs Stunden pro Tag möglich ist und zwar nicht nur im erlernten Beruf, sondern in allen vorstellbaren Tätigkeiten. Sollten die drei Stunden Erwerbsfähigkeit pro Tag nicht mehr erreicht werden können, liegt die volle Erwerbsminderung vor.

Ich sollte mich also an einem Montagmorgen um 7:30 Uhr in einer über 40 km entfernten Arztpraxis zur gesundheitlichen Begutachtung vorstellen. Außer einem sauberen Schlübber brauchte ich nur meinen Personalausweis mitzubringen, den vor Ort allerdings niemand sehen wollte. Ich stellte mir mit gemischten Gefühlen also den Wecker auf 6:00 Uhr, duschte und machte mich wie gewünscht "nüchtern" auf den langen Weg zum Termin. Einem Menschen ohne Auto wäre die Wahrnehmung dieses Termins gar nicht möglich gewesen – aber das nur am Rande.

Draußen auf dem Gehweg vor der Praxis warteten noch andere Patienten, ein Mann und eine Frau, die, wie sich im anschließenden Gespräch herausstellte, ebenfalls von jenem Arzt zur Begutachtung einbestellt worden waren. Seltsamerweise hatten beide ebenfalls als Zeitpunkt 7:30 Uhr genannt bekommen. Eine bodenlose Unverschämtheit, wie wir übereinstimmend feststellten.

Gegen 7:30 Uhr habe ich dann wiederholt den Klingelknopf gedrückt und im Flur an die Eingangstür der Praxis geklopft. Keine Reaktion. Es war noch niemand da. Um 7:45 Uhr dann erschien eine junge, freundliche Sprechstundenhilfe, die uns ins Wartezimmer bat und das bevorstehende Prozedere erklärte. Und das läuft dort nach ihrer Aussage stets wie folgt ab: Der Arzt, der gar nicht zu jener Praxis gehört, sondern dort nur für solche Termine "ein Zimmer hat", kommt stets erst um 8:30 Uhr. Vorher werde den Delinquenten von der Sprechstundenhilfe Blut abgenommen, ein EKG gemacht, eine Urinprobe eingesammelt und der Blutdruck gemessen. Wer als erster da war, wird dann um 8:30 Uhr auch als erster zum Gespräch mit dem Arzt gebeten, das ca. 30 Minuten (tatsächlich waren es fast 50 Minuten) einschließlich einer "allgemeinen körperlichen Untersuchung" dauere. Der letzte "Patient" von den dreien an diesem Tag war demnach erst um 9:30 bzw. 10:15 Uhr nach einer zwei- bis fast dreistündigen Wartezeit dran. Ein Hammer. Und dennoch erzählte die Sprechstundenhilfe nebenbei, dass dieser Arzt ebenso verfahre, wenn er fünf oder sechs Menschen an einem Vormittag zu "begutachten" habe und sie allesamt um 7:30 Uhr antanzen lasse, was wohl regelmäßig vorkommt – ich hatte also noch Glück, denn ich war an jenem Montag der Erste.

Das Interieur der Praxis hatte bereits den Charme einer Nebenstelle von Lambarene. Das sollte aber nichts bedeuten, wenn der Arzt ein guter ist. War er aber nicht.

Ein ca. 80jähriger, pensionierter Silberrücken, dessen Glatze mit langen grauen Haaren an den Seiten, die er kunstvoll über die nackte Kopfhaut drapiert hatte, an seiner Eitelkeit zu nagen schien, bat mich in sein Sprechzimmer. Keine Entschuldigung für die lange Wartezeit, keine Erläuterung der Fragen nach banalen Dingen wie der Todesursache meiner Mutter, den Krankheiten der Eltern, der Zahl der Geschwister, meiner Schul- und Berufsausbildung und den Abschlüssen. Mit Fragen nach meinen Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten, meinen Gewichtsveränderungen, der Anzahl der Zigaretten, die ich täglich rauche, dem Alkoholkonsum und der Konsistenz meines Stuhlganges näherte er sich – so hoffte ich zumindest – dem eigentlichen Subjekt der Begutachtung: Meiner Person.

Dabei machte er auf einem weißen DIN-A4-Blatt stichwortartige Notizen. Zwischendurch blätterte er ständig und sichtlich desorientiert immer wieder mal minutenlang in meiner Akte, die jedoch nach seinem Suchergebnis nicht vollständig zu sein schien, weil sich z.B. die letzten MRT-Befunde über meine Wirbelsäule und andere Arztberichte nicht darin befanden – oder er war schlicht zu blöd, sie zu finden, denn er suchte nicht sinnvoll, sondern blätterte konzeptlos und wild hin und her, so als hoffte er auf einen Zufallsfund. Dieses ständige Herumblättern in der Akte bewies mir deutlich, dass er sich vorher weder die Unterlagen angesehen, noch mit meiner Krankengeschichte in irgendeiner Form vertraut gemacht hatte.

Seine Frage nach Herzbeschwerden beantwortete ich laienhaft mit "gelegentlichem Herzklopfen". Dieser Aussage würde ein sorgfältiger medizinischer Gutacher nachforschen, sofern das Herzklopfen nicht auf eine Liasion mit einer jungen Dame zurückzuführen wäre. Herzklopfen kann schließlich pathologische Ursachen – z.B. in Vorhofflimmern, einer Bradikardie, einer Tachykardie oder spontanen Extrasystolen – haben. So oberflächlich wie seine Fragen war dann auch die anschließende körperliche Untersuchung auf einer Liege. Was er da alles mit dem Stethoskop und dem kleinen Hammer, mit dem er meine Sehnenreflexe testete, an mir verifizierte, erinnerte mich eher an meine Einschulungsuntersuchung in der Grundschule oder einen Besuch beim örtlichen Amtsarzt, als an ein fachärztliches Diagnoseverfahren, von dem meine unmittelbare Zukunft abhängt.

Das war's dann auch schon. Gegen 9:15 Uhr entließ mich der Greis und rief dann sein nächstes, bereits seit fast zwei Stunden wartendes Opfer herein.

Fazit: Ein derartiges Verhalten kann nicht mit Zeitnot, Fahrlässigkeit oder mangelnder Koordinationsfähigkeit entschuldigt werden. Das war Absicht, Demütigung, Herstellung der hierarchischen Ordnung, soziale Kontrolle und Menschenverachtung – und es war zudem aus medizinischer Sicht derart inkompetent und grotesk, dass mir die Spucke fehlt, um das angemessen zu kommentieren. Alles im Auftrag der Rentenversicherung, von meinen Beiträgen finanziert. Ich sage: DANKE!

Demnächst werden sie mir wohl das "Gutachten" zur Stellungnahme zuschicken. Inwiefern sich dieser pensionierte Mediziner anhand der durchgeführten, lächerlichen Befragung und infantilen "Untersuchungen" ein Bild über meine tatsächliche gesundheitliche Situation machen kann, wird wohl sein streng gehütetes, dafür aber sicher recht gut bezahltes und die eigene Rente aufbesserndes Geheimnis bleiben.

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Strenge Diät


"Sind Se man vorsichtig mit'm Essen, lieber Freund!" – "Det trifft sich jut, Herr Doktor – seit jestern bin ick arbeitslos."

(Zeichnung von Franz Reinhardt [1904-1965], in "Simplicissimus", Heft 42 vom 16.01.1928)

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Anmerkung von Charlie: Ich danke dem Altautonomen sehr für seine Begleitung und die textliche Aufarbeitung dieses grotesken, geradezu surrealen Termins. Wenn ich den Text selber geschrieben hätte, wäre er jus­ti­zi­a­bel ausgefallen. ;-) Danke!

Montag, 28. August 2017

Der globale Adorilla: Make Fascism Great Again


Es ist ja keine Neuigkeit, dass der Faschismus keineswegs ein spezifisch deutsches Problem ist – auch wenn er hierzulande seinerzeit bis aufs Blut gewütet hat und bis heute trotz alledem ums Verrecken nicht auszurotten ist. All die faschistischen Idioten samt den begleitenden "Biedermännern und Brandstiftern" (Max Frisch), die keineswegs nur im ultrarechten Lager einschließlich NPD, Pegida und AfD zu finden sind, sondern bis weit in die sogenannte "Mitte" und deren politische und journalistische "Elite" hinein reichen, sprechen eine unmissverständliche, zutiefst menschenfeindliche Sprache.

Dennoch ist diese – kapitalistisch begründbare – Degeneration jedweder Menschlichkeit überall zu finden, wo der Kapitalismus seine zerstörerischen, ausbeuterischen Katastrophenorgien feiert. Es verwundert also nicht weiter, dass auch in den USA, deren Bevölkerung ja ohnehin höchst anfällig für plumpe Demagogie, stumpfe Propaganda und hirntötenden Nationalismus ist, stark zunehmende braune Strömungen festzustellen sind. Bei Zeit Online war kürzlich ein recht interessanter Text dazu zu lesen:

Amerika erlebt derzeit eine Welle von immer aggressiveren rechtsextremen und neofaschistischen Bewegungen. Der Faschismus wird häufig als eine der amerikanischen Gesellschaft fremde Ideologie angesehen. Er ist jedoch tiefer in der amerikanischen Geschichte verwurzelt, als viele von uns wahrhaben wollen.

Wie der Autor David Motadel – ein noch recht jugendlich wirkender "Professor für internationale Geschichte an der London School of Economics and Political Science" – auf die absonderliche Idee kommt, ausgerechnet die USA würden "von vielen" als irgendwie "immun" gegen faschistische Strömungen angesehen, wird wohl sein gehütetes Geheimnis bleiben – für mich jedenfalls ist diese erschreckende Entwicklung, zu der auch ein Irrer wie Trump gehört, wenig überraschend. Gerade die historische Betrachtung, die Motadel anstellt, ist aber lehrreich und informativ.

Auf ze.tt ist parallel dazu ein kurzer Kommentar zu dem seit einiger Zeit auch durch diverse deutsche Blogs geisternden Beitrag über die Rechtsradikalen von Charlottesville von Vice erschienen, in dem einige der Äußerungen der amerikanischen FaschistInnen dokumentiert wurden. Ich zitiere (und korrigiere die teils nicht ganz korrekte deutsche Übersetzung, wo es nötig ist):

  • "Juden werden uns nicht ersetzen!"
  • "Die Stadt wird von jüdischen Kommunisten und kriminellen Niggern regiert."
  • Wir haben nicht angegriffen. Wir haben nicht damit angefangen, Gewalt gegen jemanden anzuwenden. Wir sind nicht gewalttätig. Wir werden diese scheiß Menschen umbringen, wenn wir es müssen."
  • Der Anschlag eines Rechtsextremen auf eine Gruppe GegendemonstrantInnen, der die 32-jährige Heather Heyer tötete, sei "mehr als gerechtfertigt" gewesen. "Ich finde, dass die Zurückhaltung unserer Leute hervorragend war."
  • "Ich glaube, dass eine Menge mehr Menschen sterben werden, bevor wir hier fertig sind. […] Menschen sterben ständig aufgrund von Gewalt. Das ist mit ein Grund dafür, dass wir einen Ethno-Staat wollen. Die Schwarzen killen sich gegenseitig, indem sie sich von Küste zu Küste abstechen. Wir wollen nicht länger ein Teil davon sein."



Freilich bleibt, wie immer, auch in den beiden verlinkten (sowie allen weiteren mir bekannten Texten zu diesem Thema aus den Mainstreammedien) der logische und offen auf der Hand liegende Schluss aus, dass diese fatale, vorhersehbare Entwicklung selbstverständlich ursächlich mit dem Kapitalismus zusammenhängt. Ohne diese gedankliche Logikkette und die Nennung der seit so langer Zeit immer gleichen Ursache ist es indes unmöglich, zu irgendeiner sinnvollen Lösungsmöglichkeit zu gelangen. Auch dem jugendlichen Herrn Professor aus London fällt das selbstredend nicht auf – und so stehen die intellektuellen Damen und Herren, die den Kapitalismus "an und für sich" toll finden, heute einmal mehr völlig rat- und orientierungslos vor den erwartbaren, beängstigenden Auswirkungen.

Man sollte den Herr- und Frauschaften, die journalistische Texte zu diesem Thema verfassen, dringend die Lektüre beispielsweise von Max Frisch (siehe Link zum kompletten Text ganz oben) nahelegen. Der Lerneffekt könnte wahrlich bahnbrechend sein:

Eine dritte Flasche, die du schon zwischen den Knien hast, lehnen sie ab. Da du sie trotzdem öffnest, wirst du sie allein trinken müssen. Nur beim Abschied, als du gewisse Hoffnungen ausdrückst, dass die Menschen einander näher kommen und einander helfen, bitten sie dich nochmals um Streichhölzer. Ohne Zigaretten. Du sagst dir mit Recht, dass ein Brandstifter, ein wirklicher, besser ausgerüstet wäre, und gibst auch das, ein Heftlein mit gelben Streichhölzern, und am andern Morgen, siehe da, bist du verkohlt und kannst dich nicht einmal über deine Geschichte wundern.

(aus: Max Frisch [1911-1991]: "Biedermann und die Brandstifter. Eine Burleske", in: "Tagebuch 1946-1949")

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Nazi-Vision


"... es tut sich was im argentinischen Urwald."

(Zeichnung von Max Radler [1904-1971], in: "Der Simpl", Nr. 4 vom Mai 1946)